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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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Koffer und rette dann mein Plastiksackerl aus der Klospülung im Nachbarzimmer. Alles noch da.
    Beim Auschecken gibt es kein Problem. Die neue Rezeptionistin fragt mich nicht mal, warum ich jetzt schon abreisen will, sie schaut sogar ziemlich glücklich drein und ruft mir dann noch ein Taxi.
    Vor dem Hotel warte ich. Weil es dann doch länger dauert als fünf Minuten, schaue ich mir die Superautos auf dem Parkplatz noch einmal an. War eigentlich gut, dassmein erster Plan nicht funktioniert hat, so hab ich viel mehr abgeräumt. Wie ich so schaue, merke ich, dass in einem der Autos jemand sitzt. Ziemlich zusammengesunken. Ich klopfe an die Scheibe. Vielleicht ist ihm ja schlecht. Nein, dem ist nicht mehr schlecht. Nie mehr. Es ist der friedhofsblonde Sicherheitskopfurlauber mit dem großen Loch in seinem Sicherheitskopf. Da wird sich später jemand noch ziemlich freuen, wenn er von der Polizei gegrillt wird, von wegen Leiche im Auto und so.
    Da kommt mein Taxi. Ich freue mich schon auf meinen Richie. Wenn ich mit so urviel Kohle anrausche, wird er die Dummtussi sicher wieder rausschmeißen. Und ich brauche jetzt mal längere Zeit nicht mehr zu tanzen. Manchmal läuft sogar bei einem Pechvogel wie mir alles glatt.

    Melanies Wellnesstipp:
     
    Am besten entspannen kann ich an so einem Palmenstrand in der Südsee. Dazu gehört eine Piña Colada, aber Wodka tut’s auch. Und dann stehen fünf so Zuckerschnitten mit gar nichts an rund um mich herum und wedeln mit den Palmblättern, damit mir nicht so heiß ist. Vielleicht spielt dann noch eine Eingeborenenband ein bissl dazu.
    Das wär mein Traum.
    In Wirklichkeit lieg ich meistens fix und foxi vor dem Fernseher, bestell eine Pizza und gurgel den Gin aus, der vom Vortag noch übrig ist. Das ist aber auch nicht schlecht, muss ich sagen. Und wenn Sie mich so anschauen, dann müssen Sie zugeben, dass meine Entspannungsmethode echt ursuper wirkt.

Jürgen Kehrer
Sultan-Badeservice »Deluxe«
    Ich traf Garry immer im Hamam. Gleich neben der Hagia Sophia in der Istanbuler Altstadt. Ein bisschen schwitzen, ein bisschen schwatzen, sich abschrubben und durchkneten lassen. Zwei Stunden Well-Being. Hinterher fühlt man sich wie neugeboren. Nicht, dass Garry und ich das nötig gehabt hätten. Wir waren junge Männer, Anfang dreißig, gut durchtrainiert. Wir achteten auf unsere Ernährung und unsere Karriere.
    Garry arbeitete beim amerikanischen Generalkonsulat. Offiziell zumindest. Natürlich ahnte ich, dass er in Wirklichkeit auf der Lohnliste des CIA stand. Seine Art zu fragen, seine Manie, ständig in den Rückspiegel zu schauen, seine häufigen Dienstreisen, die ihn durch alle möglichen korrupten Diktaturen Mittelasiens führten   – Garry benahm sich eindeutig wie ein Agent.
    Und ich war so etwas wie Garrys Quelle. Keine besonders ergiebige, vermutete ich. Ich gehörte zwar auch einem Konsulat an, dem deutschen, um genau zu sein, aber mein Fachgebiet waren nicht Staatsgeheimnisse, sondern Protokollfragen. Wenn Bundestagsdelegationen einen Abstecher nach Istanbul machten, kümmerte ich mich um Termine und Themen, erklärte den Hinterwäldlern aus der Provinz, wie sie sich zu benehmen und was sie im Gespräch mit der Frau des Ministers unbedingt zu unterlassen hatten. Routinekram eben. Highlights waren da schon die Besuche des Außenministers oder der Kanzlerin. Garrys Augen glänzten, als ich ihm von den hysterischen Anfällen des AM (wie wir den Außenministernennen) erzählte. Der AM konnte es nämlich überhaupt nicht leiden, wenn man ihm türkischen Mokka statt italienischen Espresso servierte. Und dass seine Kuscheltiere nicht in seinem Bett, sondern in dem des Staatssekretärs gelandet waren. Regelrecht ausgerastet war der AM, hatte den Kaffeesatz auf die Tischdecke gekippt und mich zur Schnecke gemacht.
    Solche Geschichten liebte Garry. Und ich lieferte sie ihm, weil ich ahnte, dass Garry mir irgendwann einmal nützlich sein konnte. Er würde es bis ganz nach oben schaffen, da war ich ziemlich sicher, und ein direkter Draht nach Langley, dem CI A-Hauptquartier , half jeder diplomatischen Laufbahn.
    Ich genoss unsere gemütlichen Stunden im Hamam sehr, ganz abgesehen davon, dass Garry zahlte. Vermutlich gingen unsere Treffen auf Spesenrechnung.
    An diesem Tag hängte ich meine Sachen in die Kabine, wickelte mir ein weißes Peştemal um die Hüften und schlüpfte in die Holzpantinen. Die Hitze im Baderaum kam von unten, deshalb empfahl es sich, seine Fußsohlen in

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