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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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des Buches verzögert hatte. Die Gerichtskosten hatten seinen Vorschuss verschlungen, und während jener Monate hatte er kurz vor dem Bankrott gestanden.
    Miststück
. Sie war eindeutig sauer gewesen, weil er sie nur als Mittel zum Zweck benutzt hatte. Ihr einziges Ziel war es, ihm zu schaden.
    Seine Wut auf Angie gab ihm neue Energie.
    Mit jedem Moment fühlte er sich stärker. Rasch handelte er einen Deal mit Melanie Wright aus, und die beiden vereinbarten, sich in einer Stunde zu treffen.
    Connor würde das Geld mitbringen, und seine Informantin würde ihm ein paar weitere interessante Details liefern.
    Das King’s war voll besetzt, als Angie den Pub um kurz nach acht betrat. Sie war kurz davor zu verhungern, und da ihr Vorratsschrank leer war, war es nur logisch, dass sie ins King’s ging. Das Essen dort war gut, und gleichzeitig hatte sie Gelegenheit, Eva zu sehen. Tatsächlich aß Angie inzwischen mehrmals pro Woche dort. Sie und Eva hatten einander nicht immer viel zu sagen, aber es war einfach schön, in der Nähe ihrer Schwester zu sein. So fühlte sie sich etwas weniger allein.
    Angie ließ sich auf einem Barhocker in der Ecke nieder, der schnell zu ihrem Lieblingsplatz geworden war. Sie hatte auch aufgehört, die Speisekarte zu lesen, weil sie festgestellt hatte, dass die Lachspastete köstlich war. Sie hatte sich zu ihrem neuen Leibgericht entwickelt. Angie war ein Gewohnheitstier und ihre Handlungen dadurch vorhersehbar.
    Eva stand am anderen Ende der Bar. Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihr bis auf den Rücken reichte. Sie schminkte sich fast nie, an ihrer reinen Haut konnte auch Make-up nichts mehr verbessern.
    Als ein älterer Gast etwas zu ihr sagte, beugte sie sich vor und lachte über den Witz, den er anscheinend gemacht hatte. Dann füllte sie sein Bierglas aus dem Zapfhahn nach.
    Eva und Angie hatten dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter. Ihre Mutter Marian war mit Angies Vater, Frank Carlson, verheiratet gewesen, als sie Evas Vater, Blue Rayburn, kennengelernt hatte. Frank und Blue hatten beide für dieselbe Stiftung gearbeitet – im Talbot-Museum, einer kleinen, erlesenen Sammlung von Antiquitäten und allen möglichen Dingen, die mit der Familie Talbot zu tun hatten.
    Doch die Männer waren verschieden wie Tag und Nacht. Frank war der gesetzte Intellektuelle, der mehr an seinen Sammlungen als an seiner Frau hing, Blue der dunkle Zigeuner, sorglos und verwegen, dessen Charme ihm den Weg zum Sicherheitsdienst des Museums geebnet hatte.
    Nachdem ihr Ehemann sie wieder einmal versetzt hatte, war Marian aus Franks Büro zu einem Aufzug gestöckelt, neben dem Blue stand. Blue hatte nicht lange gebraucht, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Das Knistern zwischen den beiden hatte rasch zu einer Affäre geführt.
    Als Marian Carlson mit Eva schwanger war und Frank verließ, hatte er das Sorgerecht für die vier Jahre alte Angie beantragt. Seine Beziehungen hatten ihm dazu verholfen, das alleinige Sorgerecht zu erhalten. Marian hatte Angie nur an einem Wochenende im Monat sehen dürfen.
    Angie erinnerte sich noch an ihre Besuche in dem kleinen Haus, in dem ihre Mutter damals mit Blue wohnte. Sie hatte sich immer darauf gefreut. Jedes Mal, wenn der Besuchstag näher rückte, war es ihr unmöglich gewesen, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Und ein paar Jahre lang hatten Marian und Blue sie zusammen mit der kleinen Eva stets zuverlässig abgeholt.
    Dann, eines Freitags, hatte ihre Mutter angerufen, abgesagt und war erst am späten Samstagabend aufgetaucht. Eva hatte bei ihr im Wagen gesessen, aber Blue war nicht dabei gewesen. Angie hatte ihn nie wieder gesehen.
    Während der nächsten zehn Jahre verfiel das bescheidene Häuschen, das ihre Mutter zusammen mit ihrem zweiten Mann und Angies Halbschwester bewohnt hatte, zusehends. Doch Angie freute sich immer noch auf die Besuche und genoss die Zeit, die sie mit Mutter und Schwester verbringen konnte.
    Als ihre Mutter gestorben war, hatte Angie ihren Vater angefleht, Eva bei sich aufzunehmen, aber er hatte sich geweigert.
    »In einer Pflegefamilie hat sie es besser, Angelina.«
    »Dad, sie ist fünfzehn.«
    »Sie ist nicht mein Kind.«
    »Aber sie ist meine Schwester. Ich komme zurück und kümmere mich um Sie. Ich sorge dafür, dass sie ein Zuhause hat.«
    »Du bist gerade mal neunzehn. Du kannst das nicht, und ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben wegwirfst.« Seine Stimme wurde sanfter. »Bei

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