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So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)

So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition)

Titel: So wirst du stinkreich im boomenden Asien: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohsin Hamid
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die Hilfe, die es anbietet, wenngleich sein Dasein als Buch, da es als Buch ja da ist, erklärtermaßen weitergehen kann.
    Während meine Autorenfinger tippen und deine Leseraugen huschen, stehst du auf dem Scheitelpunkt deines achten Lebensjahrzehnts, nahezu kahlköpfig, überwiegend dünn, entschlossen, aufrecht. Deine Eltern sind gestorben, deine verbliebenen Geschwister nicht mehr am Leben, deine Frau hat dich verlassen und einen Mann geheiratet, der ihr in Auffassungen und Alter nähersteht, und dein Sohn hat sich entschlossen, nach seinem Studium in Nordamerika, das für einen jungen Konzeptkünstler mit kantigen Hüftknochen und Lippen wie Honig und Butter trotz Asiens Boom offenbar weiterhin attraktiv ist, nicht mehr zurückzukehren.
    Durch dein Bürofenster siehst du, wie sich die Stadt um dich herum verändert, wie Bau- und Planungsbeschränkungen kippen, wie tiefe Gruben und skelettartige Rohbauten Land in Besitz nehmen, das auf Luftbildaufnahmen noch wenige Jahre zuvor mit opulenten, tortenartigen Villen gesprenkelt war. Die Sonne steht tief und fett in deiner Sichtlinie. Eine Stimme ist zu hören. Sie kommt von deinem Schwager, der noch immer dein Stellvertreter ist. Er sitzt hinter dir und bedrängt dich erneut, mehr Schulden aufzunehmen.
    Damit hat er sicher recht. Mit geliehenen Mitteln kann ein Unternehmen investieren, erwerben, erweitern. Leihen heißt, Leverage zu bekommen, und Leverage ist ein Paar Flügel. Leverage ist Fliegen. Leverage ist ein Weg von Klein zu Groß und von Groß zu Riesig. Leverage ist eine wunderbare Abstraktion, die Verheißung des Morgen schon heute, ja, eine Befreiung von der Zeit, ein schlagender Triumph des menschlichen Willens über die trostlose, von der Chronologie in Ketten gelegte physische Realität. Leverage bedeutet Unsterblichkeit.
    Oder wenn nicht, behauptet dein Stellvertreter, trifft mindestens das Gegenteil zu.
    »Wenn wir nicht leihen«, sagt er, »sterben wir.«
    Du drehst dich vom Fenster weg und setzt dich ihm gegenüber. »Du steigerst dich hinein.«
    »Wir haben nicht die nötige Masse. Der Sektor konsolidiert sich. In zwei Jahren gibt es in dieser Stadt keine zehn Wasserunternehmen mehr. Sondern drei. Höchstens vier. Und wir werden nicht dazugehören.«
    »Bei uns macht’s die Qualität.«
    »Es ist Wasser, verdammt. Wir liefern doch bloß nach Vorgabe.«
    Zunehmend spricht dein Stellvertreter mit dir in einem Ton, der fast schon aggressiv ist. Ob das so ist, weil er dir die Schuld am Scheitern deiner Ehe mit seiner Schwester gibt oder weil er, ein jüngerer Mann, dich immer weniger fürchtet, da dein Körper dem Alter Tribut zollen muss, oder weil er sich endlich seiner Unentbehrlichkeit beim reibungslosen Ablauf deines Unternehmens sicher ist, weißt du nicht.
    »Das stimmt nicht«, sagst du.
    »Es stimmt sehr wohl. Entweder wir kaufen einen unserer Konkurrenten auf oder wir verkaufen selbst. Oder wir verrotten.«
    »Wir bieten uns nicht zum Verkauf an.«
    »Das sagst du immer. Also kaufen wir.«
    »So viele Schulden haben wir noch nie gemacht.«
    »Es ist ein Risiko. Ein Glücksspiel. Aber wir haben gute Chancen, dabei zu gewinnen.«
    In dem Augenblick erhaschst du in der Gestalt deines Stellvertreters ein Spiegelbild deiner Exfrau, was immer wieder vorkommt, einen verräterischen Schwung der genetischen Hand, die beider Konturen gezeichnet hat, im Fall deiner Frau schön, in seinem ziemlich komisch. Du vertraust ihm. Nicht ganz, aber genug. Und darüber hinaus spürst du, dass er womöglich einen besseren Blick auf den künftigen Verlauf deines Unternehmens hat als du. Vor allem aber ist dir das Ergebnis nicht mehr so schrecklich wichtig. In letzter Zeit hast du den Eindruck, dass du dein Leben nur noch pro forma lebst, aufstehen, rasieren, baden, anziehen, zur Arbeit fahren, an Sitzungen teilnehmen, telefonieren, wieder nach Hause gehen, essen, scheißen, im Bett liegen, alles aus reiner Gewohnheit, ohne echtes Ziel, wie ein alter Wasserzähler, dessen Messungen, noch lange nachdem er vom Abrechnungssystem abgekoppelt worden ist, unaufgezeichnet weiterstrudeln.
    Also sagst du: »Na gut. Machen wir’s.«
    Dein Stellvertreter ist erfreut. Er betrachtet sich als ein zumeist loyales Mitglied deines Teams. Zumeist loyal, weil er während der vergangenen zwei Jahrzehnte nur so viele Gelder von deiner Firma abgezweigt hat, dass kein echter Schaden entstanden ist, Gelder, die er ins Ausland geschafft hat, weit dem Blick entzogen, als

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