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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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Baba musste ausziehen. Für mich war das gar nicht so schlimm, durch seine Arbeit hatte ich Baba vorher auch kaum zu Gesicht bekommen. Aber Tayfun litt sehr darunter. Wenn wir abends in unseren Betten lagen, sagte er oft, wir müssten uns etwas ausdenken, um die beiden wieder zusammenzubringen. Er schmiedete alle möglichen Pläne. Ich sollte mit Baba reden, er wollte Anne überzeugen. Wir fädelten es dann so ein, dass Baba zum Fußballtraining von Tayfun kam, wo ich mit Anne auch hinfuhr. Danach gingen wir alle zusammen essen. An das Gespräch in der Gaststätte erinnere ich mich nicht mehr, aber danach änderte sich unser Leben wieder: Baba kam zurück, traf seine Freunde nicht mehr, er wurde ein richtiger Familienvater.
    Und heute überraschen mich die beiden manchmal sogar und bringen meine ganze Theorie über ihre arrangierte Ehe ins Wanken. Diesen Sommer waren sie zum ersten Mal in ihrem Leben zu zweit im Urlaub, ohne uns Kinder, nur sie beide. Jedes Mal, wenn sie zu Hause anriefen, berichtete Anne mir ganz begeistert, wie sie Händchen haltend am Strand spazieren gehen. Und als sie zurückkamen, turtelten sie wie zwei Frischverliebte. Da soll noch einer schlau draus werden.
    Neuerdings schafft Anne es sogar, mich regelrecht zu schockieren. Kürzlich hatte ich mir eine Frauenzeitschrift gekauft. Ständig musste ich für Klausuren pauken, da wollte ich mir zwischendurch zur Ablenkung mal leichten
Stoff gönnen. Normalerweise ist es ein völlig harmloses Blatt. Diesmal lag ein kleines Heft bei, mit einem roten Umschlag. Da Dezember war, dachte ich, es ginge um Weihnachten. Für uns Muslime gibt es Weihnachten ja nicht. Weil ich nicht gleich dazu kam, die Zeitschrift durchzublättern, ließ ich sie auf meinem Schreibtisch liegen. Als ich später nach Hause kam, schien Anne bereits auf mich gewartet zu haben. Kaum war ich in meinem Zimmer verschwunden, steckte sie den Kopf herein, legte irgendwas in Tayfuns Schrank und sah mich dann mit großen Augen an. Was kommt jetzt?, dachte ich.
    Da sagte sie: »Melda, du hast aber interessante Zeitschriften.« Sie machte ein Gesicht, das ich nicht so recht einordnen konnte. Lächelte sie, oder erkannte ich da einen Vorwurf in ihrem Blick? Ich wusste auch gar nicht, was sie meinte. Auf meine Frage zierte sie sich ein wenig, ging dann aber doch zu meinem Schreibtisch und nahm die Frauenzeitschrift in die Hand. Schon das war ein ungewohntes Bild für mich. Dann zog sie auch noch das rote Heftchen heraus, und ich konnte sehen, dass es gar nicht um Weihnachtsüberraschungen ging, sondern um aufregende Sextricks: Sex vorm Spiegel, Selbstbefriedigung vorm Partner, Rollenspiele, akrobatische Stellungen. Es verschlug mir die Sprache. Hätte ich das gewusst, ich hätte die Zeitschrift natürlich verschwinden lassen.
    »Du hast das gelesen?« Eine bessere Frage fiel mir in dem Moment nicht ein. Dabei hätte ich gewettet, dass sie sich eher die Finger abgehackt hätte, als in einem solchen Heft zu blättern.
    »Na ja, da steht groß Sex drauf, das macht einen natürlich neugierig.«

    Wie bitte? Hatte ich mich verhört? Das konnte unmöglich Anne gesagt haben. Mehr als ein so zögerliches wie verwundertes »Aha« brachte ich darauf nicht hervor.
    Aber sie setzte noch einen drauf. Einen Moment schien sie unschlüssig, ob sie es wirklich sagen sollte, dann bekam ich zu hören: »Darf ich das mal mitnehmen? Sex vorm Spiegel ist wahrscheinlich nichts für mich, aber wer weiß, vielleicht lerne ich mit meinen vierzig noch etwas dazu …« Und dann marschierte sie einfach aus meinem Zimmer, so schwungvoll, wie ich sie lange nicht erlebt hatte.
    Ich muss dagestanden haben wie ein begossener Pudel nach einer Sintflut. Irgendwann löste sich die Schockstarre. Ich rieb mir die Augen. Für eine Sekunde dachte ich: Melda, das kannst du nur geträumt haben.

3.
    Ich will dich lächeln sehen
    Wenn ich mir einen Mann fürs Leben aussuchen könnte, ich würde Onkel Cemal nehmen. Natürlich nicht ihn persönlich, erstens ist er viel zu alt für mich und zweitens an meine Tante Hediye vergeben, aber einen, der am besten genauso ist wie er. Ich kann lange überlegen, mir fällt kein anderer Mann ein, der so viele gute Eigenschaften in sich vereint wie er. Onkel Cemal ist lustig, lacht gern und oft, man kann aber auch ernste, tiefgründige Gespräche mit ihm führen. Er kocht zu Hause und putzt und vergisst nie den Geburtstag seiner Frau und auch nicht ihren Hochzeitstag. Seinen Kindern ist er ein toller

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