So sinnlich kann die Liebe sein
wirst", hatte seine Großmutter gesagt.
Aber die Vorstellung, wie er in einem großen Bett liegen und von Kindern umringt sein würde, wollte nicht weichen. Er erinnerte sich an die hilflosen Versuche seines Vaters mit dem Rubikwürfel und an seinen eigenen Triumph, als er ihn ihm zurückreichte und seine Eltern sich staunend ansahen, weil er das Geheimnis des trickreichen Würfels innerhalb von einer Minute gelöst hatte.
Dieses Selbstbewusstsein würde er auch gern an ein Kind weitergeben. Er stellte sich vor, wie er einen solchen Blick mit... na ja, Beispielsweise mit Bel austauschte. Auf jeden Fall würde sie eine gute Mutter sein. Schade, dass er das Risiko nicht eingehen konnte. Selbst wenn sie eine gute Mutter sein würde, so machte das noch lange keinen guten Vater aus ihm.
„Wenn eine Ehe zerbricht, wird das Selbstbewusstsein eines Kindes auf Jahre hinaus zerstört. Das wäre nicht richtig, Jake", hatte seine Großmutter ihn ermahnt.
Bel konnte ihre Tagträume nicht ganz von sich weisen. So ein großes Haus würde sie vermutlich nie haben. Aber es war nicht die Größe, die sie magisch daran anzog. Kinder konnten sich auch ein Zimmer teilen. Sie und Tallia hatten das getan, bis Tallia nach Vancouver gezogen war. Es war vielmehr das Gefühl, dass das Haus Herzlichkeit, Liebe und fröhliches Lachen gesehen hatte und sehen würde.
Jake konnte so herrlich lachen.
Aber das denken wahrscheinlich viele Frauen, rief Bel sich ins Gedächtnis.
Am Ende ihres Rundgangs gelangten sie in die große Wohnküche. Ein Wintergarten schloss sich daran an.
„Was ist das denn? Ein Dschungel?" fragte Jake amüsiert.
Bel lachte. „Die Zimmerpflanzen sind gestern eingetroffen, aber der Innenarchitekt kommt vor Montag nicht wieder, und ich weiß nicht, wo sie alle hingestellt werden sollen. Es ist richtig schön, sich dazwischen zu setzen, und ich bedaure fast, dass sie alle einen anderen Platz bekommen."
„Sollen wir uns dorthin setzen?"
„Gern."
Jake überlegte, wo er seine Aktentasche gelassen hatte, und schaute sich suchend in der Küche um. „Ich habe meine Aktentasche draußen neben dem Pool liegen lassen", sagte er.
„Meinetwegen können wir uns auch nach draußen setzen. Das Wetter ist so herrlich", entgegnete Bel. Bestimmt war es besser, nicht zu lange mit Jake im Haus zu bleiben.
Draußen am Pool meinte Jake: „Du hast mir noch nicht den anderen Bau gezeigt. Was wollen Brad und Tallia damit machen?"
Bel zögerte. „Ich vermute, sie werden es als Gästehaus herrichten", antwortete sie. „Vielleicht aber auch eine Unterkunft für Hausangestellte daraus machen."
„Ist schon daran gearbeitet worden?"
Sie hatte es bewusst ausgelassen, aber natürlich gab es keinen wirklichen Grund, es ihm nicht zu zeigen. „Ja", erwiderte sie. „Komm, sieh es dir an."
7. KAPITEL
Bel führte Jake zu dem kleinen Haus, das auf der gleichen Seite lag wie die ehemalige Töpferei, und ging vor ins Wohnzimmer. „Gefällt es dir? Liegt es nicht fabelhaft? Sieh mal den Ausblick von hier!"
Die Fenster des Wohnzimmers waren nach Westen aufs Meer aus gerichtet und damit wie geschaffen, um sich von ihnen aus den Sonnenuntergang anzuschauen.
Zur Linken, auf der anderen Seite der großen Bucht, waren die dunklen Tannen des Stanley Parks zu sehen, und gleich dahinter ragten die Wolkenkratzer der Stadt auf. Jake konnte verstehen, warum die Le ute hier ein Grundstück erwarben.
Sofort erinnerte er sich, bei dem Grundstück nebenan ein Schild mit der Aufschritt „Zu Verkaufen" gesehen zu haben.
Allerdings hatte es keinen Sinn, sich darum zu kümmern, außer man plante eine Familie zu gründen.
„Sehr schön", erwiderte er und schaute sich anerkennend um. „Hier lässt es sich wohnen." Das war nicht einfach so dahergesagt. Ihm gefielen die klaren Linien und die vielen Kissen, die sie gemütlich arrangiert hatte. Im Sommer würde man nicht die Hitze emp finden, und im Winter würde es gemütlich sein. „Ein wenig anders als im Haupthaus. Aber es gefällt mir sehr."
Bel errötete. „Tallia hat mich gebeten, es einzurichten. Sie hatte mir freie Hand gelassen, und es macht mir richtig Spaß."
Erstaunt wandte Jake sich ihr zu. „Du hast das gemacht? Das ist großartig."
„Ja, ich habe gedacht, ich hätte meinen Abschluss vielleicht in Innenausstattung machen sollen", scherzte sie und betrat den kleinen Flur, der zum Schlafzimmer führte. Sie öffnete die Tür. „In der Branche gibt es möglicherweise mehr
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