So soll er sterben
kein Wort, so lange ich nicht eine Tasse Tee kriege.« Hill lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Und ich will, dass sie mir von meinem Anwalt gebracht wird.«
»Sie haben also einen Anwalt? Das lässt doch vermuten, dass Sie glaubten, einen zu brauchen.«
Hill drehte sich zu Rebus, doch seine Frage war an sein Gegenüber am Tisch gerichtet. »Was glauben Sie, wie lange Sie mich hier festhalten können?«
»Kommt drauf an«, erklärte Davidson. »Sehen Sie, Ihre Verbindungen zu den Paramilitärs…« Er tippte erneut auf die Mappe. »Aufgrund der Terrorismusgesetze können wir Sie ein Weilchen länger festhalten, als Sie vielleicht glauben.«
»Jetzt bin ich also Terrorist, ja?«, fauchte Hill.
»Sie waren schon immer Terrorist, Peter. Geändert haben sich nur Ihre Finanzierungsmethoden. Letzten Monat waren Sie noch Dealer, heute Sklaventreiber…«
Jemand klopfte an die Tür. Ein Detective Constable streckte den Kopf herein.
»Haben Sie es?«, fragte Davidson. Der Kopf nickte. »Dann kommen Sie rein und leisten unserem Verdächtigen Gesellschaft.« Davidson erhob sich, verkündete für die beiden Aufnahmegeräte, dass die Vernehmung unterbrochen werde, und blickte auf die Uhr, um die genaue Zeit zu nennen. Die Apparate wurden ausgeschaltet. Davidson bot dem DC seinen Stuhl an und nahm im Gegenzug ein Blatt Papier entgegen. Draußen auf dem Flur schloss er die Tür hinter sich, faltete das Blatt auseinander, warf einen Blick darauf und reichte es dann Storey, dessen Lippen sich zu einem strahlenden Lächeln verzogen.
Zuletzt wurde das Blatt an Rebus weitergegeben. Es enthielt eine Beschreibung des roten BMW einschließlich des polizeilichen Kennzeichens. Darunter in Großbuchstaben Name und Anschrift des Eigentümers.
Der Wagen gehörte Stuart Bullen.
Storey riss Rebus das Blatt aus der Hand und drückte einen Kuss aufs Papier. Dann führte er einen kleinen Tanz auf.
Die Freude war ansteckend. Auch Davidson grinste. Er schlug Felix Storey auf den Rücken. »Nicht immer bringt eine Observation Ergebnisse«, sagte er und blickte Zustimmung heischend zu Rebus.
Aber es war ja gar nicht die Observation, musste Rebus unwillkürlich denken, sondern wieder einmal ein geheimnisvoller anonymer Hinweis.
Und Storeys Intuition hinsichtlich des Eigentümers des BMW.
Wenn es denn nur Intuition gewesen war…
25
Als sie beim Nook eintrafen, war dort bereits ein anderes Überfallkommando vor Ort – Siobhan und Les Young. Die umliegenden Büros leerten sich, und mehrere Männer in Anzug marschierten an den Türstehern vorbei. Rebus wollte Siobhan gerade fragen, was sie hier tat, als er bemerkte, dass sich einer der Türsteher ans Mikrofon seines Kopfhörers fasste. Der Mann drehte das Gesicht zur Seite, und Rebus wusste, dass sie erkannt worden waren.
»Er gibt Bullen Bescheid, dass wir hier sind!«, rief er den anderen zu. Sie setzten sich unverzüglich in Bewegung, drängten an den Geschäftsleuten vorbei in den Klub. Die Musik war laut, der Laden voller als bei Rebus’ erstem Besuch. Es gab auch mehr Tänzerinnen – nämlich vier – auf der Bühne. Siobhan hielt sich im Hintergrund und studierte die Gesichter, während Rebus zu Bullens Büro voranging. Die Tür mit dem Tastenfeld war verschlossen. Rebus schaute sich um, sah den Barkeeper und erinnerte sich an seinen Namen: Barney Grant.
»Barney!«, schrie er. »Hierher!«
Barney stellte das Glas ab, das er gerade einschenken wollte, kam hinter der Bar hervor und tippte den Zahlencode ein. Rebus drückte die Tür mit der Schulter auf und spürte im gleichen Moment, wie der Fußboden unter ihm nachgab. Er befand sich in dem kurzen Flur, der zu Bullens Büro führte, nur dass im Fußboden eine Falltür geöffnet worden und er unsanft auf die Holzleiter gestürzt war, die in die Dunkelheit hinabführte.
»Was zum Teufel ist das?«, schnauzte Storey.
»So eine Art Tunnel«, erklärte der Barkeeper.
»Wohin führt der?«
Wortlos schüttelte er den Kopf. Rebus humpelte so gut es ging die Leiter hinunter. Es fühlte sich an, als wäre das rechte Bein vom Fußknöchel bis zum Knie aufgerissen; den linken Knöchel hatte er sich ordentlich verdreht. Er blickte zu den Gesichtern über ihm empor. »Gehen Sie nach draußen, vielleicht finden Sie heraus, wohin der Tunnel führt.«
»Das kann überallhin sein«, brummelte Davidson.
Rebus spähte den Tunnel entlang. »Ich glaube, er führt Richtung Grassmarket.« Er schloss die Augen, damit sie sich
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