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So sinnlich wie dein Kuss

So sinnlich wie dein Kuss

Titel: So sinnlich wie dein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
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Judds Ärger verflog.
    Nun begriff er, warum sich das Wesen seiner Mutter so verändert hatte und wie ihr Bedürfnis nach Rache entstanden war.
    Für das, was geschehen war, trug nicht sie allein die Verantwortung. Sowohl sie als auch Charles hatten Fehler gemacht, aber vielleicht konnten sie jetzt einiges davon wiedergutmachen. Keine leichte Aufgabe, gewiss, denn die vergangenen Jahre trennten sie wie ein Abgrund. Aber es war Zeit, dass sich etwas änderte. Für sie alle. Für Charles und Cynthia und für ihn selbst und Anna.
    Aber um zu verzeihen, muss einer den ersten Schritt tun.
    Er ging auf seine Mutter zu und nahm sie in die Arme. Jetzt konnte er nur hoffen, dass sich alles wieder einrenken ließ, bevor es zu spät war.
    Judd und seine Mutter unterhielten sich viele Stunden. Danach begleitete er sie zu ihrem Schlafzimmer und ging dann selbst in sein Zimmer. Am Morgen würde sie fürs Erste nach Adelaide zurückkehren. Sie würde wiederkommen, das hatte sie versprochen. Aber erst, wenn sich die Gemüter etwas beruhigt hatten und es Charles besser ging. Vielleicht würden die beiden dann tatsächlich zu einem neuen friedlichen Miteinander finden …
    Was für ein Tag! Judd spürte die Erschöpfung am ganzen Körper. Natürlich war es befreiend, endlich die Wahrheit zu erfahren, andererseits aber auch sehr aufwühlend. Durch die Enthüllungen hatte er eine wichtige Lektion gelernt: Das Leben war so kurz, dass man sich um die Menschen, die man liebte, unbedingt kümmern musste.
    Er wollte nicht den Rest seiner Zeit in Verbitterung verbringen, weil er tatenlos zugesehen hatte, wie Beziehungen auseinandergingen. Er nahm das Handy aus der Aktentasche auf dem Bett und rief Anna an.
    Sie nahm nicht ab. Kein Problem, dachte er, während er die Stufen hinab und zum Auto ging. Er konnte es ja immer wieder versuchen. Irgendwann würde sie rangehen.
    „Was ist?“, fragte sie bei seinem neunten Versuch.
    „Wo bist du? Wir müssen reden.“
    „Wir haben uns nichts zu sagen.“
    „Doch, Anna, haben wir. Jede Menge sogar. Ich gebe nicht auf, das weißt du. Ich ruf dich solange an, bist du nachgibst.“
    Sie seufzte. „Ich bin müde. Hat das nicht Zeit bis morgen im Büro?“
    „Ich muss dich jetzt sehen. Bitte! Es ist wichtig.“
    Nach einem Moment des Schweigens sagte sie: „Also gut.“
    Sie nannte ihm eine Adresse, die er mit Hilfe des GPS schnell finden würde. Denn natürlich verfügte der neueste Mercedes seines Vaters, den er gekauft hatte, damit Evans ihn jederzeit überallhin fahren konnte, über ein topmodernes Navigationssystem.
    „In einer halben Stunde bin ich da“, sagte er nach einem Blick auf den Bildschirm.
    Als er kurz darauf vor dem Motel anhielt, das Anna ihm genannt hatte, spürte er, wie sich ihm vor Erwartung der Magen zusammenzog.
    Er parkte neben ihrem Lexus und stieg aus.
    Fast im selben Moment öffnete Anna die Tür ihres Apartments.
    „Warum treffen wir uns hier?“, fragte er auf dem Weg zu ihr.
    „Hier ist es billig, sauber und nicht weit weg vom Highway. Ist das alles, was du wissen wolltest?“
    Sie kam ihm nicht entgegen und bat ihn auch nicht herein.
    „Nein, ist es nicht!“
    „Dann sag, was du zu sagen hast, und geh wieder.“
    Anna hielt die Türklinke so fest, dass ihr die Finger wehtaten. Aber sie konnte nicht loslassen, weil sie sonst versucht hätte, sich Judd in die Arme zu werfen, und das durfte nicht passieren. Sosehr er sie auch verletzt hatte, an der körperlichen Anziehungskraft zwischen ihnen hatte sich nichts geändert.
    „Nicht hier auf dem Parkplatz eines schäbigen Motels. Lass mich rein, Anna, bitte.“
    Seine Stimme klang ruhig und bestimmt.
    „Wenn ich dich dann schneller wieder los bin – bitte“, sagte sie betont fröhlich – obwohl sie sich keineswegs so fühlte.
    Sie stieß die Tür auf und hielt den Atem an, als er den kleinen Raum betrat, in dem sie seit drei Tagen wohnte.
    „Können wir uns bitte setzen?“, fragte Judd.
    Sie wies auf ein kleines Sofa und setzte sich selbst auf einen der Stühle, die zu einem Esstisch gehörten.
    Judd nahm Platz und schien dabei die ganze Couch einzunehmen. Durch seine Anwesenheit wirkte das Zimmer noch kleiner.
    „Also?“, fragte sie ungeduldig.
    „Es gibt tatsächlich einen heimlichen Grund, dass ich nach Neuseeland gekommen bin“, sagte er. „Seit Jahren hat mein Vater mich und meine Mutter gemieden, und ich wollte es ihm heimzahlen. Es hat so wehgetan, als er uns damals verstoßen hat, und seitdem habe

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