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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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sich echt Mühe gegeben. Bendix hatte ihm ein kurzweiliges Thema aus dem Gebiet der Önologie angetragen, zu dessen Bewältigung allerlei Weinproben nötig gewesen waren   – mal etwas anderes! Lehmann war zwar verkrachter Jurist   – er war zweimal durchs Erste Staatsexamen gefallen   –, schreckte aber auch vor anderen Disziplinen nicht zurück. Einer wie er verstand sich auf alles.
    Er musste nur verhindern, dass Schwitalla bei seiner nächsten Attacke erfolgreich war. Oder ein anderer von diesen Spinnern, die es sich leicht machten, indem sie ihm die Schuld an ihrem verpfuschten Lebenslauf gaben. Ab sofort würde er von seinem Schema abweichen, und deshalb entspannte er heute ausnahmsweise an einem Donnerstagnachmittag in der Therme. Statt der üblichen Runden im Schwimmbad hatte er spontan eine Ganzkörpermassage gebucht. Konnte auch mal nicht schaden. Diese Massagefee walkte seine Rückenpartie ganz schön hart durch.Während er sich ihren Knetbewegungen hingab, dachte Lehmann darüber nach, wie er sein Wochenprogramm zukünftig so variieren konnte, dass er für seine Gegner nicht allzu leicht auffindbar war. Und ohne allzu große Opfer zu bringen.
    »Haben Sie gesehen?« Die Masseurin unterbrach ihn in seinen Gedanken. »Die Dingsbums, diese Nassovia, nimmt gerade nebenan ein Sandbad. Dass sich so eine überhaupt noch in die Öffentlichkeit traut.«
    Es dauerte einen Moment, bis Lehmann antworten konnte. Wenn nur seine Stimme nicht allzu aufgeregt klang.
    »Die Fischer-Nassovia? Die mit dem Doktortitel?«
    »Genau die.« Die Masseurin lachte. »Die mit ohne dem Titel, müsste es wohl eher heißen.«
    Lehmann zog die Schultern zusammen. Alexandra Fischer-Nassovia hatte ihn damals im Preis heruntergehandelt, auf 16 000DM, wenn er sich richtig erinnerte. Auch so eine knauserige Kleinbürgerliche. Karrieregeil, weltfremd. Eine verbotene Mischung. Und nun nahm sie ein Sandbad direkt nebenan? Allerdings, die Frau hatte Nerven.
    »Diese Leute ruhen sich aus, und unsereins darf schuften.« Die Masseurin traktierte seine Schultern jetzt mit schnellen harten Handkantenschlägen. Als wolle sie sich an ihm für etwas rächen, das ihr sonst jemand angetan haben mochte   – das Leben selbst vermutlich.
    »Und was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«
    »Sie dürfen fragen.« Nur verspürte Lehmann keine Lust, eine Antwort auf die Frage zu geben.
    »Sitzende Lebensweise, tippe ich mal.«
    Wozu trainierte er eigentlich, wenn es ja doch nichts nützte?
    »Tja, die einen sind fleißig und schuften sich kaputt, und die andern machen sich einen schönen Lenz und genießen die Früchte. Diese Fischer-Nassovia zum Beispiel   …«,die Badefee senkte vertraulich die Stimme, »die nimmt jeden Dienstag ein Sandbad. Nach der können Sie die Uhr stellen. Diese Woche dachte ich schon, sie würde nicht kommen.«
    Lehmann horchte auf. Noch jemand mit festen Gebräuchen.
    »Aber dafür ist sie ja nun heute da. Wie man sieht, Pack vergeht nicht.«
    War das ein Fingerzeig? Oder eher schon ein regelrechter Wink mit dem Zaunpfahl? Wieso hatte die Fischer-Nassovia ihre Routine geändert? Lauerte sie ihm auf? Lehmann war sich ziemlich sicher, dass zwei, drei Drohbriefe auch aus ihrer Feder stammten, ein Linguist war schließlich auch an ihm verloren gegangen. Eine unangenehme Vorstellung, dieses Flintenweib jetzt nur durch eine dünne Wand von sich getrennt zu wissen.
    »Nun lassen Sie doch mal locker, ich tu Ihnen doch nichts.«
    Lehmann richtete sich auf. »Entschuldigen Sie, mir ist grad was eingefallen.«
    Er schob die Masseurin beiseite und schlang sich das Laken, mit dem sie seine Beine bedeckt hatte, um die Hüften. »Ich hab noch was zu erledigen. Entspannen Sie für mich.«
    Und schon war er in seine Badelatschen geschlüpft und hatte die Tür geöffnet.
    »So wird das nie was mit Ihnen«, rief die Masseurin ihm nach.
    Lehmann straffte seinen Rücken und schloss die Tür hinter sich.

3.
    »Idiot!«
    Elvira starrte auf die geschlossene Tür. Eine Viertelstunde hätte diesem Lehmann noch zugestanden. Das war ihr noch nie passiert, dass jemand vorzeitig von ihrer Massagebank getürmt war. Allerdings konnte sie nicht gerade behaupten, dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Je eher sie Feierabend hatte, desto besser. Sie verrieb ein wenig Öl zwischen ihren Handrücken und massierte sich die schmerzenden Hände. »Arthrose, eine Berufskrankheit, nicht untypisch in Ihrem Alter«, hatte der Arzt gesagt. Beide Daumengelenke waren

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