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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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und ließ sie wieder fallen. »Die sind entspannt.«
    Um seine Lippen zuckte ein Lächeln. »Ihr Rücken ist stocksteif. Louise wird Ihre Angst bemerken und ausnutzen.«
    »Ich habe keine Angst.« Wie war es möglich, dass er ihre Angst sah? Sie hatte sie tief in ihrem Inneren vergraben.
    Er hielt ihren Blick im Spiegel fest. »Alles wird gut.«
    Die Tür auf der anderen Seite der Glasscheibe ging auf. Angie zuckte zusammen. Rasch fing sie sich wieder und faltete die Hände im Schoß.
    Einen Augenblick später betrat Louise Cross die Gesprächskabine. Sie trug einen weiten orangefarbenen Overall, und das graue, lockige Haar umramte wild und ungekämmt ihr Gesicht. Louise Cross mochte zwar ein gefühlloses Ungeheuer sein, doch die neuen Linien um Augen und Mund zeugten davon, dass das Gefängnis seinen Tribut von ihr forderte.
    Louises Augen, dunkel wie ein bodenloser Abgrund, flackerten und erwachten zum Leben, als sie Angie erblickte. Mit zusammengekniffenen Lidern betrachtete sie sie ein paar endlose, angespannte Sekunden lang, ehe sie Platz nahm und den Hörer ans Ohr hob.
    Angie nahm ihren Hörer auf und sah im Spiegelbild, dass Kier dasselbe tat. »Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, mit mir zu sprechen, Mrs Cross.«
    Die Frau strahlte und genoss ganz offensichtlich Angies respektvollen Tonfall. Soziopathen hielten sich für den Mittelpunkt des Universums und erwarteten von anderen, dass sie das ebenso sahen. Wahrscheinlich wurde Louise seit ihrer Ankunft hier selten mit Samthandschuhen angefasst.
    »Welch eine Überraschung, Miss Carlson.« Louises Stimme klang entzückt. »Kommen Sie wegen Ihrer Schwester?«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir einige Hintergrundinformationen zu einem alten Mordfall geben.«
    »Ein alter Mordfall? Das ist ja interessant.« Louise griff nach einer grauen Haarsträhne und drehte sie zwischen den Fingern. »Um wen geht’s?«
    »Fay Willow. Sie hat im Talbot-Museum für meinen Vater gearbeitet.«
    Louise nickte. »Ich erinnere mich aus meiner Zeit im Vorstand des Museums an Fay. Sie war ein reizendes junges Ding. Sie hatte eine Affäre mit meinem Mann. Darius hatte viel Spaß mit seinen jungen Dingern.«
    »Darius schlief mit Fay?«
    »Das wussten Sie nicht?«
    »Ich hatte es vermutet, aber ich war mir nicht sicher.«
    »Seien Sie versichert, Darius schlief mit ihr.«
    Angie betrachtete Louises Gesicht. »Fay wurde ermordet.«
    »Ja. Soweit ich mich erinnere, hat es eine Weile gedauert, bis sie identifiziert werden konnte. Es waren nur noch Knochen übrig.« Louise lächelte, als wäre ihr gerade ein privater Witz eingefallen.
    Angie rutschte auf ihrem Stuhl ein Stück nach vorn. »Wissen Sie, wer sie getötet hat?«
    Louise lehnte sich zurück, ihre Schultern waren entspannt. Sie spielte gern Spielchen, besonders, wenn sie die Oberhand hatte. »Wenn ich reden soll, will ich, dass er geht.« Louises Blick blieb auf Angie gerichtet.
    Im Spiegelbild der Glasscheibe sah Angie, wie Kier sich bewegte, als würde er sich auf einen Kampf vorbereiten. Er würde nirgendwohin gehen.
    Wie Kier verstand Angie etwas von Machtspielen. Und es war wichtig, klarzustellen, wer bei diesem Gespräch das Sagen hatte. »Kier bleibt.«
    Louise lächelte. »Er geht. Sonst rede ich nicht.«
    Angie zuckte die Achseln. »Dann reden Sie eben nicht.« Sie legte den Hörer auf, erhob sich und wandte sich ab. Ihre Haltung war unnachgiebig, genau wie in Gegenwart einer Jury oder eines Richters.
    Kier legte seinen Hörer ebenfalls auf, in seiner Miene lag keinerlei Widerspruch.
    Mit wenigen Schritten durchquerte Angie den kleinen Raum und legte die Hand auf den Türgriff. Sie spekulierte darauf, dass Louise nach Informationen hungerte und sich auf einen Kompromiss einlassen würde. Ein Klopfen gegen die Glasscheibe war zu hören, und Angie hielt inne und lächelte. Als sie ein weiteres, lauteres Klopfen vernahm, hörte sie auf zu lächeln und drehte sich um.
    Louise bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie den Hörer wieder aufnehmen sollte.
    Kiers Gesicht war vom Besucherfenster abgewandt, als er flüsterte: »Bingo.«
    Ohne besondere Eile ging Angie zurück zur Scheibe. Sie nahm den Hörer auf, setzte sich aber nicht. Kier hielt sich seinen Hörer wieder ans Ohr.
    »Er kann bleiben«, sagte Louise. »Aber er stellt keine Fragen.«
    »Es ist mein Gespräch«, erwiderte Angie. »Nicht seins.«
    »Okay. Ich rede mit Ihnen über Fay, aber zuerst will ich wissen, wie es Eva geht.«
    Louise versuchte

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