So schön kann Küssen sein
Frau.
“Wir müssen schnell aus dem Regen heraus”, sagte er.
“Gehen wir zu meinem Wagen”, erwiderte die Frau knapp.
Er führte sie zur Straße. Sie hatten erst wenige Schritte getan, als das schäumende Wasser den Minivan losriss und wegspülte. Das Kreischen von Metall auf Steinen und das dumpfe Poltern gingen Manny durch Mark und Bein und trieben ihn an.
Oben auf der Straße stand das Fahrzeug der Frau, ein etwa fünfzehn Jahre alter Geländewagen. Der Motor lief, die Scheinwerfer waren eingeschaltet.
“Können Sie fahren?”, fragte er sicherheitshalber.
Sie nickte, stieg ein, öffnete ihm von innen die Beifahrertür und nahm ihm den Jungen ab. Manny setzte sich neben sie, schloss die Tür und nahm wieder das Kind. Er öffnete seine dicke Lederjacke, legte das Kind an seine Brust und zog den Reißverschluss hoch. Falls der Wagen auf der vereisten Straße einen Unfall haben würde, war das zwar gefährlich, doch der Kleine brauchte jetzt Körperwärme.
Die Frau hatte sich angeschnallt, aber ihre Hände zitterten so heftig, dass sie womöglich das Lenkrad nicht würde halten können. Manny fasste an dem Kind vorbei und schaltete das Heizungsgebläse ein.
“Schaffen Sie es wirklich?”, fragte er.
“Ja”, versicherte sie mit bebender Stimme. “Wenn das Wasser steigt, werden wir von zwei Flüssen eingeschlossen sein. Das passiert jedes Mal bei starken Regenfällen. Meine Ranch liegt an der Straße. Wir müssen dorthin. Das ist die einzige Möglichkeit.”
Sie legte den Rückwärtsgang ein, wendete und fuhr langsam vom Fluss weg.
Manny kannte weder ihren Namen noch wusste er, wieso sie ihm plötzlich zu Hilfe gekommen war. “Ich muss mich bei Ihnen bedanken. Das war sehr mutig von Ihnen, aber auch sehr unvorsichtig.”
Sie blickte starr nach vorn und konzentrierte sich auf die glatte Straße.
“Ich bin Manny Sanchez, und wer sind Sie?”
“Randi Cullen. Ich lebe auf der Running-C-Ranch.”
Die Running-C-Ranch? Verdammt, den Namen hatten die Schmuggler in dem
Café in Del Rio
erwähnt. Hatte diese Frau etwas mit ihnen zu tun? Womöglich war seine Retterin in Wahrheit der unbekannte Boss, hinter dem er her war.
Manny war fest entschlossen, Randi Cullen im Auge zu behalten und vorerst nicht mehr von ihrer Seite zu weichen. Und dafür sollte ihm jedes Mittel recht sein.
Randi hielt das Lenkrad fest umklammert, während sie einen Blick auf den Mann warf, der neben ihr saß und sie eingehend musterte. Der dunkelhaarige Fremde strahlte eine unglaubliche Energie aus. Er jagte ihr Angst ein – und erregte sie gleichzeitig.
Randi hatte keine Ahnung, was sie sich dabei gedacht hatte, auf den Wagen im Fluss zu klettern. Sie hatte an der Brücke gehalten, ein Kind weinen gehört und nicht mehr an drohende Gefahren gedacht.
Nie zuvor hatte sie so viel gewagt. Sogar jetzt noch zitterte sie bei dem Gedanken daran, was sie getan hatte. Gleichzeitig hatte sie sich aber auch schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt.
Es mochte gefährlich sein, diesen Mann in ihrem Haus aufzunehmen, doch das war ihr egal. Sie spürte, dass sie ihm vertrauen konnte. Irgendwie erinnerte er sie an ihren guten Freund, den Hilfssheriff.
Der Mann war offenbar mit seinem kleinen Kind unterwegs gewesen. Da konnte er doch kein schlechter Mensch sein. Darüber hinaus brauchten er und sein Kind Hilfe. Etwas hatte sie für die beiden bereits tun können. Das frustrierende Gefühl, nicht helfen zu können, das Randi jahrelang nicht losgeworden war, fiel allmählich von ihr ab.
“Ein ungewöhnlicher Name für eine Frau, nicht wahr?”, bemerkte er.
“Randi? Das war der Spitzname meiner Großmutter. Es ist eine Abkürzung für Miranda”, fügte sie hinzu, als er sie verwirrt ansah.
“Ich finde Randi schön.”
Verlegen blickte sie kurz zu ihm. Er lächelte sie an. Dieses Lächeln machte ihn zum faszinierendsten Mann, den sie jemals getroffen hatte.
Er sah nicht so blendend gut aus wie ein Filmstar. Dafür war sein Kinn zu kantig und die Nase zu groß. Aber mit dem dunklen Haar und den dunklen Augen besaß er eine starke Ausstrahlung. In gewisser Weise erinnerte er sie an ein Raubtier. Außerdem war er sehr kräftig gebaut. Ihr stockte der Atem, als sie merkte, wie viel Platz er im Wagen beanspruchte.
“Meine Mutter hat mir diesen Namen gegeben”, sagte sie unsicher.
“Hören Sie, Randi, ich beklage mich ganz sicher nicht darüber, aber wieso waren Sie bei diesem Wolkenbruch überhaupt unterwegs?”
“Ich kam gerade
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