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So sinnlich wie dein Kuss

So sinnlich wie dein Kuss

Titel: So sinnlich wie dein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
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wollte weder sie noch dich je wiedersehen. Thomas hat versucht, mich zur Vernunft zu bringen, aber ich glaubte bereits Cynthias Lügen. Ich habe ihm nicht zugehört, und wir haben nie wieder miteinander geredet.“
    Charles senkte den Blick. „Vor über einem Jahr ist er gestorben. Über seine Anwälte hat er mir postum einen Brief zukommen lassen. Daran stand, dass er Cynthia niemals angerührt hat. Wenn das stimmte, hieß es, dass ich fünfundzwanzig Jahre meines Lebens mit grundlosem Hass zugebracht habe. Ich musste die Wahrheit herausfinden! Obwohl mein Arzt mich gewarnt hat. Aber ich habe trotzdem den Mut gefunden, auf dich zuzugehen, um dir einzugestehen, dass ich im Irrtum war. Das war nicht leicht.“
    Judd schwieg betroffen. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, tief im Herzen wusste er, dass seine Mutter durchaus zu einem solchen Verhalten fähig war. Aber warum hatte sie dieses Lügengebäude solange Zeit aufrechterhalten? Hatte sie nie an die Gefühle ihrer Kinder gedacht? Wieso hatte sie zugelassen, dass er ohne Vater und seine Schwester ohne Mutter aufgewachsen war?
    „Judd?“ Charles reichte ihm die Hand, und er schlug ein. Wie viel anders fühlte sie sich an als damals, als er ihm beigebracht hatte, ohne Stützräder Fahrrad zu fahren. Damals war die Hand warm und kräftig gewesen, jetzt kühl und zart wie Papier. „Alles was ich dir angetan habe, tut mir so leid, mein Sohn. Ich war dumm und stolz. Was ich weggeworfen habe, kann ich nicht wiederbekommen, aber wenigstens kennst du jetzt die Wahrheit. Vielleicht schaffst du es, mir zu verzeihen, und wir können ganz neu anfangen.“
    Judd spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Jetzt war wahr geworden, was er sich immer erträumt hatte: Sein Vater entschuldigte sich bei ihm! Charles bedauerte es, fünfundzwanzig Jahre lang Hassgefühle gehegt zu haben. Aber ihm selbst ging es ja kaum besser! Auch er hatte sich nach Rache verzehrt!
    „Hast du mir deshalb die Geschäftsanteile und das Haus angeboten? Um etwas wiedergutzumachen?“
    Charles nickte. „Ich wollte unbedingt, dass du zurückkommst, damit wir eines Tages wieder Vater und Sohn sein können.“
    Judd atmete tief durch. „Danke, dass du mir alles erzählt hast. Jetzt brauche ich etwas Zeit, es zu verarbeiten. Mein ganzes Leben lang war ich wütend auf dich.“
    „Kein Wunder. Und bist du jetzt immer noch wütend?“
    „Ja, aber anders. Eigentlich ist es mehr Bedauern als Ärger. Ich wünschte, alles wäre anders.“
    „Das kann es noch werden. Wenn wir es wollen, schaffen wir es.“
    „Ja“, sagte Judd und drückte fest die Hand seines Vaters. „Ja. Dad. Wir schaffen es.“
    Als Judd in der Halle auf Anna traf, hatte sie sich – zumindest äußerlich – im Griff. Er war länger bei seinem Vater geblieben, als sie erwartet hatte.
    „Und?“, fragte sie auf dem Weg zum Auto.
    „Charles ist zäh. Ich glaube, dass er uns noch einige Jahre erhalten bleibt.“
    „Hat die Schwester gesagt, wann er nach Hause darf? Vorausgesetzt natürlich, er hat überhaupt noch ein Zuhause.“ Wie ungeschickt, es so auszudrücken! Sie biss sich auf die Zunge, aber es war zu spät. Spannung hing in der Luft.
    „Wie kommst du denn darauf, er könnte keins mehr haben?“
    Ungläubig sah sie ihn an. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Cynthia und Charles unter einem Dach? Das will sie ganz sicher nicht!“
    „Was sie will oder nicht will, steht hier nicht zur Debatte“, sagte Judd mit fester Stimme.
    Inzwischen hatten sie das Auto erreicht, stiegen ein und fuhren los.
    „Da denkt sie aber anders drüber“, gab Anna zu bedenken.
    „Nicht alles, was Menschen so denken, ist wahr.“
    „Willst du damit sagen, dass Cynthia mich am Freitag angelogen hat? Also stimmt es nicht, dass du Charles rauswerfen und das Haus ihr geben wolltest?“
    „Ich gebe nichts zu und streite nichts ab. Jedenfalls kann Charles nach Hause kommen – um mehr brauchst du dir im Moment keine Sorgen zu machen.“
    Anna schwieg und sprach erst wieder, als das Bürogebäude in Sicht kam. „Ich suche mir einen anderen Job. Ich kann nicht mit dir zusammenarbeiten – ohne zu wissen, was wirklich in dir vorgeht.“
    „Das ist deine Entscheidung. Aber findest du es richtig, gerade jetzt zu gehen? Charles und Nicole sind nicht da, also stehst du für die Geschichte und Tradition des Hauses. Die Leute würden denken, du willst Wilson Wines schaden.“
    „Das ist unfair! Du kannst doch nicht erwarten, dass ich weiter für

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