So schoen Tot
der Sporttasche direkt vors Auto gerast war, sprach doch für sich. Tragisch, dass er sich dabei einen Genickbruch zugezogen hat … Problem gelöst!, dachte sich Rolf Bock. Oder vielmehr: die Probleme. Plural. Vor allem das, das ihn schon so viel länger plagte als der
Beobachter
.
Vor dem Flurspiegel spannte Rolf Bock seine Armmuskeln an. Ganz schön respektabel, fand er, ebenso wie die Struktur seiner Adern. Noch nicht so eindrucksvoll wie bei dem toten Muskelmann, aber viel fehlte nicht mehr. Jetzt konnte er sich wieder sehen lassen. Und er hatte endlich wieder ein Ziel vor Augen.
Ein weißes, kurzärmeliges Hemd und eine schwarze Hose stehen mir auch gut, dachte Rolf Bock. Schließlich würde sein Erbe nicht ewig reichen, und er wollte sich auch nie wieder so gehen lassen. Initiative entwickeln, den Hintern hochkriegen, aus dem Quark kommen! Genau das hatte er getan.
So eine gute Geschäftsidee wie
Die Beobachter
war doch viel zu schade, um sie einem anderen zu überlassen.
Wellnesstipp von Peter Gerdes:
Mein Wohlfühlrezept heißt Wechsel. Abwechslung. Das tun, was gerade nicht angesagt ist. Holz sägen, gerade wenn der Abgabetermin für den nächsten Roman näher rückt.Ruhe erzwingen, gerade weil der Stress Ruhe unmöglich zu machen scheint – denn das stimmt nie. Effizient powern, großzügige Pausen machen. Und einen neuen Sturm entfachen, wenn Ruhe zur Gewohnheit zu werden droht.
Was Abwechslung angeht, ist ein Fitnessstudio gar keine schlechte Wahl, auch wenn es eigentlich nichts anderes bietet als eine komfortable Variante des verhassten Zirkeltrainings aus Schule und Sportverein. Auch da gibt es Übungen, die man hasst, und welche, auf die man sich freut, weil sie einem das gute Gefühl geben, um dessentwillen man ja eigentlich da ist. Die Mischung macht’s. Abwechslung eben.
Trotzdem: Bewegung an frischer Luft ist durch nichts zu toppen. Rudern, Paddeln, Segeln – schade, dass das nicht jederzeit, überall und vorbereitungsfrei zu haben ist! Wenn einem Joggen nichts gibt, bleibt nur das gute alte Fahrrad. Nein, falsch: das gute neue, ziemlich teure Fahrrad! Selbstmotivation muss sein, und Männer stehen nun mal auf Spielzeug, heißt es. Große Jungs eben. Gutes Regenzeug und eine moderne Lichtanlage dazu, dann gibt es keine faulen Ausreden mehr. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, alle Wege in vertretbarem Umkreis mit dem Rad zu machen, dann kostet es überhaupt keine Überwindung mehr, Wind, Wetter und Dunkelheit zu trotzen. Im Gegenteil: Wenn man dann doch mal das Auto nehmen muss, etwa bei Glatteis, dann vermisst man direkt etwas.
Das Wellnessgefühl nämlich.
Regula Venske
Auf Sand gebaut
1.
Leises Vogelgezwitscher setzte ein, bevor die ersten Wellen an den Strand rollten. Alexandra warf einen letzten Blick auf den Strandhafer, der sich leicht im Wind zu wiegen schien, und streckte sich auf dem Sand aus. Gleich würden die Wellen ihren Körper liebkosen, zunächst sanft, dann immer fordernder, wilder. Würden schließlich mit Macht über sie kommen und erst wieder von ihr ablassen, wenn alle Sorgen abgespült und Scham und Schmach für heute fortgeschwemmt wären. Sie musste unwillkürlich seufzen, ob vor Anstrengung oder vor Erleichterung, sie wusste es selbst nicht genau. Dann schloss sie die Augen.
Einmal in der Woche genoss Alexandra den Sonnenaufgang am Meer. Den vorgetäuschten Sonnenaufgang am Meer: Seit geraumer Zeit war sie Stammgast im Sandbad der Wiesbadener Kaiser-Friedrich-Therme. Um der Landeshauptstadt mit ihrem Klatsch, ihren Demütigungen und Intrigen zu entkommen und in die Karibik zu reisen, fehlte ihr momentan das nötige Geld. Selbst Nord- oder Ostsee waren nicht drin momentan. Wenn sie über alles nachdachte, und es verging kaum ein Tag, an dem Alexandra nicht über alles nachdachte, so war die leere Kasse derzeit ihr größter Schönheitsfehler. Die paar Pfunde zu viel, die sie sich mit tröstlichen Törtchen im Café Maldaner angefuttert hatte, ja selbst der Makel des aberkannten Doktortitels fielen demgegenüber weit weniger ins Gewicht. Wenngleich ein Namensschildchen mit der Aufschrift »Dr. AlexandraFischer-Nassovia« – sei es an der Tür zu ihrem Arbeitszimmer, sei es auf Diskussionspodien und Vortragspulten oder auch am Revers ihres Blazers – natürlich mehr hergemacht hatte als der handbeschriftete Pappzettel, der nun an ihrer Wohnungstür klebte. Sie war wieder bei »A. Fischer« gelandet.
Und nicht nur den
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