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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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achtete, tadelte die Schülerinnen diesmal nicht.
    »Und nun, Herr Doktor, was gedenken Sie zu tun? Mir scheint, das Maß ist voll«, sagte Frau Wisnarek.
    Dr. Scholten stand zögernd auf. »Ich werde mit Frau Egger reden. So jedenfalls geht es nicht weiter.« Er wandte sich an die Mädchen: »Bitte unterlasst die Gossensprache.«
    Die Mädchen trommelten mit ihren Löffeln laut auf die Tischplatten. Hastig wurde der Rollladen an der Durchreiche heruntergezogen. Dr. Scholten betrat die Küche, ließ die Tür aber offen.
    »Er sichert seinen Rückzug«, flüsterte Frau Wisnarek.
    »Frau Egger«, sagte Dr. Scholten mit so lauter Stimme, dass man ihn auch noch an den Tischen im Saal verstehen konnte. »Frau Egger, wir sind mit Ihrer Kocherei ganz und gar nicht einverstanden. Ich werde mich über Sie an höherer Stelle beschweren.«
    »Können Sie es etwa besser?«, entgegnete Frau Egger schnippisch.
    Frau Wisnarek sprang so wild auf, dass ihr Stuhl gegen die Wand knallte. Sie eilte in die Küche und stellte sich neben Dr. Scholten. »Und ob wir das besser können«, schrie sie wütend. »Und Sie könnten es auch, wenn Sie nur wollten.«
    »Wollen Sie mir unterstellen …«
    »Was ich Ihnen unterstellen will? Entweder sind Sie faul und böswillig oder Sie haben vom Kochen wirklich keinen Schimmer.«
    »Das muss ich mir nicht sagen lassen.«
    Frau Egger stieß die Suppenkelle so heftig in den Rest der Suppe, dass Spritzer auf die Herdplatte klatschten und sich ein brenzliger Geruch verbreitete. Gabi, ihre Helferin, wollte die Herdplatte mit einem feuchten Tuch abwischen, doch Frau Egger hinderte sie daran.
    »Lass das. Die Herrschaften aus dem Westen nehmen den Mund zu voll.« Sie starrte Dr. Scholten an und rief: »Wenn Sie es selber besser können, dann machen Sie es doch allein. Wir jedenfalls verlassen sofort Küche und Haus. Selbst wenn Sie auf Knien angekrochen kommen, wir werden nicht mehr zurückkehren, solange Sie in Theresienruh …« Sie warf ihren Schlüsselbund auf die Fliesen, drehte sich um und im Hinausgehen sagte sie noch: »Ach, leckt mich doch alle mal.«
    »Schmeckt wahrscheinlich auch nicht besser«, rief Frau Wisnarek ihr nach.
    »Aber Frau Kollegin!«, sagte Dr. Scholten erschrocken und ging zu den Lehrerinnen zurück. »Und was machen wir jetzt?«
    »Genau das, was die Egger gesagt hat.« Frau Wisnarek setzte sich wieder. »Wir machen es jetzt allein.«
    »Und wer, Kolleginnen? Und wie, bitte schön?«
    Frau Hennig, die sich bei Konferenzen bisher immer im Hintergrund gehalten hatte, meldete sich schüchtern zu Wort. »Ich bin neben Englisch auch in Hauswirtschaft ausgebildet worden. Wenn Sie es mit mir versuchen wollen?«
    »Das ist ein Wort, Klara«, sagte Frau Wisnarek. »Wir werden dir helfen, wann immer wir können.«
    Dr. Scholten wandte sich an die Mädchen: »Das gilt selbstverständlich auch für euch Schülerinnen. Bis um drei Uhr am Nachmittag stehen diejenigen am Schwarzen Brett, die für den nächsten Tag zum Küchendienst eingeteilt sind. Frau Wisnarek wird die Organisation übernehmen.«
    »Ich?«, fragte Frau Wisnarek.
    »Klar, Frau Kollegin. Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!, sagte schon Friedrich Schiller.«
    Frau Brüggen murmelte: »Goethe, Herr Doktor, Goethe war das.«
    Eine Stunde vor dem Abendessen kam Schwester Nora mit den vier Mädchen nach Theresienruh zurück. Annas erster Weg führte sie zum Salatbeet. Die Saat war gut aufgegangen und hatte sich wie ein hellgrüner Teppich über der Erde ausgebreitet. Die Pflanzen aber, die sie am Vortag in den Boden gesteckt hatten, ließen die Blätter hängen. Anna betastete die Erde. Trocken. Niemand hatte gegossen. Sie schleppte eilig zwei Kannen Wasser herbei.
    Ruth kam aus dem Haus gelaufen. »Hast du es schon gehört? Die Egger ist weg und mit ihr alle Küchenhilfen. Wir müssen jetzt selber für unser Essen sorgen.«
    »Ich muss erst mal für die Pflanzen sorgen«, sagte Anna. »Guck dir an, wie die aussehen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.«
    »Du bist eben die Einzige hier, die sich mit der Gärtnerei auskennt.«
    Ruth half beim Gießen. Beide schwitzten, als sie zum Abendessen gerufen wurden. Es gab eine gesüßte Milchsuppe aus Trockenmilch mit Haferflocken, danach Tee und eine Scheibe Brot, dünn mit Margarine bekratzt und mit Wildkräutern garniert. Die Mädchen wurden zwar nicht satt, aber sie spürten, dass das neue Küchenpersonal sich Mühe gegeben hatte.
    Nach dem Abendbrot

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