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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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keinen Rüffel verpassen! Nicht nachdem ich so viele Jahre fast täglich unzählige unbezahlte Überstunden geleistet hatte.
    »Viel Spaß«, rief Franziska mir höhnisch hinterher.
    Okay
. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Mein ungutes Gefühl bestätigte sich in dem Moment, in dem ich Dr. Hagenborns Büro betrat. Mein Chef saß auf seinem bequemen Ledersessel und blickte nicht einmal von seinem Sammelsurium aus losen Blättern auf. Mit einer halbherzigen Handbewegung wies er mir grußlos einen Stuhl zu.
    »Guten Morgen, Herr Dr. Hagenborn. Sie wollten mich sprechen?«, fragte ich unsicher. So abweisend hatte der Chef mich noch nie behandelt.
Und dazu hatte es ja auch nie einen Grund gegeben
, rief ich mir ins Gedächtnis. Selbstbewusst streckte ich meinen Rücken durch – von meinem Mentor hatte ich ja wohl kaum etwas zu befürchten.
    »Ja, in der Tat. Schön, dass Sie es doch noch einrichten konnten, zur Arbeit zu kommen, Marie.« Dr. Hagenborns Blick war skeptisch, alser mich endlich ansah. »Nachdem Sie in letzter Zeit immer früh gegangen sind, wundert es mich, dass sie morgens nicht aus dem Bett kommen.«
    Oh bitte
. Ging es also wirklich darum, dass ich ‚nur‘ meine Sollstunden absolvierte?
    »Entschuldigung. Ich bin heute zu Fuß gekommen und habe die Distanz ein wenig unterschätzt. Das wird nicht mehr vorkommen.«
    »In letzter Zeit sind Sie nicht ganz bei der Sache, nicht wahr, Marie?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich irritiert. Wer in diesem Büro war denn dann
bei der Sache
, wenn nicht ich?
    »Nun ja, ich kriege Sie kaum noch zu Gesicht. Kein Vergleich zu früher. Da waren Sie stets die Letzte hier.«
    Tja
, dachte ich grimmig,
die Zeiten sind jetzt vorbei
.
    »Wissen Sie, ich bin wirklich enttäuscht von Ihnen. Wenn sich Ihre Prioritäten verändert haben, sollten Sie die Konsequenzen daraus ziehen und die Firma nicht durch Ihre Nachlässigkeiten belasten.«
    »Nachlässigkeiten?«, echote ich und gestikulierte abwehrend mit den Händen vor meinem Oberkörper herum. »Herr Dr. Hagenborn, bei allem Respekt, aber das muss ich mir nicht vorwerfen lassen. Sie wissen ganz genau, wie sorgfältig ich arbeite und dass ich meine Aufgaben hier sehr ernst nehme.«
    »Und wie erklären Sie sich dann das hier?«, fragte mein Chef und schob den Stapel Papiere zu mir herüber, in dem er vor wenigen Minuten noch gelesen hatte. Ich überflog die erste Seite, dann blätterte ich ungläubig um. Nach dem fünften Blatt schob ich die Sammlung von mir weg.
    »Woher haben Sie das?«, fragte ich mit einem dicken Kloß im Hals.
    »Marie, eine Kollegin brauchte dringend eine Präsentation, die auf Ihrem Rechner lag. Dabei hat sie unabsichtlich entdeckt, dass Sie Ihre Arbeitszeit offenbar für privates Geplänkel verwenden.«
    Unabsichtlich?!
    »Welche Kollegin?«
Und welche verdammte Präsentation?
Nicht umsonst schickte ich die aktuellen Erfolgspräsentationen und sonstige Infos, die alle betrafen, wöchentlich per E-Mail an meine Kollegen.
    »Das ist völlig irrelevant.« Dr. Hagenborn zog die erste Seite zu sich heran und fuhr ungerührt fort. »10:54, 11:03, 11:31, 11:37, … Also wirklich Marie, ausgerechnet von Ihnen hätte ich so etwas nicht erwartet. Sie wissen genau, was ich von diesen Internetplattformen halte und dass sowohl Facebook als auch diese anderen zeitfressenden Portale hier strengstens untersagt sind. Und das nicht ohne Grund, wenn ich mir Ihren regen Schriftwechsel so ansehe … Es grenzt an einWunder, dass Sie überhaupt noch zum Arbeiten gekommen sind.«
    »Ich …«
    Ja?
Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. Hagenborn hatte ja recht! Ich starrte auf die Screenshots meines Nachrichtenordners bei Facebook und erkannte darauf die Daten und die Betreffzeilen, die definitiv meiner ‚Jamie‘-Phase zuzuordnen waren.
    Wie viel Zeit ich an dieses Phantom verschwendet hatte … Und jetzt wurde mir diese Schwärmerei noch ein weiteres Mal zum Verhängnis. Wer zum Teufel hatte dem Chef nur diese Ausdrucke zugespielt?
    Klar, das gesamte Kollegium konnte sich untereinander nicht gut leiden, doch trotzdem hatte noch nie einer den anderen angeschwärzt. Und dass ich diejenige war, die am ehesten einen Grund zum Petzen gehabt hätte, wussten die meisten meiner Kollegen auch. Wer besaß also die Dreistigkeit, sich an meinen Computer zu setzen und in meinem Profil herumzuschnüffeln?
    »Des Weiteren möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich es nicht dulde, dass Sie Ihre Arbeitszeit – die Sie ja

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