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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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MonCheries lang in seine sanften Augen. Die Grautöne des Fotos verliehen seinem Gesicht eine angenehme Reife. Wie alt er jetzt wohl war? Zweiunddreißig?
Fast dreiunddreißig
, sagte die leise Stimme in mir,
sein Geburtstag ist am sechzehnten Juli
. Ich erschrak ein klein wenig darüber, dass ich sogar seinen Geburtstag noch im Kopf hatte. Von meinen Ex-Freunden wusste ich so spontan nicht einmal mehr den Geburtsmonat, geschweige denn das genaue Datum.
    Im noch vom Vormittag geöffneten YouTube-Fenster spielte ich erneut den Clip zu
Paradise Love
ab. Ich drehte die Boxen auf, damit Jamies samtene Stimme nicht zwischen dem Gezeter meiner Kollegen verlorenging.
Gott
, was war ich in diesen Typen verknallt gewesen! Damals wäre ich schier gestorben für die Möglichkeit, ihm direkt eine Nachricht schicken zu können, fernab von Fanbüros und anonymen Autogrammstellen bei der Plattenfirma. Eigentlich war doch überhaupt nichts dabei – Jamie musste ja nicht antworten,wenn er nicht wollte. Und ich musste mich ja auch nicht unbedingt als ehemaliger Fan zu erkennen geben. Sicherlich fanden auch Frauen sein Profilbild ansprechend, die ihn nicht aus der Zeit von B.Touched kannten.
    Ist doch nichts dabei
, dachte ich noch einmal und öffnete den Facebookreiter.
    Betreff: Hey there
    Dear J.,
what a great first name – would love to have such an expressive and powerful name too.
    I like your picture, J. Looks just as secretive as your name suggests. Would be happy if you'd write back to me.
    M., the german girl with even more secrets.
    Skeptisch las ich mir den kurzen Text immer und immer wieder durch. Konnte ich das so abschicken? War es nicht zu flapsig, zu ironisch, zu plump? Was wollte ich Jamie eigentlich vermitteln? Sicher nicht, dass ich leicht zu haben war.
    Aber klang es denn überhaupt danach? Konnte nicht ebenso gut eine unnahbare Frau dahinterstecken, eine mit vielen interessanten Geheimnissen?
Puuh
… Die Sache mit der Nachricht gestaltete sich komplizierter, als ich angenommen hatte.
    »Marie?« Völlig unvermittelt stand Doris in der Tür. Ertappt klickte ich mit der Maus hektisch auf dem Bildschirm herum, ehe sich das mittelblaue Fenster mit der Facebook-Oberfläche endlich schloss.
    Hatte meine Kollegin gesehen, dass ich längst nicht mehr arbeitete und meine Zeit sinnlos im Internet vertrödelte?
    »Rainer und ich machen jetzt Feierabend. Bleibst du noch lange?« Stirnrunzelnd musterte Doris meine zuckende Hand, deren Finger unruhig auf der Computermaus herumtrommelten.
    »Nein, ich bin auch gerade fertig geworden«, schwindelte ich und trank den letzten Schluck Kaffee aus meinem Becher.
    »Dann bis morgen früh!«
    »Bis morgen«, rief ich ihr hinterher und betrachtete den leeren Türrahmen. Im Nebenraum hörte ich Norbert hüsteln. Jetzt war ich also allein mit ihm. Das war etwas, das ich seit dem letzten Betriebsausflug tunlichst vermied. Da war Norbert mir nämlich nach dem fünften Gläschen Likör etwas zu nahe gekommen. Ich konnteseinen dicken Bierbauch noch immer an meinem Rücken spüren. Und erst der Zwiebelatem, den mir mein vierzigjähriger Kollege gegen die Wange gepustet hatte …
Uaah
. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich beeilte mich, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Es war bereits nach sechs und ich hatte längst Feierabend. Eigentlich blieb mir auch nur noch eine Entscheidung zu treffen – sollte ich die Nachricht an Jamie noch einmal umschreiben?
    Nein, das war absolut überflüssig. Vermutlich verschwendete ich hier meine Zeit mit einer total albernen Sache, die ich schnellstmöglich wieder vergessen sollte … Entschlossen öffnete ich die Facebookmaske, um das Nachrichtenfenster wegzuklicken und mich auszuloggen – doch es war nicht mehr da. Mein Text war verschwunden! Stattdessen blickte mir erneut Jamies Abbild von seinem sehr übersichtlichen Profil entgegen.
    Was um Himmels Willen war denn mit meiner Nachricht passiert? Mit einer bösen Vorahnung und einem mulmigen Gefühl im Magen klickte ich auf den Nachrichtenordner
Versendet
. Und da war sie. Meine Nachricht. Gesendet am 16.03.2011 um 18:05. An J.B.
    Na gut, was soll

s
, dachte ich seufzend und schaltete den Computer aus.
Er wird sowieso nicht antworten
.

LordLoom (18:34) : Ma Petite!
    LordLoom (20:05) : Marie? Was machst du? Ich dachte, wir wollten heute gemeinsam
Schlag den Raab
schauen?
    LordLoom (20:29) : Hallo?
    LordLoom (20:32) : So viel also zum Thema World off . Naja, meld dich bei mir,

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