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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wir sicher sein, dass er im Schlafzimmer ermordet wurde?«, fragte ein anderer. »Er wurde nicht mehr bewegt?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er dort gestorben, wo wir ihn gefunden haben.« Young schaute sich um. »Noch Fragen?« Keine. »Also dann…« Er nahm sich den Dienstplan des Tages vor und verteilte die anstehenden Aufgaben. Das Hauptaugenmerk schien auf Cruikshanks Pornosammlung zu liegen, auf deren Herkunft und möglichen Komplizen bei der Herstellung und Beschaffung. Mehrere Beamte wurden nach Barlinnie geschickt, um die dortigen Wärter zu den Freundschaften zu befragen, die Cruikshank im Lauf seiner Inhaftierung geschlossen hatte. Siobhan wusste, dass Sexualstraftäter in einem eigenen Flügel getrennt von den anderen untergebracht waren. So wurde sichergestellt, dass sie nicht tagtäglichen Übergriffen ausgesetzt waren; andererseits schlossen die Insassen untereinander Freundschaften, die die Sache bei der Entlassung nur noch schlimmer machten; ein bislang einzelner Straftäter wurde womöglich in ein ganzes Netzwerk Gleichgesinnter eingebunden und so ein Kreis geschlossen, der zu weiteren Straftaten und immer neuen Konflikten mit dem Gesetz führen konnte.
    »Siobhan?« Sie blickte zu Young hinüber und begriff erst jetzt, dass er mit ihr gesprochen hatte.
    »Ja?« Sie schaute auf ihre Tasse, musste feststellen, dass sie schon wieder leer war, und verspürte ein heftiges Verlangen nach Nachschub.
    »Sind Sie schon dazu gekommen, Ishbel Jardines Freund zu befragen?«
    »Sie meinen ihren Ex?« Siobhan räusperte sich. »Nein, noch nicht.«
    »Glauben Sie nicht, dass er vielleicht etwas weiß?«
    »Es war eine Trennung in aller Freundschaft.«
    »Mag sein, aber trotzdem…«
    Siobhan spürte, dass sie rot anlief. Ja, sie war anderweitig beschäftigt gewesen, hatte sich hauptsächlich auf Donny Cruikshank konzentriert.
    »Er steht auf meiner Liste«, war alles, was ihr dazu einfiel.
    »Würden Sie vielleicht jetzt gern mit ihm sprechen?« Young schaute auf die Uhr. »Ich treffe mich mit ihm, sobald wir hier fertig sind.«
    Siobhan nickte. Sie spürte die Blicke der anderen und wusste, dass so mancher im Raum sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. In der kollektiven Wahrnehmung des Teams gehörten sie und Young bereits zusammen, hatte sich der DI in die Neue verguckt.
    Sie war die rechte Hand von Käpt’n Superslip.
    »Er heißt Roy Brinkley«, erklärte Young. »Ich weiß nur, dass er sieben oder acht Monate mit Ishbel zusammen war und sie sich vor ein paar Monaten getrennt haben.« Sie befanden sich allein im Mordbüro, alle anderen waren ausgeschwärmt.
    »Halten Sie ihn für verdächtig?«
    »Na ja, es gibt da Verbindungen, zu denen wir ihn befragen müssen. Cruikshank saß im Knast, weil er Tracy Jardine vergewaltigt hat… Tracy bringt sich um, und ihre Schwester läuft davon…« Young zuckte mit den Achseln, die Arme verschränkt.
    »Aber er war mit Ishbel zusammen, nicht mit Tracy. Ist es nicht wahrscheinlicher, dass einer von Tracys Freunden Cruikshank um die Ecke bringt als einer von Ishbels…« Siobhan hielt inne und starrte Young an. »Ihr Verdächtiger ist gar nicht Roy Brinkley, habe ich Recht? Sie denken, dass er vielleicht etwas über Ishbel weiß. Sie glauben,
sie
hat’s getan!«
    »Ich erinnere mich nicht, das gesagt zu haben.«
    »Aber Sie haben es gedacht. Habe ich Sie nicht gerade sagen hören, dass die Hiebe von einem Mann ausgeführt wurden?«
    »Und genau das werden Sie mich auch weiterhin sagen hören.«
    Siobhan nickte bedächtig. »Weil Sie nicht wollen, dass Ishbel Lunte riecht. Sie haben Angst, dass sie dann endgültig untertaucht.« Siobhan hielt inne. »Sie glauben, dass sie ganz in der Nähe ist, stimmt’s?«
    »Ich habe keinerlei Beweise.«
    »Haben Sie das ganze Wochenende damit verbracht, über diesen Fall nachzudenken?«
    »Genau genommen ist mir der Gedanke am Freitagabend gekommen.« Er ging auf die Tür zu, Siobhan folgte ihm.
    »Beim Bridge?«
    Young nickte. »Etwas unfair meinem Partner gegenüber – wir haben praktisch kein Spiel gewonnen.«
    Sie standen im Hauptsaal der Bücherei. Siobhan erinnerte ihn daran, dass er die Tür nicht abgeschlossen hatte.
    »Nicht nötig«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Ich dachte, wir wollten uns mit Roy Brinkley treffen.«
    Young nickte und marschierte Richtung Empfangstisch, wo der erste Stapel zurückgegebener Bücher gerade vom Bibliothekar eingescannt wurde. Siobhan war bereits einige Schritte weitergegangen,

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