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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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den dahinter liegenden Raum.
    Es war eine Art Büro: Regale und ein Schreibtisch mit Computer. Auf dem einzigen Bürostuhl saß ein Weißkittel und drehte sich hin und her. Sein Kollege stand an den Tisch gelehnt, die Arme nach oben gestreckt. Beide sahen gut aus – und wussten das auch.
    »Detective Sergeant Clarke«, stellte sich Siobhan vor und schüttelte die Hand des einen.
    »Alf McAteer«, erwiderte er, und seine Finger strichen über ihre. »Ist es ein Anzeichen dafür, dass man alt wird?«, fragte er.
    »Was?«
    »Wenn man Polizistinnen plötzlich aufregend findet.«
    Der andere grinste. Er drückte Siobhans Hand. »Alexis Cater. Machen Sie sich seinetwegen keine Sorge, das Viagra wirkt nicht mehr lange.«
    »Oh mein Gott«, McAteer klang erschrocken. »Höchste Zeit für eine neue Pille.«
    »Hören Sie«, sagte Cater zu Siobhan, »wenn Sie der Kinderpornos auf Alfs Computer wegen hier sind…«
    Siobhan verzog keine Miene. Er neigte ihr den Kopf zu.
    »Ein Scherz«, erklärte er.
    »Tja«, erwiderte sie, »ich könnte Sie beide mit auf die Wache nehmen, Ihre Computer beschlagnahmen lassen… die Überprüfung würde natürlich ein paar Tage dauern.« Sie schwieg einen Moment. »Und es mag ja stimmen, dass wir Polizistinnen besser aussehen als früher, aber uns wird am ersten Arbeitstag der Sinn für Humor herausoperiert.«
    Sie starrten sie an, standen inzwischen nebeneinander an die Tischkante gelehnt.
    »Dann wissen wir jetzt ja Bescheid«, sagte Cater zu seinem Freund.
    »Voll und ganz«, pflichtete McAteer ihm bei.
    Sie waren groß, schlank und breitschultrig. Privatschule und Rugbyteam, tippte Siobhan. Ihren gebräunten Gesichtern nach zu urteilen auch Wintersportler. McAteer hatte den dunkleren Teint der beiden: dichte Augenbrauen, die fast zusammenwuchsen, widerspenstiges schwarzes Haar, unrasiert. Cater war genauso blond wie sein Vater, allerdings hatte sie ihn in Verdacht, mit Tönungsmitteln nachgeholfen zu haben. Außerdem wurde sein Haar bereits ein wenig schütter. Auch besaß er die gleichen grünen Augen wie sein Vater, aber ansonsten bestand kaum Ähnlichkeit. Gordon Caters natürlicher Charme war durch etwas sehr viel weniger Anziehendes ersetzt worden: Alexis’ Gewissheit, dass er sein Leben lang zu den Gewinnern zählen würde, jedoch nicht aufgrund seines Charakters oder sonstiger positiver Eigenschaften, sondern allein seiner Herkunft wegen.
    McAteer hatte sich seinem Freund zugewandt. »Müssen die Videos von unseren philippinischen Hausmädchen sein.«
    Cater schlug McAteer auf die Schulter, hielt den Blick aber auf Siobhan gerichtet.
    »Wir sind wirklich gespannt«, meinte er.
    »Du vielleicht, Süßer«, sagte McAteer mit affektierter Stimme. In diesem Moment begriff Siobhan, wie die Freundschaft der beiden funktionierte: McAteer war eine Art Hofnarr, buhlte ständig um Caters Gunst. Denn Cater hatte die Macht; jeder wollte mit ihm befreundet sein. Er war ein Magnet für all das, was McAteer sich wünschte – die Einladungen, die Mädchen. Wie um diesen Eindruck zu bestätigen, warf Cater seinem Freund einen Blick zu, und McAteer tat mit einer Geste so, als würde er seinen Mund wie einen Reißverschluss schließen.
    »Was können wir für Sie tun?«, fragte Cater übertrieben höflich. »Wir haben nur wenig Zeit, denn die Patienten warten auf uns…«
    Ein weiterer geschickter Schachzug; er rückte sich ins rechte Licht: Ich bin der Sohn eines Filmstars, aber hier ist meine Aufgabe, Menschen zu helfen, Leben zu retten. Ich bin ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft, und daran können auch Sie nichts ändern…
    »Mag Lennox«, antwortete Siobhan.
    »Ich tappe komplett im Dunkeln«, sagte Cater. Er unterbrach den Augenkontakt, um die Füße zu kreuzen.
    »Das kann nicht sein«, entgegnete Siobhan. »Sie beide haben ihr Skelett aus der medizinischen Fakultät gestohlen.«
    »Haben wir das?«
    »Und jetzt ist es wieder aufgetaucht… vergraben in einem Keller an der Fleshmarket Close.«
    »Ich hab darüber gelesen«, sagte Cater mit der Andeutung eines Nickens. »Makabrer Fund. Stand denn nicht in der Zeitung, das Ganze habe etwas mit Teufelsanbetung zu tun?«
    Siobhan schüttelte den Kopf.
    »In dieser Stadt gibt’s jede Menge Teufel, was Lex?«, warf McAteer ein.
    Cater ignorierte die Bemerkung. »Sie glauben also, wir hätten ein Skelett aus der medizinischen Fakultät gestohlen und in diesem Keller vergraben?« Er schwieg einen Moment. »Wurde der Diebstahl bei der Polizei

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