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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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sofort zurückhaben!«
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich sie nicht habe.«
    »Du verdammter Lügner!«
    Sakoljew sah ihn an, als ob er einen besonders interessanten Käfer betrachten würde. Er konnte es kaum fassen, dass Sergej der Heilige, der vier Jahre jünger war, es wagte, ihn so zu behandeln. Nun gut, er würde den Jungen bestrafen müssen.
    In diesem Moment trat Sergej gegen Sakoljews Knie. Und Sergej hätte ihn wohl übel erwischt, wenn dieser nicht instinktiv sein Bein entspannt hätte, um nachzugeben und sich zu Boden zu werfen. Er klemmte Sergejs Bein zwischen seine und zwang ihn so zu Boden. Nun kniete er auf Sergejs Brust und schlug diesem methodisch ins Gesicht.
    Sergejs Hände schossen instinktiv hoch, um sein Gesicht vor den auf ihn niederprasselnden Schlägen zu schützen. Es gelang ihm sogar, einen Treffer zu landen. Er stach mit seinen Fingern in Sakoljews Auge, was dieser mit einem wütenden Aufheulen quittierte. In diesem Moment kam Instruktor Brodinow vorbei und trennte die beiden. Doch Sakoljew hatte noch Gelegenheit, Sergej das Nasenbein zu brechen, ihm einige Zähne auszuschlagen und seine Wangenknochen zu lädieren, sodass er ins Lazarett gebracht werden musste.
    Als Sergej am nächsten Tag mühsam seine geschwollenen Augen öffnete, sah er Andrej neben seinem Bett knien. Andrej konnte seine Erregung kaum verbergen und flüsterte aufgeregt: »Niemand wagt es, irgendetwas über Sakoljews blaues Auge oder sein Hinken zu sagen. Du warst zwar dumm, aber unglaublich tapfer, Sergej. Ich habe gehört, dass Sakoljew gegenüber den Älteren damit angegeben hat, dass du einen schweren Unfall haben würdest, wenn du ihn jemals wieder belästigen solltest.«
    Er sah sich vorsichtig um, bevor er weitersprach: »Aber das ist noch nicht alles. Es geht das Gerücht um, dass jemand gesehen hat, wie Sakoljew dich gewürgt und dir das Medaillon gestohlen hat. Irgendwie haben die Instruktoren davon erfahren und Brodinow hat Sakoljew ultimativ aufgefordert es zurückzugeben. Aber er behauptet steif und fest, er habe es nicht. Sie wissen, dass er lügt, aber sie können ihm nichts beweisen, denn von den Kadetten traut sich niemand, ihn öffentlich zu beschuldigen.«
    Sergej seufzte. Er wusste nun, dass Sakoljew das Medaillon wohl behalten würde.
    Andrej erzählte weiter: »Solange du im Lazarett bist, muss Sakoljew seine gesamte Freizeit im Stubenarrest verbringen. Er wurde also wie jeder andere Kadett behandelt und bestraft. Er mag wohl den Kampf gewonnen haben, aber den Krieg hast du gewonnen, Sergej!«
    Dann verschwand die Begeisterung aus Andrejs Gesicht. »Ich glaube, du hast dir einen furchtbaren Feind gemacht, Sergej. Aber ich werde deinen Rücken decken und auf dich aufpassen.«
    »Und ich werde deinen decken und auf dich aufpassen«, presste Sergej mühsam zwischen geschwollenen Lippen hervor.
    Sergej verspürte keine Genugtuung darüber, dass Sakoljew bestraft worden war. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Und es würde es noch schwieriger machen, sein Medaillon zurückzubekommen.
     
    Den Rest des Tages schlief und fantasierte er. Als er mitten in der Nacht erwachte, sah er Alexej den Kosaken im Schatten stehen. Einen Augenblick lang dachte er, es handele sich um eine Erscheinung, denn sein Instruktor trug nicht die Uniform der Anstalt, sondern die der Kosaken - dieselbe Uniform, die er getragen hatte, als er die Nachricht vom Tode Alexanders II. überbracht hatte.
    Sergej blinzelte immer noch unsicher, ob er wach war oder träumte. Alexejs Auftauchen hatte ihn so sehr überrascht, dass er nicht einmal auf den Gedanken kam zu fragen, was dieser Aufzug zu bedeuten hatte. Als Alexej dann aber anfing zu sprechen, wusste Sergej, dass er sehr wohl wach und dass dies kein Traum war.
    »Du solltest üben, deinen Atem anzuhalten, damit es dir nicht mehr so viel ausmacht, keine Luft zu bekommen. Und solltest du jemals wieder gewürgt werden, entspanne dich völlig. Das wird dir zwanzig oder dreißig Sekunden Zeit verschaffen. Es ist der Druck des gestauten Blutes, dass die Ohnmacht herbeiführt«, flüsterte er. »Das Leben ist hart, Sergej. Deshalb musst du härter sein. Aber manchmal besiegt das Weiche das Harte, so wie ein Fluss im Laufe der Zeit einen Felsen abträgt. Es dauert einfach seine Zeit. Du brauchst einfach noch ein wenig Zeit.«
    Dann fügte er hinzu: »Du hast Tapferkeit bewiesen, als du dich Dimitri Sakoljew entgegengestellt hast. Auch dein Vater war ein tapferer Mann, ein

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