So sexy, so verführerisch
Callan. Er musste sie gestern hier hingestellt haben, als er seine Sachen auspackte. Sie hatte sich gerade mit seinem Shampoo das Haar gewaschen.
Das war ein seltsames Gefühl, so persönlich, so intim. Ein Schauer durchlief sie.
Genüsslich atmete sie den männlichen Duft ein, ließ den Kopf nach hinten sinken und spülte den Schaum aus ihrem Haar. Sie spürte, wie der Schaum an ihrem Rücken hinunterlief, an ihren Schenkeln und Beinen entlang. Ihre Brüste prickelten leicht. Abby erinnerte sich daran, wie es war, Callans breiten Oberkörper unter sich zu spüren, als sie mit ihm auf dem Sofa aufgewacht war, und dann dachte sie daran, wie wunderbar er sie gestern im Büro geküsst hatte. Sie hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht an diesen Kuss denken müssen, an seine heißen, fordernden Lippen, das betörende Spiel seiner Zunge.
Man hatte sie schon oft geküsst. Als sie mit ihren Tanten in New York gewohnt hatte, war sie mit mehr Männern ausgegangen, als ihr lieb gewesen war, aber nie hatte es sich etwas Ernstes daraus entwickelt. Sie hatte immer gedacht, dass es nett war, geküsst zu werden. Aber ‘nett’ beschrieb nicht einmal annähernd, was sie bei Callan empfunden hatte. Sein Kuss hatte sie vollkommen überwältigt.
Aber Callan bedeutete das alles nichts, weder sein Aufenthalt in ihrem Haus noch der Kuss, den er ihr gegeben hatte. Wie er ihr gesagt hatte, hatte er es nur getan, damit sie sich entspannte. Und obwohl er es auch genossen zu haben schien, gehörte es für ihn nur zu seiner Rolle in diesem seltsamen Spiel.
Was hatte er noch zu Ray Palmer gesagt? “Abigail ist viel zu wertvoll für uns, als dass wir sie jemals gehen ließen.”
Und wenn er dafür die unscheinbare kleine Abby küssen musste, so würde er es eben tun. Sie kam aus der Dusche und trocknete sich schnell ab, schlüpfte hastig in einen geblümten rosa Morgenmantel und fuhr sich mit dem Kamm durch das feuchte Haar.
“Abby? Bist du bald fertig?”
Sie zuckte erschrocken zusammen. Mit klopfendem Herzen zog sie den Gürtel um ihren Morgenmantel fester, holte dreimal tief Luft und öffnete.
Und dann bekam sie plötzlich keine Luft mehr.
Mit nacktem Oberkörper stand er da, die Arme auf beide Seiten des Türrahmens gestützt. Sein dunkles, zerzaustes Haar fiel ihm in die Stirn, und sein Kinn war unrasiert. Ihre Knie wurden ihr weich, und sie starrte ihn stumm an.
“Geht’s dir gut?”
Seine tiefe, ein wenig heisere Stimme ließ Abby bis ins Innerste erschauern. “Natürlich.” Sie räusperte sich. “Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du so früh aufwachen würdest.”
Er gähnte herzhaft. “Ich auch nicht. Aber ein Eichelhäher hat ans Fenster geklopft und mich aufgeweckt. Ein Freund von dir?”
Ach herrje. In all dem Durcheinander hatte sie ganz den Vogel vergessen. “Das ist Stanley. Er geht ums Haus herum und klopft an jedes Fenster, wenn ich ihm nicht seine Erdnüsse zum Frühstück hinlege. Tut mir leid.”
“Stanley?” Callan lachte leise. “Abby, du bist wirklich eine bemerkenswerte Frau.”
Sein Kompliment erwärmte sie, genau wie seine Nähe. So wie sie am frühen Morgen hier dicht voreinander an der Badezimmertür standen, musste sie jeder für ein echtes Paar halten. Aber sie waren nun einmal keins. Sie waren höchstens Freunde, und das war schon unbehaglich genug. Immerhin war Callan Sinclair ihr Chef.
Sie straffte die Schultern. “Ich bin fertig. Du kannst das Bad haben.”
Sie machte einen Schritt auf ihn zu und erwartete, dass er sie vorbeiließ. Aber das tat er nicht. Stattdessen blieb er wie angewurzelt stehen und sah sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an.
“Warum trägst du dein Haar nicht immer so?”, fragte er leise.
Erstaunt berührte sie ihr schulterlanges Haar. “Nass?”
Er lächelte. “Nein, obwohl das auch sehr nett aussieht. Ich meinte, warum trägst du es nicht immer offen? Du hast sehr hübsches Haar.”
Sie musste schlucken. “Danke.”
Erst jetzt und fast widerwillig trat er zur Seite, und Abby eilte hastig an ihm vorbei.
“Hast du was dagegen, wenn ich mir etwas von dem Kaffee nehme, den du gemacht hast?”, rief er ihr noch nach, als sie den Flur zu ihrem Schlafzimmer hinunterging.
“Nimm dir, was du brauchst”, antwortete sie und fügte insgeheim hinzu: Und mich auch. Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund, als ob die Gefahr bestünde, dass sie die Worte wirklich laut aussprach.
In ihrem Schlafzimmer schloss sie die Tür und setzte
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