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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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weglassen wird? Es heißt, dass es den Reichsdeutschen verboten ist, ihren Aufenthaltsort zu verlassen.«
    Hastig trank Dr. Scholten sein Glas leer. »Ich muss zurück ins Schloss«, sagte er und stand auf.
    Der Pfarrer ging an seinen Schreibsekretär und nahm einen Umschlag heraus. »Sie werden ein nicht zu knappes Fährgeld bezahlen müssen. Ich habe hier fünfhundert Mark für Sie bereitgelegt. Kollektengelder. Die kann ich Ihnen nicht schenken. Aber ich überlasse Ihnen die Summe als Darlehen zu treuen Händen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir das Geld irgendwann zurücksenden. Aber es eilt nicht.«
    Eigentlich wollte Dr. Scholten noch in der Nacht sein Kollegium zusammenrufen und den Lehrerinnen von der schlimmen Situation berichten. Aber dann entschloss er sich, am nächsten Morgen zunächst in der Kreisstadt bei der Militärbehörde vorzusprechen, um zu erfahren, ob die Übergabe des Gebiets nicht doch nur ein Gerücht war.
    Es dauerte Stunden, bis er endlich in der Stadt ankam. Mehr als die Hälfte der Strecke hatte er zu Fuß laufen müssen. Im Flur vor dem Zimmer des Captains ließ man ihn lange warten. Der Mann, der vor ihm an der Reihe war, kam und kam nicht heraus. Dr. Scholten wurde immer nervöser.
    Da sah er im Aschenbecher eine nur angerauchte Zigarre liegen. Er, der schon seit Monaten nicht mehr geraucht hatte, griff nach der Zigarre und zündete sie an. Schon nach dem ersten tiefen Zug musste er husten. Aber dann hatte er das Gefühl, dass er etwas ruhiger wurde.
    Die Zigarre war bis auf einen Stummel weggeraucht, als im Zimmer des Captains Stühle gerückt wurden. Er drückte die Glut der Zigarre im Aschenbecher aus. Die Tür öffnete sich. Der Mann griff nach dem, was von seiner Zigarre noch übrig geblieben war, und schaute Dr. Scholten misstrauisch an. Der hob die Schultern und ging in das Amtszimmer.
    Der Captain ließ einen Dolmetscher rufen. Dr. Scholten schilderte ihm die Lage auf Schloss Theresienruh. »Stimmt meine Information, dass Sie in den nächsten Tagen den Sowjets das Gebiet nördlich der Donau übergeben werden?«
    Er brauchte nicht auf die Übersetzung des Dolmetschers zu warten. Das, was der Captain antwortete, war auch so zu verstehen: »I don’t know.«
    Damit war Dr. Scholten entlassen. Der Dolmetscher ging mit ihm hinaus. »Das ist auch eine Antwort«, sagte er. »Aber es ist Ihnen sicher bekannt, dass Sie als Reichsdeutsche Ihren jetzigen Wohnort nicht verlassen dürfen.«
    Dr. Scholten war überzeugt, dass er vom Pfarrer nicht nur ein Gerücht gehört hatte. Ein Lkw nahm ihn mit zurück nach Theresienruh. Unverzüglich rief er alle in der Halle zusammen, die Lehrerinnen, die Schwester, die Schülerinnen und Katalin. Mit knappen Worten berichtete er ihnen, was er erfahren hatte. »Ich nehme an«, schloss er, »dass auch Theresienruh in den nächsten Tagen an die Sowjets fällt. Was sollen wir tun?«
    Frau Krase machte sich zur Sprecherin der Lehrerinnen. »Wir sind der Meinung, dass wir den Mädchen und auch uns nicht noch einmal eine Flucht zumuten können. Wir stimmen dafür, hier auszuharren, bis man uns aus Oberhausen abholt.«
    Viele Mädchen begannen zu murren.
    Anna Mohrmann sagte: »Wir wollen nicht in die Hände der Russen fallen. Wir bleiben nicht hier. Ob Sie es erlauben oder nicht, wir versuchen, aufs andere Donauufer zu gelangen.«
    »Gibt es denn überhaupt eine Chance?«, fragte Frau Wisnarek.
    Dr. Scholten sagte: »In Untermühl liegt ein Fährschiff, das uns nach Aschach übersetzen könnte. Aber ob uns das von der Militärverwaltung gestattet wird?«
    »Das muss doch herauszukriegen sein«, sagte Schwester Nora. »Wir müssen einfach an der Fährstation fragen. Was meinst du, Otto?«
    »Ich werde gleich morgen hingehen.«
    »Wenn du willst, begleite ich dich, Otto.«
    »Das wäre mir lieb. Hoffentlich müssen wir nicht den ganzen Weg laufen.«
    Im Salatbeet standen noch weit über hundert Köpfe. Anna schnitt drei feste Köpfe ab und ging damit zum Pfarrer. Die Haushälterin öffnete die Tür. »Wie schön, dass du uns etwas von eurer Ernte bringst«, sagte sie. »Es wird der erste Salat sein, den wir in diesem Jahr essen können.«
    »Ich möchte, wenn es geht, den Pfarrer sprechen.«
    »Du musst dich noch ein paar Minuten gedulden. Er ist schon eine Weile unterwegs, aber er muss bald zurück sein. Komm solange zu mir in die Küche.«
    Wenig später öffnete sich die Haustür. Der Pfarrer trat in die Küche, setzte sich auf einen Stuhl und sah Anna

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