So still die Toten
schaden.«
»Klar.«
»Haben Sie ein Dach über dem Kopf?«
»Ja. Eine Wohnung. Sie ist klein, aber es gibt genug Platz für ein Kinderbett.« Lulu nannte ihr die Adresse.
»Und Arbeit?«
»Tagsüber arbeite ich bei einem Reinigungsservice. Und nachts kellnere ich.«
»Wer wird auf das Baby aufpassen, wenn Sie arbeiten?«
»Meine Nachbarin. Sie hat gesagt, dass er bei ihr schlafen kann, solange ich arbeite.«
»Was ist mit tagsüber?«
»Den Job habe ich nur angenommen, um vorübergehend zusätzliches Geld zu verdienen. Wenn David zu mir kommt, kündige ich.«
Lulu hatte alles durchdacht, aber Angie war noch nicht ganz beruhigt. Es konnte so viel schiefgehen.
»Was ist, wenn das Baby krank wird?«
»Ich habe Freunde mit Kindern. Ich habe ihnen geholfen, sie werden mir auch helfen.«
»Und das sind verantwortungsvolle Menschen?«
»Ja.«
Angies Augen verengten sich. »Und wenn Sie selbst krank werden?«
»Dann helfen mir die Freunde auch.« Lulu beugte sich vor. »Warum nehmen Sie mich in die Mangel?«
»Ich stelle Ihnen all die Fragen, die der Richter Ihnen stellen wird.«
»Sie klingen, als wären Sie sauer.«
»Bin ich nicht.«
Lulu rieb sich den Arm. »Sie mögen mich nicht.«
»Das habe ich nie gesagt.«
»Eine gute Hure lernt, die Leute zu durchschauen.«
Angie beugte sich vor. »Meine Aufgabe ist es, Sie auf den Gerichtstermin vorzubereiten, jede Schwachstelle zu prüfen, um zu sehen, ob Sie umkippen. Wenn Sie nämlich hier und jetzt umkippen, wird das vor Gericht wahrscheinlich auch passieren.«
»Ich glaube nicht, dass irgendein Richter mir härtere Sachen an den Kopf werfen wird als Sie beim Dixon-Prozess.«
»Verlassen Sie sich nicht darauf.«
Lulus Finger umklammerten die Armlehnen. »Was könnte der Richter denn noch fragen?«
»Dixon hat Ihnen einen Spezialpreis bezahlt, um Sie misshandeln zu dürfen. Welche anständige Mutter würde so etwas tun?«
Lulus Blick flackerte. »Ich brauchte einen Hit und das Geld dafür. Ich war verzweifelt. Keine Drogen mehr – keine Verzweiflung mehr.«
»Sind Sie sicher?« Ihr eigener Kampf hatte Angie gezeigt, dass Abstinenz manchmal verdammt zerbrechlich war. Ein einziger Ausrutscher, und alles lag in Scherben. »Ein Kind großzuziehen, kann anstrengend sein.«
»Ich werde damit klarkommen.«
»Sie klingen recht sorglos.«
»Ich bin nur entschlossen.« Lulu lehnte sich auf dem Ledersessel zurück und fuhr sich mit den Fingern durch das blonde, strubbelige Haar. »Sie hoffen, eine Schwachstelle zu finden.«
»Es ist meine Aufgabe, die Schwachstellen zu finden und auszubessern.«
»Ja, aber Sie suchen geradezu einen Grund, um mich nicht vertreten zu müssen.«
Das kam der Wahrheit sehr nahe. »Ich habe Eva gesagt, ich würde helfen, und ich werde es tun.«
Die Erwähnung von Evas Namen besänftigte Lulu ein wenig. »Sie ist ein guter Mensch.«
»Ja.« Angie stieß einen Seufzer aus. »Eine Freundin von mir hat eine Boutique. Ich möchte, dass Sie da vorbeigehen. Ich rufe sie an und sage ihr, dass Sie kommen, um sich ein Kleid zu leihen.«
Lulu runzelte die Stirn und betrachtete, was sie am Leib hatte. »Ich dachte, das wäre die Art Outfit, die der Richter sehen will.«
»Es ist ein echter Fortschritt«, räumte Angie ein. »Man merkt, dass Sie sehr an sich gearbeitet haben. Aber das richtige Kleid wird es noch einen Tick besser machen.« Sie kritzelte die Adresse auf einen Zettel. »Ich schreibe Ihnen auch meine Friseurin auf. Sagen Sie ihr, dass ich Sie schicke. Sie wird wissen, was zu tun ist.«
»Meine Haare gehen so nicht?«
»Nicht für den Eindruck, den der Richter bekommen soll. Das Äußere ist entscheidend, Lulu.« Sie riss den Zettel ab und reichte ihn ihr.
Lulu zog die Augenbrauen zusammen und musterte die Adressen. »Die sind im guten Teil der Stadt.«
»Ich weiß.«
»Eine Boutique in der Gegend ist sicher teuer«, sagte sie ohne jede Scham.
»Die Besitzerin, Molly, schuldet mir einen Gefallen. Wie gesagt, sie wird Ihnen ein Kleid leihen.«
»Wird sie mich überhaupt reinlassen?«
»Ich gebe ihr Bescheid, dass Sie kommen. Sie wird sich um Sie kümmern.«
Lulu faltete das Papier zusammen und fuhr den Knick mit dem Finger nach. »Okay.«
»Ich rufe heute Vormittag bei Gericht an, um wegen des Termins Ihrer Anhörung sicherzugehen. Er ist Donnerstag um zwölf.«
»Ja, ich weiß.«
»Morgen.«
»Ich bin nicht blöd.«
»Wenn Sie das verpassen, ist es vorbei.«
»Ich weiß.«
»Ich möchte, dass Sie um elf
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