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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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je gegen ihn auflehnen sollte.«
    Und dann ging Angie ein Licht auf. »Sie haben die Knochen mit den Gerätschaften des Museums bearbeitet.«
    »Nicht
sie
, Liebes – Ihr Vater. Frank Carlson hat das Fleisch von Fays Knochen abgelöst, genauso wie er das Fleisch von den Tieren in seinem Museum abgelöst hat.«
    »Mein Vater hätte so etwas nie getan.«
    »Aber natürlich. Er hat Sie geliebt. Wie ich meinen Mann kenne, hat er gedroht, Ihnen schreckliche Dinge anzutun, wenn Ihr Vater nicht mitspielte.«
    All die Jahre, in denen ihr Vater sie zurückgewiesen und vom Museum ferngehalten hatte … er hatte sie beschützt.
    »Warum hat er sie nicht einfach begraben?«
    »Darius wollte ein Andenken an seine Zeit mit Fay. Ich vermute, er hat einen der Knochen für sich behalten. Wenn man sie schnitzt und poliert, können menschliche Knochen wie Elfenbein aussehen.«
    Angie dachte an den Spazierstock, den Darius immer bei sich gehabt hatte. Auf dem Griff hatte sich eine kleine Elfenbeinskulptur befunden. Oh Gott. »Und Blue war auch beteiligt?«
    »Wie schon gesagt, Blue hat viele Dinge für Darius erledigt. Sich um Fay zu kümmern, war nur ein Job unter vielen.« Louise zupfte an den Ketten, die ihre Arme fesselten.
    »Vor Kurzem hat es einen weiteren Mord gegeben. Man hat Knochen gefunden, von denen wie bei Fay das Fleisch abgelöst worden war.«
    »Interessant. Ich dachte mir schon, dass Fays Tod Sie nicht wirklich interessiert. Sie sind hier, um diesen neuen Fall zu lösen.«
    »Ja.«
    »Nun, das ist wirklich ein Rätsel. Wer könnte diese Frau umgebracht und dann ihr Fleisch von den Knochen entfernt haben, wie Ihr Vater es einst für Darius getan hat? Von meiner Familie kann es niemand gewesen sein. Josiah ist tot, und Micah ist zu schwach, um eine Fliege zu töten, ganz zu schweigen eine Frau. Vielleicht waren Sie es ja.«
    »Was?«
    »Vielleicht haben Sie die Frau umgebracht, und vielleicht sind Sie hier, um den lieben Detective an der Nase herumzuführen.«
    Als Angie nicht auf den Köder ansprang, fügte Louise hinzu: »Es hat Ihrem Vater das Herz gebrochen, als Ihre Mutter ihn verlassen hat.«
    Angie brachte nicht die Kraft auf, in diesem Moment aufzustehen und zu gehen.
    »Aber Blue Rayburn war ein Mann, dem man nur schwer widerstehen konnte. Und Marian wollte so viel mehr, als ihr langweiliges, kleines Leben ihr zu bieten hatte. Für einen Mann, der Bücher und Laborproben über alles liebte, war es schwer, gegen Blue zu bestehen.« Louise leckte sich die Lippen. »Aber um Ihrer Mutter Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ich kann verstehen, dass eine Frau ihren Ehemann wegen Blue verließ. Gott weiß, dass ich Darius manchmal verlassen wollte, und Blue hätte mich durchaus in Versuchung führen können.«
    Angie sagte nichts. Sie traute ihrer Stimme nicht recht.
    »Aber Sie zu verlassen, ihr Kind«, fuhr Louise fort. »Also, das ist schon etwas ganz anderes. Ich hätte meine Jungen niemals freiwillig verlassen. Wahrscheinlich haben Sie Marian einfach zu sehr an ihre öde Ehe erinnert.«
    Angie zögerte. »Sie tun meiner Mutter unrecht.«
    »Ich kann mich noch erinnern, wie ich Sie bei Veranstaltungen im Museum gesehen habe, als Sie zwei oder drei Jahre alt waren. Sie waren ein fröhliches Kind. Später, nach der Scheidung, waren Sie eher ernst.«
    Die Härte in Louises Worten machte Angie mürbe. Sie wollte nur noch fort aus diesem Raum. »Fay hatte noch einen anderen Freund. Wie hieß er?«
    »Ich weiß es nicht. Das soll Ihr Freund, der Detective, herausfinden. Bringen Sie mir einen Brief von Eva, dann fällt mir vielleicht noch mehr ein. Zum Beispiel, was Darius und Blue wirklich in dem Museum getan haben.«
    Das Gespräch war zu Ende. Mehr würde Louise nicht preisgeben, ehe sie eine Nachricht von Eva bekam.
    Angie würde Louise Cross nicht anbetteln oder anflehen, und sie würde Eva niemals in die Sache hineinziehen. Sie hoffte nur, dass dieser Besuch das Interesse der alten Frau geweckt hatte, damit sie zurückkommen und weitere Fragen stellen konnte. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Mrs Cross.«
    Angie legte den Hörer hin. Als sie sich zu Kier umdrehte, sah sie, wie hinter seiner steinernen Miene der Zorn brodelte. Mit steifen Schritten ging sie zur Tür. Ein Klopfen veranlasste sie, sich umzudrehen. Louise stand hinter der Scheibe und lachte so sehr, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Angie konnte kaum atmen, während sie zur Sicherheitsschleuse zurückhastete. Sie

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