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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Und wenn ihr ihn zu lange würgt, könnte er sogar sterben. Lasst also sofort los, wenn euer Partner abklatscht.«
    Gegen Schluss des Trainings wählte Sakoljew Sergej als Partner. Sakoljews Arme hatten sich kaum um seinen Hals geschlungen, als Sergej bereits keine Luft mehr bekam. Als sich der Würgegriff noch verstärkte, hatte er das Gefühl, sein Kopf würde explodieren. Vor seinen Augen tanzten farbige Ringe. Er schlug mit der flachen Hand erst ein Mal gegen seinen Schenkel und als das nichts half, ein zweites Mal. Als nichts geschah, geriet er in Panik und stürzte in tiefste Finsternis.
    Endlich löste Sakoljew den Würgegriff. Sergej brach halb bewusstlos zusammen. Mit letzter Kraft sah er zu seinem Peiniger empor, der ihn fasziniert anstarrte. »Was hast du denn da um den Hals?«, fragte Sakoljew.
    »Ni... nichts«, würgte Sergej außer sich vor Wut und Schmerz hervor. Wie hatte er nur vergessen können, das Medaillon abzunehmen? Für diesen Moment der Unachtsamkeit würde er sicherlich zahlen müssen.
    »Lass mal sehen«, sagte Sakoljew mit Unschuldsmiene. Sergejs Hand wanderte automatisch zur Halskette. Sakoljew verstand es meisterhaft, so versöhnlich um etwas zu bitten, dass es einem geradezu dumm vorkam, ihm seine Bitte abzuschlagen. Aber Sergej kam gerade noch rechtzeitig wieder zu Sinnen. »Nein«, sagte er, »das ist etwas ganz Persönliches.« Sakoljew zuckte die Achseln und ging, um mit einem anderen Kadetten zu ringen.
    Kurz darauf beendete Alexej die Stunde und die Gruppe löste sich auf. Mit Ausnahme einiger Kadetten, die noch weiterübten, verließen alle den Unterrichtsraum. Sergej sehnte sich danach, allein zu sein und wollte so schnell wie möglich in seine Stube zurückkehren, als er dicht hinter sich Sakoljews Stimme hörte. »Nun kannst du mir deinen kleinen Schatz ja wohl zeigen, oder?«
    Sergej spürte sofort, dass Sakoljew das Medaillon nicht nur sehen, sondern es für sich haben wollte. »Es ist etwas Persönliches und das soll es auch bleiben«, antwortete er daher. Dann drehte er sich um.
    Aber Sakoljew legte blitzschnell seinen rechten Arm um Sergejs Hals, den linken presste er ihm gegen den Hinterkopf. Sergej versuchte verzweifelt, nicht in Panik zu geraten und weiter zu atmen, aber er bekam keine Luft und der Druck in seinem Kopf drohte ihm den Schädel zu spalten. Durch die Schleier der Finsternis, die sich über seine Augen legten, sah er noch, dass einige der anderen zu ihnen hinübersahen und sich dann abwandten, weil sie glaubten, sie würden noch weiter üben. Aber dies war keine Übung mehr: Sakoljew würde ihn töten. Während es immer dunkler wurde, hatte Sergej eine plötzliche Vision: Er sah seinen leblosen Körper auf dem Boden liegen. Dann sank er in tiefe Dunkelheit.
     
    Als er wieder zu sich kam, war nicht nur Sakoljew verschwunden, sondern auch das Medaillon. Von diesem Augenblick an wusste Sergej, was es hieß, von etwas besessen zu sein. Er hatte nur noch ein Ziel, einen einzigen Gedanken: Er würde sich zurückholen, was Sakoljew ihm gestohlen hatte. Niemand durfte ihm ungestraft seine Eltern und seine ganze Abstammungslinie stehlen.
    Sergej suchte überall nach ihm - in den Stuben der Seniorkadetten, auf dem ganzen Gelände, hinter den Unterrichtsräumen, wo Sakoljew sich manchmal versteckte, um zu trinken und zu rauchen -, aber er konnte ihn nirgends finden.
    In den nächsten beiden Tagen sah er keine Spur von Sakoljew, denn sie hatten keinen gemeinsamen Unterricht. Sergej hatte große Mühe, sich auf die Ausbildung zu konzentrieren. Das Leben schien nur noch einen einzigen Sinn zu haben: Er musste sich das zurückzuholen, was man ihm gestohlen hatte.
    Drei Tage später sah er Sakoljew endlich wieder und baute sich vor ihm auf. Obwohl der andere größer, älter und sicherlich zu größerer Brutalität fähig war, ließ die Wut in seinem Bauch Sergej jede Vorsicht vergessen. Er schrie den Älteren an: »Gib es mir sofort zurück!«
    Ein paar der anderen Kadetten, die zu früh zum Unterricht gekommen waren, bildeten - angezogen von der Atmosphäre der Feindseligkeit und wohl auch in der Hoffnung auf einen Kampf - einen Kreis um die beiden.
    »Was soll ich dir zurückgeben?«, fragte ein offensichtlich amüsierter Sakoljew mit der Miene eines Unschuldslammes.
    »Das weißt du genau!«
    Sakoljew lächelte wieder sein verdammtes Lächeln. »Ach so, du meinst wahrscheinlich diese Mädchenkette, die du getragen hast.«
    »Hör auf zu quatschen. Ich will sie

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