So sinnlich wie dein Kuss
dem er Frau und Sohn des Hauses verwies.
Seitdem hatte Judd seinen Vater nicht wiedergesehen. Und nicht nur das: Auch jeder andere Kontakt zu ihm war abgebrochen. Keine Anrufe. Keine Briefe. Charles hatte ihn und Cynthia konsequent aus seinem Leben verbannt.
Und nun bekam er die Chance, sich zu rächen. Mit dem Hauptanteil an der Firma gab ihm Charles selbst die Mittel dazu in die Hand.
Nach allem, was er von seiner Mutter gehört hatte, war Charles ein Mann, dem geschäftliche Belange weitaus wichtiger waren als die Familie.
Also würde er da zuschlagen, wo es ihn am meisten schmerzte. Er musste nur noch in Ruhe über seine Pläne nachdenken, aber dann, dessen war er sich sicher, würde er Charles’ Angebot annehmen.
Er betrachtete Anna. Mit ihren seidig schimmernden langen Haaren und ihrer attraktiven Figur war sie eine wunderschöne Frau, wie man sie sich anziehender nicht vorstellen konnte. Sie weckte unweigerlich den Wunsch in ihm, sie in jeder Bedeutung des Wortes zu besitzen.
Plötzlich kamen ihm wieder Bedenken wegen Anna. Denn der Brief warf auch ein völlig neues Licht auf ihre Rolle.
Hatte sie aus einem Grund gezögert, den sie nicht zugeben wollte? Fürchtete sie bei seiner Rückkehr um ihre eigene Position in Charles’ Haus, vielleicht um ihr Erbe?
Charles hatte sie als Botin für sein Versöhnungsangebot ausgewählt, also vertraute er ihr völlig. Außerdem hatte sie selbst betont, wie nah er ihr stand. Aber wie nah? Hatte Cynthia recht? War sie tatsächlich Charles’ Geliebte?
Wenn das stimmte, würde es ihm eine doppelte Befriedigung bereiten, sie zu verführen.
Aber damit würde er warten, bis die Zeit reif war. Im Augenblick genügte es ihm, sie von The Masters wegzubekommen, damit sie keinen weiteren Schaden anrichtete.
Er wies auf das Essen, das vor ihnen stand.
„Isst du das noch?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kann nicht.“
„Dann gehen wir.“
„Zurück zum Weingut?“
„Ja, um deine Sachen zu holen. Und dann bring ich dich in die Stadt.“
„In die Stadt?“
„Ja, in ein Hotel. Auch wenn es dich überrascht, ich möchte dich jetzt nicht in der Nähe meiner Familie haben. Meine Mutter hat schon genug mitgemacht, jetzt muss sie nicht auch noch durch deine Anwesenheit gekränkt werden.“
Sie zuckte zusammen und wurde blass.
„Gut“, sagte sie gepresst. „Wann lässt du mich deine Entscheidung wissen?“
„Du fliegst am Freitag nach Auckland zurück, oder?“
Sie nickte.
„Bis dahin sage ich dir Bescheid.“
Anna telefonierte auf der Terrasse ihres Hotelzimmers und ging dabei unruhig auf und ab.
„Tut mir leid, Charles, dass ich es verdorben habe. Ich hätte es so machen sollen, wie du mir gesagt hast.“
Aber überraschenderweise reagierte Charles gelassen.
„Jetzt lässt es sich nicht mehr ändern. Keine Ahnung, ob es gut oder schlecht war. Hoffen wir einfach, dass er Vernunft annimmt und heimkommt, bevor es zu spät ist.“
Bei diesen Worten krampfte sich ihr Herz zusammen. Charles neigte nicht zu Übertreibungen, das wusste sie. Ging es ihm vielleicht schlechter, als er zugab?
Trotz ihrer Sorge um ihn wandte sie ein: „Ich kann noch immer nicht glauben, wie viel du dir seine Rückkehr kosten lässt.“
„Er bekommt nur, was ihm von Geburt an zusteht, Anna. Das weißt du so gut wie ich.“
„Aber was ist mit Nicole? Hast du mit ihr darüber gesprochen?“
„Das mach ich erst, wenn feststeht, dass er mein Sohn ist. Und du verrätst kein Wort, das hast du mir versprochen.“
Sie seufzte. „Ja, ich weiß. Ich sage ihr nichts. Aber trotzdem finde ich es nicht richtig.“
„Lass das meine Sorge sein.“
„Aber warum willst du ihm auch das Haus geben, Charles? Nicole muss ja das Gefühl haben, du ziehst ihr den Boden unter den Füßen weg. Schließlich ist es ihr Zuhause.“
„Deines auch“, erinnerte er sie. „Judd wird schon dafür sorgen, dass ihr beide wieder ein Dach über dem Kopf habt. Ich will ihm mein Vertrauen beweisen, damit er sich von mir voll und ganz als Sohn akzeptiert fühlt. Außerdem ist er bei den Masters aufgewachsen. Ich weiß, was das Haus ihnen bedeutet. Ihr Geschäft führt er schon, deswegen wäre es nichts Besonderes für ihn, auch unser Unternehmen zu leiten. Aber das Haus kann ihm niemand sonst geben.“
„Aber wieso glaubst du, dass du ihm so viel bieten musst?“
„Weil ich mich sehr gut in ihn hineinversetzen kann.“
Anna spürte, wie ihr ein kalter Schauer den Rücken hinablief. Nach
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