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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Arm, führte sie zu ihrem Schreibtisch, nahm den Hörer von der Gabel und drückte ihn ihr in die Hand. »Rufen Sie Ihren Freund Felix an«, sagte er. Es klang wie ein Befehl.
    »Warum?«
    Rebus wischte die Frage mit einer Handbewegung beiseite und beobachtete, wie sie die Nummer eintippte.
    »Handy?«, fragte er. Sie nickte. Er nahm ihr den Hörer ab. Beim siebten Klingeln ging jemand ran.
    »Ja?« Die Stimme klang ungeduldig.
    »Felix?«, sagte Rebus, den Blick auf Phyllida Hawes gerichtet. »Hier spricht Rebus.«
    »Ich bin ziemlich in Eile im Moment.« Es hörte sich an, als säße er in einem Auto, das mit hoher Geschwindigkeit unterwegs war.
    »Ich hatte mich nur gefragt, wie weit Sie mit meiner Anfrage sind.«
    »Welche Anfrage?«
    »Senegalesen in Schottland. Sagen Sie nicht, Sie haben’s vergessen.« Er versuchte, gekränkt zu klingen.
    »Ich hatte anderes im Kopf, John. Ich kümmere mich noch darum.«
    »Und was hat Sie so beschäftigt? Sind Sie etwa gerade auf dem Weg nach Cramond, Felix?«
    Es folgte ein Schweigen, was Rebus ein breites Grinsen entlockte.
    »Okay«, erwiderte Storey langsam. »Soweit ich weiß, habe ich Ihnen diese Nummer nie gegeben… was bedeutet, dass Sie vermutlich von DC Hawes stammt, was wiederum bedeutet, dass Sie von Gayfield Square anrufen…«
    »Und soeben die Kavallerie ausschwärmen sehe. Was ist los in Cramond, Felix?«
    Wieder Schweigen, und schließlich die Worte, auf die Rebus gewartet hatte.
    »Vielleicht kommen Sie einfach mit und finden es selbst raus…«
    Der Parkplatz lag nicht in Cramond selbst, sondern ein Stück davon entfernt an der Küste. Hier ließen Spaziergänger ihr Auto stehen und folgten einem gewundenen Pfad durch Gras und Brennnesseln hinunter zum Strand. Ein kahler, windgepeitschter Parkplatz, der vermutlich noch nie so voll gewesen war wie im Moment. Ein Dutzend Streifenwagen und vier Mannschaftswagen, außerdem die großmotorigen Limousinen, die die Beamten vom Zoll und der Einwanderungsbehörde bevorzugten. Felix Storey war gerade dabei, den Truppen mit ausholenden Gesten Befehle zu erteilen.
    »Es ist keine fünfzig Meter bis zum Strand, aber denken Sie daran: sobald die uns sehen, werden sie losrennen. Unser Glück ist, dass sie nirgendwohin können, außer sie haben vor, nach Fife zu schwimmen.« Einige grinsten, doch Storey hob die Hand. »Ich meine das ernst. Das ist schon öfter passiert. Deshalb ist auch die Küstenwache in Bereitschaft.« Ein Walkie-Talkie meldete sich knisternd zu Wort. Er hob es ans Ohr. »Ich höre.« Dann lauschte er einer Mitteilung, die fast vom Rauschen übertönt wurde. »Ende.« Er senkte das Gerät wieder. »Die beiden Teams an den Flanken sind in Position. Sie setzen sich in ungefähr dreißig Sekunden in Bewegung, wir sollten also losgehen.«
    Er marschierte voran, wollte an Rebus vorbei, der gerade den Versuch aufgegeben hatte, sich eine Zigarette anzuzünden.
    »Wieder ein anonymer Hinweis?«, vermutete er.
    »Gleiche Quelle.« Storey sprach im Gehen, seine Leute – darunter auch DC Colin Tibbet – folgten ihm. Rebus setzte sich ebenfalls in Bewegung und wich nicht von Storeys Seite.
    »Und was ist los? Sollen hier Illegale an Land gebracht werden?«
    Storey warf ihm einen kurzen Blick zu. »Muschelsucher.«
    »Wie bitte?«
    »Die Leute sammeln Herzmuscheln. Dahinter stehen Banden, die Einwanderer und Asylsuchende für einen Hungerlohn arbeiten lassen. Die beiden Landrover da oben…« Rebus drehte sich um und sah die fraglichen Fahrzeuge in einer Ecke des Parkplatzes stehen. Beide hatten kleine Anhänger dabei und wurden von zwei Uniformierten bewacht. »Damit bringen sie die Leute her. Die Herzmuscheln werden an Restaurants verkauft, einige vermutlich nach Europa…« Genau in diesem Moment passierten sie ein Schild mit dem warnenden Hinweis, dass die an dieser Küste zu findenden Krustentiere möglicherweise verseucht und für den menschlichen Verzehr nicht geeignet waren. Storey warf Rebus erneut einen Blick zu. »Die Restaurantbesitzer haben natürlich keine Ahnung, was sie da kaufen.«
    »Das wirft ein völlig neues Licht auf Paella.« Rebus hatte noch eine Frage zu den Anhängern, doch jetzt war das Aufheulen kleinerer Motoren zu hören. Als sie die Düne erklommen hatten, sah er zwei mit prallen Säcken beladene Quadbikes und, über den ganzen Strand verteilt, gebückt stehende Gestalten mit Schaufeln in der Hand.
    »Jetzt!«, schrie Storey und rannte los. Die anderen folgten ihm so gut sie konnten

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