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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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sofort, Angie an ihrem schwächsten Punkt zu treffen, eine Technik, die Angie im Gerichtssaal selbst gern anwendete. Doch auch wenn sie Louises Taktik durchschaute, minderte das nicht ihre leichte Besorgnis. Louise Cross hatte Eva seit ihrer Verhaftung im Visier, und Angie wollte ihre Schwester keinerlei Gefahr aussetzen.
    »Es geht ihr gut, Mrs Cross.«
    Die dunklen Augen funkelten. »Spricht sie oft über mich?«
    Angie begriff, wie sie dieses Spiel spielen musste. Sie musste Louise etwas von dem geben, was sie wollte, dann würde sie vielleicht bekommen, was sie brauchte. »Neulich hat sie Sie erwähnt.«
    Louise beugte sich ein wenig näher an die Scheibe heran. »Was hat sie über mich gesagt?«
    »Sie bewundert Ihre Intelligenz.« Das war nicht ganz falsch. Wohlweislich verschwieg Angie Evas Abscheu gegenüber der grausamen Person, die mehrere Frauen abgeschlachtet und Eva mit einem Brandmal gezeichnet hatte.
    »Sie bewundert meine Klugheit.« Louise klang erfreut. »Das will etwas heißen. Sie ist schließlich ein Genie.«
    »Erzählen Sie mir von Fay«, sagte Angie.
    »Ich will mehr über Eva hören.«
    »Jetzt noch nicht.«
    Louise verengte die Augen zu Schlitzen. Offensichtlich fragte sie sich, wie weit sie es treiben konnte. »Fay Willow hat zwei Jahre lang für Ihren Vater gearbeitet. Ich habe sie ab und zu gesehen, wenn ich zu den Vorstandssitzungen ging.«
    »Was glauben Sie, wer sie getötet haben könnte?«
    Louise lachte. »Wollen Sie etwa sagen, dass Sie noch nicht selbst darauf gekommen sind?«
    Angie sagte nichts und sah Louise einfach nur an.
    Louise fuhr sich mit den knochigen Händen durch das wirre graue Haar. »Darius hat sie umgebracht.«
    »Wissen Sie das sicher?«
    »Oh, ich kann es nicht beweisen. Aber ich weiß es. Fay träumte davon, die nächste Mrs Cross zu werden. Ich habe die beiden ein Mal deswegen streiten hören. Darius wollte sich natürlich nicht von einer kleinen Hure vorschreiben lassen, was er zu tun hatte. Ganz gleich, was sie für ihn tat, im Bett und anderswo.« Sie lächelte. »Und als sie starb, war ich mit den Jungen in Europa. Das werden Sie mir also nicht anhängen können.«
    »Wie Sie selbst gesagt haben, waren von Fay nur noch Knochen übrig. Jemand muss Darius geholfen haben. Er hat sich doch nicht selbst die Hände schmutzig gemacht.«
    Louise schüttelte den Kopf. »Ist Eva immer noch mit Garrison zusammen?«
    Angie zögerte. »Sie haben sich vor sechs Monaten getrennt.«
    Die Lüge ging ihr leicht und ohne Zaudern über die Lippen. Sie spürte Kiers Blick auf sich und glaubte fast zu hören, wie er sie daran erinnerte, dass man Louise nicht trauen konnte.
    Louise nickte. »Ich dachte mir schon, dass es nicht von Dauer sein würde. In ihr ist so viel Dunkles. Sie ist ihrem Vater sehr ähnlich.«
    Angie schluckte ihren Widerspruch hinunter. »Sie haben Blue Rayburn gekannt?«
    »Natürlich. Studiert Eva noch?«
    »Ja.«
    Louise spielte mit einer grauen Strähne. »Sie müsste bald ihren Abschluss machen.«
    »Blue war unter meinem Vater der Chef des Sicherheitsdienstes im Museum.«
    »Chef des Sicherheitsdienstes? Hat Ihnen Ihr Vater das gesagt?« Louise wirkte belustigt. »Sie täuschen sich, mein liebes Mädchen, Blue hat für Darius gearbeitet, nicht für Ihren Vater.«
    »Für Darius? Nein, er hat für meinen Vater gearbeitet.«
    »Darius hatte von dem Moment an das Sagen, als er Ihrem Vater diese fette Spende überreicht hatte.«
    Hatte Eva nicht gesagt, dass Darius nie etwas ohne Hintergedanken tat? »Was hatte Ihr Mann mit dem Museum zu tun?«
    Louise schüttelte den Kopf. »Ich bin dran. Hat Eva immer noch die Narbe?«
    Zorn und Frustration stiegen in Angie auf. »Ja.«
    »Sie wird sich immer an mich erinnern.«
    Miststück
. »Welches Interesse hatten Blue und Darius an dem Museum?«
    Louise beugte sich vor, und die Befriedigung vertiefte die Linien in ihrem Gesicht. »Ich werde es Eva erzählen. Sie soll herkommen und mich fragen.«
    »Eva kommt nicht hierher.«
    »Warum nicht? Ich will doch nur reden.« Louise hob die Hände, und ihre Ketten schlugen scheppernd gegeneinander. »Ich kann niemandem etwas tun.«
    »Sagen Sie mir, welcher Art die Verbindung von Blue und Darius mit dem Museum war, dann spreche ich mit Eva, damit sie Ihnen einen Brief schreibt.«
    »Ich will zuerst den Brief.«
    »Nein.«
    Louise befeuchtete sich die Lippen. Sie schwieg kurz, dann sagte sie: »Darius hat ein Mal gesagt, er würde Fay alles Menschliche nehmen, falls sie sich

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