So still die Toten
aus. Scheiße. Noch mehr, was den Barrakuda anziehend machte. Gar nicht gut.
Sie würdigte ihn keines Blickes. »Ja, ich weiß. Nicht gerade mein übliches Outfit.«
»Allerdings. Aber wenn Sie in eine Bar wie das ZZ’s gehen, lassen Sie das Kostüm auch besser zu Hause.«
Sie starrte ihn an. »Woher wissen Sie das?«
»Ich war dort.«
»Ich habe Sie gar nicht gesehen.«
»So macht man das auch. Man mischt sich unter die Leute und verärgert nicht die Bedienung.«
Angies Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was haben Sie da gemacht?«
»Das ist eine Frage, die eher Sie beantworten sollten.«
Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich ein wenig. »Wir wollten uns nach einer Mandantin von mir erkundigen.«
»Sierra Day?«
»Nein. Lulu Sweet.«
Er wusste Bescheid. Die Hauptbelastungszeugin im Dixon-Prozess – und die Frau, die Dixon neulich in Carlsons Büro erwähnt hatte. »Sie haben sie auseinandergenommen. Und jetzt sind Sie ihre Anwältin?«
»Seit zwei Tagen. Eva hat mich um Hilfe gebeten. Lulu versucht, das Sorgerecht für ihren Sohn zu bekommen.«
Es hatte Malcolm nie gefallen, wie man mit Lulu umgesprungen war, aber zu erfahren, dass sie einen Sohn hatte, beunruhigte ihn nun wirklich. »Wie alt ist das Kind?«
»Neun Monate. Und ich weiß, was Sie denken. Das Baby wurde nach dem Prozess geboren. Aber Lulu schwört, dass sie während der Schwangerschaft fast keine Drogen genommen hat, und sie war clean, bis der Kleine einen Monat alt war. Ihre Mutter hat sie völlig zugedröhnt gefunden und ihr das Kind weggenommen. Lulu versucht, es zurückzubekommen. Wir wollten uns gestern bei Gericht treffen, aber sie ist nicht erschienen.«
»Das war, als Donovan Sie bedrängt hat.«
»Genau.«
Geistesabwesend zeichnete Malcolm mit dem Daumen Kreise auf die Theke. »Die Großmutter hat das Sorgerecht erhalten?«
»Ja.«
»Vielleicht ist es besser so.«
Angie schüttelte den Kopf. »Lulu schien dieses Kind wirklich zu wollen.«
Die Anwältin stieg ein wenig in Malcolms Achtung. Sie hatte versucht, der jungen Frau zu helfen. »Haben Sie Lulu angerufen?«
»Etliche Male. Eva meinte, ihr müsse etwas zugestoßen sein, und wollte der Sache nachgehen. Lulu hat im ZZ’s als Kellnerin gearbeitet.«
»Ja, ich habe sie mal dort gesehen. Sie ist fleißig. Scheint sich von Drogen fernzuhalten.«
»Warum waren Sie dort?«
»Das ZZ’s ist neuerdings eine von Dixons Lieblingskneipen. Dachte, vielleicht kann ich irgendwas in Erfahrung bringen.«
»Und, haben Sie?«
»Nicht nach der Showeinlage von Ihnen und Ihrer Schwester. War nur vernünftig, dann auch zu verschwinden.«
»Klar.« Angie sah in ihr Glas. »Ich wusste gar nicht, dass Dixon in diese Bar geht.«
»Wie gesagt, es ist eine neue Stammkneipe.« Malcolm runzelte die Stirn. »Seit wann arbeitet Lulu im ZZ’s?«
»Ungefähr seit sechs Monaten.«
»Ungefähr genauso lange verkehrt Dixon dort.« Irgendwann war der Detective zu der Einsicht gelangt, dass echte Zufälle äußerst selten waren. »Und kein Mensch hat Lulu gesehen?«
»Niemand. Wir waren sogar in ihrer Wohnung. Nichts Auffälliges.«
»Wann genau wurde sie zuletzt gesehen?«
»Gestern Abend in der Bar. Sie hat eine Pause gemacht und ist nicht mehr zurückgekommen. In der Gasse wurde ihr Schuh gefunden.«
Malcolm schnaubte. »Hat jemand das gemeldet?«
»Nein.«
Malcolm fuhr mit dem Finger über den Glasrand. »Zwei Frauen, die Dixon kannten. Eine ist tot, eine verschwunden. Und Sie stehen mit allen dreien in Verbindung.«
In Angies Magen ballte sich ein eiskalter Klumpen zusammen. »Ich habe Lulu erst vor ein paar Tagen als Mandantin angenommen, und ich bezweifle, dass außer Eva jemand davon gewusst hat.«
»Lulu könnte es jemandem erzählt haben. Sie ist nicht gerade für ihre Verschwiegenheit bekannt.«
Angie zog die Augenbrauen zusammen. »Das glaube ich nicht. Sie hat sich voll und ganz auf die Vorbereitungen für unseren Gerichtstermin konzentriert.«
»Beide Frauen kannten Dixon. Beide Frauen kannten Sie. Das ist zu auffällig, als dass man es unbeachtet lassen könnte.«
»Lulu könnte wieder auftauchen.«
»Stimmt. Aber ich würde die Sache gerne ein wenig beschleunigen und nach ihr suchen. Etwas sagt mir, dass sie ein Teil dieses Puzzles ist.«
»Was für ein Puzzle?«
»Das ist die Preisfrage, Frau Anwältin.«
Angie nahm sich Kiers Mahnung, vorsichtig zu sein, zu Herzen, lehnte aber sein Angebot, sie heimzufahren, ab. Sie hatte ihren Wagen genau gegenüber
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