Socrates - Der friedvolle Krieger
Paulina und schämte sich seiner sündigen Gedanken. Schließlich war sie noch keine Frau.
Inmitten all der Veränderungen, die er durchmachte, blieb Paulina die einzige Konstante in seinem Leben. Sie liebte ihn, ganz gleich, was sonst auch passieren mochte. Konstantin war eifersüchtig auf Vater Dimitri, den Paulina immer noch vergötterte. Sie hatte ja bisher immer nur eine Seite von ihm gesehen. Für sie war er der gütige, besorgte, manchmal auch strenge Vater, der regen Anteil an ihrem Leben nahm. Der Ataman hatte ihr nie einen Grund gegeben, ihn zu fürchten. Aber sie kannte den wahren Dimitri Sakoljew nicht und Konstantin brachte es nicht über sich, ihr die Wahrheit über diesen Mann zu erzählen.
Gleichzeitig versuchte er, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er an Paulina hing. Früher war sie für ihn wie eine Schwester gewesen, aber mittlerweile hatten sich seine Gefühle verändert und vertieft. Er wusste, dass er dankbar dafür sein konnte, dass der Ataman sich ihrer Freundschaft nicht in den Weg stellte. Er wusste auch, dass er sich hüten musste, Paulina von ihrem Training abzuhalten.
Er hatte akzeptiert, dass sich seine Rolle nie ändern würde. Er würde immer ein Diener bleiben, er würde kein Krieger werden. Diese Rolle war vor Jahren festgelegt worden, als der Ataman ihm aufgetragen hatte, sich um Paulina zu kümmern. So war es kein Wunder, dass die Männer nicht daran interessiert waren, ihn das Kämpfen zu lehren.
Im Grunde war er froh darüber, dass er nicht an den Überfällen und den Morden teilnehmen musste, denn seine Vorlieben und Talente langen anderswo. Auf den Haufen gestohlener Dinge hatte er nicht nur weitere Bücher gefunden, sondern auch Pinsel und Farben. Während sich Paulina also ihrem Training widmete, ging er seinen eigenen Interessen nach und malte mit Holzkohle oder mit dem Pinsel auf Papier oder jedem anderen Material, das er finden konnte. Wenn er völlig in sich versunken Bäume, Häuser, Pferde und die Bilder aus seinen Träumen malte, verging die Zeit wie im Fluge.
Wenn er an die Zukunft dachte, schien es ihm unmöglich, sich auch nur vorzustellen, dass er weiterhin im Dorf bleiben würde. Sollte er wirklich hier herumsitzen und gemeinsam mit den Frauen darauf warten, dass die »richtigen« Männer von ihren Beutezügen zurückkamen? Schon jetzt hielten ihn die anderen jungen Männer in seinem Alter für äußerst merkwürdig. Nur Paulina konnte ihn verstehen.
Aber selbst das schien ihm mit einem Mal nicht mehr so sicher zu sein. Wenn sie allein waren, fühlte er sich stets unbehaglich. Die Worte sprudelten nicht mehr so leicht hervor, wie sie es früher getan hatten. Also beschränkte er sich darauf, sie nach ihrem Training zu fragen, woraufhin sie ihm voller Begeisterung alles erzählte.
Konstantin konnte sich nicht satt daran sehen, wie Paulinas kurz geschnittenes braunes Haar auf und ab hüpfte, wenn sie lief. Selbst in Jungenkleidern war sie so hübsch, dass es ihm fast den Atem verschlug. Als er einmal versucht hatte, ihr Gesicht zu zeichnen, hatten sich beide halb totgelacht, als sie das Ergebnis sahen. Er dachte: Und wenn ich sie noch so oft zeichnen würde, so könnte ich doch niemals ihre Schönheit einfangen.
Er wusste, dass sie in akuter Gefahr wäre, wenn sie nicht unter dem Schutz von Vater Dimitri stehen würde. Vater Dimitri . Der bloße Gedanke an den Mann machte ihn wütend. Der mit seinen verdammten Täuschungen, Geheimnissen und Lügen . Paulina sah nur, was sie sehen wollte - und was man sie sehen ließ. Sie sah, wie diszipliniert der Ataman lebte und dass er oft im Dienste eines Mannes, den man Zar nannte, auf Patrouille ausritt. Sie hatte nie etwas von den verbrannten Leichen gehört, die er dabei zurückließ.
Konstantin wusste, dass er ihr die Wahrheit sagen sollte, aber mit jedem Tag, den er schwieg, wurde es schwieriger, ihr alles zu erzählen. Wahrscheinlich würde sie ihm ohnehin nicht glauben oder ihm nie wieder vertrauen, vielleicht würde sie ihn sogar hassen. Und wenn sie Vater Dimitri erzählte, was er ihr gesagt hatte, dann würden sie beide den Zorn des Atamans zu spüren bekommen. Nein, es war besser zu warten, bis sie die Wahrheit selbst entdeckte.
Paulina, die unschuldig und reinen Herzens war, nahm an, dass alle Menschen so wären wie sie. Natürlich hatte sie gesehen, dass Vater Dimitri äußerst launisch war und sehr wütend werden konnte, aber wie jedes Kind, das seinen Vater liebt, sah sie einfach über diese
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