So sinnlich wie dein Kuss
zusammen“, wich sie aus.
„Was soll das heißen? Das klingt ja, als hättet ihr euch gestritten. Ein Streit zwischen Liebenden, hm? Ich hoffe wirklich, ihr könnt das aus der Welt schaffen und kommt wieder zusammen. Ich weiß, so wie ich deine Mutter behandelt habe, war es nicht gerade vorbildlich. Sie hat etwas Besseres verdient – und doch hat sie treu zu mir gestanden. Sie hat mich geliebt, auch wenn ich es nicht verdient habe.“
„Mom war glücklich, Charles, wirklich“, sagte Anna mit Tränen in den Augen.
„Ich weiß, du möchtest immer vermitteln. Aber es ist schon so, wie ich sage: Sie hat eine bessere Behandlung verdient. Und du auch. Denk dran!“
Aus den Augenwinkeln sah sie die Schwester, die ihr bedeutete, dass die fünf Minuten um waren. „Darüber reden wir später. Ich muss jetzt gehen, Judd möchte auch noch zu dir.“
„Gehst du wirklich schon?“
„Ich komme morgen wieder … Bitte tu, was die Schwestern dir sagen, ja?“
Charles lächelte.
„Ich warte in der Halle auf dich“, sagte sie in der Tür zu Judd – dann drückte sie sich an ihm vorbei und achtete darauf, ihn nicht zu berühren.
„Setz dich doch.“ Charles wies auf den Stuhl neben seinem Bett.
Judd tat, wie ihm geheißen. Zu seiner Überraschung fühlte er sich erleichtert, dass sein Vater aus dem Koma erwacht war.
„Willst du mir vielleicht etwas sagen?“, fragte Charles und lachte kurz auf.
„Freut mich, dass es dir besser geht“, sagte Judd steif.
„Schön, das von dir zu hören! Ich weiß, es ist mehr, als ich erwarten darf. Wenn man dem Tod ins Auge gesehen hat, möchte man so einiges wiedergutmachen.“
Judd stutzte. Hatte sein Vater vor, sich zu entschuldigen? Nur ließ sich dadurch nichts ungeschehen machen …
„Und darum möchte ich mit dir sprechen“, fuhr Charles fort. „Du sollst die Wahrheit wissen, über deine Mutter und über mich.“
„Ich glaube, ich weiß genug“, sagte Judd abweisend.
„Nein, ganz sicher nicht. Ich gebe zu, es war meine Schuld, dass es mit unserer Ehe schiefgelaufen ist. Cynthia war ja noch so jung. Es war schwierig für einen älteren Mann, all ihre Wünsche zu erfüllen.“
Er seufzte. „Ich will nicht um den heißen Brei herumreden, mein Junge. Ich habe ihr als Mann nicht genügt. Keine Angst, ich gehe nicht ins Detail. Weißt du über Diabetes Bescheid?“
„Nicht wirklich …“
„Meiner blieb jahrelang unentdeckt. Infolge der Krankheit kann es zu Impotenz kommen. Als ich deine Mutter geheiratet habe, war ich fünfunddreißig. Sie war erst neunzehn und wunderschön. Ich wollte ihr die Sterne vom Himmel holen. Alles hätte ich für sie getan … Als ich die ersten Potenzprobleme bekam, habe ich mich schrecklich geschämt. Ich habe niemandem davon erzählt. Ihr nicht, meinem besten Freund nicht und auch nicht dem Arzt. Stattdessen habe ich mich in die Arbeit gestürzt. Nachdem Nicole zur Welt gekommen war, haben wir kaum noch miteinander geschlafen.“
Nachdenklich sah er in die Ferne. „Ich habe weitergearbeitet, um Cynthia wenigstens in finanzieller Hinsicht etwas bieten zu können. Sie hatte dich und deine Schwester. Und das Haus. Ich habe verzweifelt gehofft, sie halten zu können, aber wirklich glücklich war sie nicht. Cynthia und Thomas haben sich schon immer gut verstanden, und er hat alles getan, sie etwas aufzumuntern. Da bin ich eifersüchtig geworden. Ich hatte Angst, die beiden hätten etwas miteinander.“
Er seufzte. „Eines Tages bin ich früher nach Hause gekommen und habe Thomas mit deiner Mutter in ihrem Zimmer angetroffen. Er hielt sie in den Armen, wie um sie zu lieben. Ich habe die beiden alles Mögliche geheißen, ohne ihren Erklärungen zuzuhören. Dabei hatte Thomas Cynthia nur trösten wollen, weil sie unglücklich war. Aber das habe ich damals nicht so gesehen. An diesem Tag habe ich alles verloren: meine Frau, meinen besten Freund und meinen Sohn.“
„Du hättest uns nicht wegschicken sollen“, sagte Judd bitter. „Sie hat dich doch gar nicht betrogen.“
„Nein, hat sie nicht“, räumte Charles ein. Seine Stimme klang so sanft und leise, dass man ihn kaum verstand. „Aber sie hat mich in dem Glauben gelassen. Und sie hat mir erzählt, du wärst sein Sohn. Sie hat mir eine langjährige Affäre mit Thomas vorgemacht. Weil sie genau wusste, wie sie mich am schlimmsten treffen konnte.“
Er atmete tief aus. „Den Rest der Geschichte kennst du. Ich war so wütend, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich
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