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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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Beispiel und insbesondere die 66,4   Grad heiße Adlerquelle, welche die Kaiser-Friedrich-Therme speiste. Nicht von ungefähr wohnte er im Wiesbadener Quellenviertel. An den heißen Quellen der Mattiaker, den
Aquis Mattiacis
, wie der Lateiner sie nannte, hatten bekanntlich schon die alten Römer Heilung und Erholung gesucht. Allein schon dieses Bewusstsein: dass man hier auf Du und Du mit den Alten verkehrte, verschaffte Befriedigung. Was für sie bekömmlich gewesen war, konnte auch dem modernen Menschen nicht schaden.
    Lehmann versuchte, in den Schultern locker zu lassen. Seine Rückenmuskulatur war total verspannt. Das hatte auch diese patente Bademeisterin gleich erkannt, kaum, dass er sich auf der Massagebank ausgestreckt hatte. Es war ja auch alles ein bisschen viel gewesen in den vergangenen Wochen. Während er im Endspurt an einem komplizierten urheberrechtlichen Thema gesessen hatte   – nicht gerade sein Lieblingsgebiet!   –, war drei weiteren Klienten die Doktorwürde entzogen worden. Vierzehn waren es nun schon insgesamt, wenn er korrekt Buch geführt hatte. Mehrere dieser minderbemittelten Knauser schrieben ihm inzwischen rabiate Briefe, anonym natürlich, zu anderem waren diese Feiglinge ja nicht in der Lage. Einige wollten ihr Geld zurück, andere forderten Schadenersatz, zwei hatten sich in genüsslichen Schilderungen archaischer Foltermethoden ergangen, die sie an ihm auszuprobieren gedachten. Bislang hatte er versucht, diese Schreiben zu ignorieren und so gut es ging zu verdrängen, aber gestern Nacht hatte ihm dieser brutale Schwitalla, als er seinFahrrad abstellen wollte, im Dunkeln vor der Kellertür aufgelauert. Nur gut, dass er regelmäßig Sport trieb, so war er um den entscheidenden Bruchteil von Sekunden schneller gewesen. Er hatte sich aus dem Griff dieses fetten Bonzen befreit und war die Treppe hochgespurtet, Schwitalla immer dicht hinter ihm her. Vor der Wohnungstür hatte es eine weitere Rangelei gegeben, aber es war ihm gelungen, die Tür mit einer Hand aufzuschließen und den Kerl mit der anderen auf Abstand zu halten. Er hatte ihn von sich gestoßen, war in seine Wohnung gesprungen und hatte die Tür zugeknallt, direkt vor Schwitallas fleischiger Nase. Schade eigentlich, dass er sie ihm nicht ins Gesicht gerammt hatte! Sobald er den Riegel vorgelegt hatte, hatte Lehmann mit weichen Knien hinter der verschlossenen Wohnungstür gekauert und einige Minuten abwarten müssen, bis sein Herzklopfen und das Zittern sich legten. Für den Moment war er in Sicherheit gewesen, aber Schwitalla würde es wieder versuchen, und nicht nur er, daran bestand kein Zweifel.
    Und deshalb hatte Lehmann beschlossen, seine Routinen zu ändern. Er war zu
predictable
, seine Wege, seine Tagesabläufe waren allzu vorhersehbar. Von fünf Uhr morgens bis dreizehn Uhr war er daheim an seinem Schreibtisch anzutreffen, wo er ruhig und konzentriert arbeitete, fünf Tage die Woche, bis er sich gegen halb zwei in Webers Wikinger   – montags im Kleinen König   – einfand, um sich ein spätes Gabelfrühstück zu gönnen. Für gewöhnlich blieb er anderthalb Stunden dort und studierte während des Essens die Frankfurter Allgemeine. Dann war es Zeit für den Sport. Montags besuchte er die Therme, saunierte und schwamm stramm ein paar Runden im historischen Kaltwasserbecken, dienstags und donnerstags trainierte er für den Marathonlauf. Mittwochs besuchte er Ewa. Manchmal, wenn ihm danach war, schaute er mittwochabendsnoch im Spielcasino vorbei. An den Wochenenden setzte er sich aufs Fahrrad und radelte in den Rheingau hinaus, es sei denn, es herrschte Glatteis. Für diesen Fall hatte er zu Hause einen Heimtrainer aufgestellt. Kurzum, Lehmann hatte sein Leben im Griff, und wenn gewisse Idioten das ihre nicht unter Kontrolle hatten, dann war das, bitte schön, deren Problem und sollte auch deren Problem bleiben. Schon allein, dass sie annahmen, für 20   000   Euro könnten sie eine originäre Doktorarbeit verlangen, zeigte doch, wes Geistes Kind diese Leute waren. Davon konnte er, bescheiden, wie er war, mal gerade ein halbes Jahr leben. Was für eine Forschungsarbeit, bitte schön, stümperte man in einem halben Jahr schon zusammen? Wenn er dagegen an Winfried Lütt dachte   – sein Lieblingsminister hatte ihn drei Jahre lang finanziert, inklusive einem Aufenthalt zu Studienzwecken in Harvard! Da legte man sich natürlich ganz anders ins Zeug. Auch für Nils Bendix, den berühmten Fernsehkoch, hatte er

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