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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Eylot.«
    Rebus schrieb den Namen in krakeligen Großbuchstaben auf.
    »Darf ich Sie fragen, woher Sie die Personen auf dem Foto kennen, Miss Eylot?«
    »Na ja… die drei sind hier.«
    Rebus starrte den Anwalt an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. »Wo ist ›hier‹?«
    »Hören Sie… wahrscheinlich hätte ich erst um Erlaubnis fragen sollen.«
    Rebus spürte, dass sie kurz davor war aufzulegen. »Sie haben das Richtige getan, Miss Eylot. Ich brauche nur noch ein paar nähere Angaben. Wir wollen den Täter unbedingt fassen, aber wir tappen leider noch ziemlich im Dunkeln, und Sie sind unser erster Hoffnungsschimmer.« Er bemühte sich um einen entspannten Tonfall, denn er wollte auf keinen Fall riskieren, ihre Angst noch zu verstärken.
    »Der Nachname ist…«, Rebus musste sich sehr beherrschen, um sie nicht energisch anzuspornen, »…Yurgii.« Er bat sie, den Namen zu buchstabieren.
    »Klingt osteuropäisch.«
    »Es sind türkische Kurden.«
    »Sie haben beruflich mit Asylbewerbern zu tun, habe ich Recht, Miss Eylot?«
    »Ja, indirekt.« Sie klang jetzt, da sie ihm den Namen verraten hatte, etwas selbstsicherer. »Ich rufe aus Whitemire an – Sie wissen, was das ist?«
    Rebus sah zu Dirwan. »Seltsamerweise habe ich gerade mit jemand darüber gesprochen. Sie meinen doch das Abschiebegefängnis.«
    »Wir sind eine Anstalt zur Unterbringung abgelehnter Asylbewerber.«
    »Und die Frau und die beiden Kinder auf dem Foto… die drei sind bei Ihnen?«
    »Ja, es ist eine Mutter mit ihrem Sohn und ihrer Tochter.«
    »Und der Ehemann?«
    »Ist untergetaucht, kurz bevor die Familie hierher gebracht wurde. So etwas passiert manchmal.«
    »Das wundert mich nicht…« Rebus tippte mit dem Stift gegen den Notizblock. »Können Sie mir bitte die Telefonnummer geben, unter der ich Sie erreichen kann?«
    »Also, ich…«
    »Beruflich oder privat – was Ihnen lieber ist.«
    »Ich weiß nicht…«
    »Was ist los, Miss Eylot? Wovor haben Sie Angst?«
    »Ich hätte zuerst mit meinem Chef sprechen sollen.« Sie schwieg. »Sie werden jetzt herkommen, stimmt’s?«
    »Warum haben Sie nicht mit Ihrem Chef gesprochen?«
    »Na ja…«
    »Würde Ihr Chef Sie möglicherweise entlassen, wenn er es erführe?«
    Darauf wusste sie nicht sofort eine Antwort. »Muss er erfahren, dass ich Sie angerufen habe?«
    »Nein, auf keinen Fall«, erwiderte Rebus. »Aber ich wäre trotzdem gern in der Lage, Sie anzurufen.«
    Sie gab nach und nannte ihm ihre Handynummer. Rebus bedankte sich und kündigte an, dass er wahrscheinlich noch einmal mit ihr werde sprechen müssen.
    »Vertraulich«, sagte er. Nachdem er aufgelegt hatte, riss er den Zettel vom Notizblock.
    »Seine Familie sitzt in Whitemire ein«, stellte Dirwan fest.
    »Bitte behalten Sie das vorläufig für sich.«
    Der Anwalt zuckte die Achseln. »Sie haben mir das Leben gerettet – da ist das ja wohl das Mindeste, was ich tun kann. Soll ich Sie begleiten?«
    Rebus schüttelte den Kopf. Auf das Risiko, Zeuge einer Streiterei zwischen Dirwan und dem Wachpersonal zu werden, konnte er gut verzichten. Er ging auf die Suche nach Shug Davidson und fand ihn auf dem Flur vor dem Vernehmungsraum im Gespräch mit Ellen Wylie.
    »Hat Reynolds es Ihnen erzählt?«, fragte Davidson.
    Rebus nickte. »Das Messer ist nicht die Mordwaffe.«
    »Wir werden das Arschloch aber noch ein bisschen ausquetschen; vielleicht rückt er mit irgendwelchen nützlichen Informationen raus. Er hat eine frische Tätowierung am Arm – eine rote Hand und die Buchstaben UVF.« Die Abkürzung für Ulster Volunteer Force, eine protestantische nordirische Terrororganisation.
    »Vergessen Sie den Kerl.« Rebus hielt den Zettel hoch. »Unser Opfer hätte eigentlich in Whitemire sein müssen. Seine Familie sitzt dort ein.«
    Davidson starrte ihn an. »Jemand hat die drei auf dem Foto wiedererkannt?«
    »Bingo. Wir sollten sie dringend besuchen. Ihr Auto oder meins?«
    Davidson rieb sich das Kinn. »John…«
    »Was?«
    »Die Frau… die Kinder… sie wissen doch noch nicht, dass er tot ist, oder? Glauben Sie, dass Sie der Richtige dafür sind, es ihnen zu sagen?«
    »Ich kann das Mitgefühl in Person sein.«
    »Na gut, aber Ellen begleitet Sie. Einverstanden, Ellen?«
    Wylie nickte und wandte sich an Rebus. »Mein Auto«, sagte sie.

9
    Ellens Auto, ein Volvo S40, hatte erst ein paar tausend Kilometer auf dem Zähler. Auf dem Beifahrersitz lagen ein paar CDs, die Rebus sich kurz anschaute.
    »Sie können gerne eine davon reinschieben,

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