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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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für die Überfahrt schneller zusammenbringen würde, wenn er so bald wie möglich Arbeit fände. Tief im Inneren wünschte er sich nichts sehnlicher, als nicht eine, sondern zwei Karten kaufen zu können, und zwar nicht für das Zwischendeck, sondern für die teurere zweite Klasse.
    Also ging er jeden Tag auf Arbeitssuche und bereits nach zehn Tagen hatte er Arbeit in einer Gießerei im Industriegebiet etwas außerhalb der Stadt gefunden. Er half den Schmieden, die Hufeisen und Wagenräder fertigten oder reparierten. Und er war auch dabei, wenn sie dekorative Metallzäune für die Häuser der Reichen herstellten. Es war Schwerstarbeit, aber nach seinem Leben in der Wildnis machte sie Sergej nichts aus. Die Müdigkeit, die sich nach einem Tag ehrlicher Arbeit einstellte, war ihm höchst willkommen.
    Jeden Abend kam er verschwitzt und verdreckt nach Hause. Valeria erhitzte Wasser und bestand darauf, dass er vor dem Essen erst einmal ein heißes Bad nahm. Er gehorchte ihr, goss sich zum Schluss aber aus lauter Gewohnheit stets einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf.
    Seine wachsende Leidenschaft für Anja machte diese Kaltwassergüsse auch dringend nötig. Er dachte ständig an sie und war sich sicher, dass er niemals ohne sie weggehen würde.
    Eines Abends, im wichtigsten und bisher schwierigsten Moment seines Lebens, gab er bekannt, dass er sich in Anja verliebt habe und dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als dass Anja ihn als zukünftigen Ehemann in Betracht ziehen möge. Er hatte aus Respekt vor Valeria vorgehabt, diese Worte an sie zu richten, aber als der Augenblick kam, wusste er, dass er Anja direkt ansprechen musste und dass Mutter und Bruder lediglich Zeugen seines Antrags sein würden. »Ich weiß, dass ich alles tun werde, um dich immer glücklich zu machen, wenn du nur einwilligst!«
    Sergej wusste nicht, woher die Worte kamen oder wo er den Mut hernahm, sie zu sagen, denn in den nächsten Sekunden würde man ihn sicher zurückweisen und er würde wie ein Narr dastehen. Er starrte Anja unsicher an und wartete auf ihre Reaktion. Anja lächelte weder, noch runzelte sie die Stirn. Ihre grünen Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen, als könne sie nicht glauben, was sie gerade gehört hatte.
    Valeria unterbrach die Stille. »Anja, ich glaube, du hast etwas in der Küche zu tun. Nein, ich glaube, eher in deinem Zimmer. Es scheint mir, dass Sergej, Andreas und ich etwas zu besprechen haben.«
    Anja entgegnete sanft, aber entschieden: »Mutter, ich bin mir sicher, dass in der Küche oder in meinem Zimmer nichts dringender meine Anwesenheit erfordert als das, was hier passiert. Ich werde also bleiben.«
    Dann wandte sie sich Sergej zu und sah ihn an. Noch bevor sie den Mund öffnete, wusste er schon, was sie sagen würde. »Ja.«
    Andreas schien allerdings nicht sonderlich begeistert. »Sergej, du sagst, du willst dein Leben mit Anja teilen, aber was für ein Leben wird das wohl sein? Wie kannst du ihr Sicherheit und Wohlbefinden garantieren?«
    Das war eine gute Frage und die, die Sergej am meisten gefürchtet hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich reich zu sein. Was konnte er Anja außer seiner Liebe schon bieten?
    Er antwortete so ehrlich wie möglich. »Ich verstehe deine Sorge, Andreas. Im Augenblick verdiene ich nicht viel, aber ich bin sehr diszipliniert. Ich habe allein in der Wildnis überlebt. Ich bin geschickt, lerne schnell und fürchte mich nicht vor schwerer Arbeit.«
    »Das ist ja alles gut und schön«, erwiderte Andreas als Mann des Hauses und Anjas Bruder, »aber du kennst meine Schwester doch erst seit ein paar Wochen. Du solltest sie erst besser kennen lernen.«
    Sergej antwortete Andreas, sah dabei aber Anja direkt in die Augen. »Es gibt nichts, was ich lieber tun werde.« Dann wandte er sich Valeria zu. »Ich liebe deine Tochter von ganzem Herzen. Ich werde alles für sie tun. Ich weiß, wie man kämpft, und ich werde ihr Leben mit meinem schützen. Das verspreche ich.«
    Seine nächsten Worte richtete er an alle Mitglieder seiner zukünftigen Familie. »Ich werde zur Schule gehen, den ganzen Tag arbeiten und alles in meiner Macht Stehende tun, um Anja ein gutes Leben zu ermöglichen.«
    »Aber Sergej …«, warf Andreas ein.
    »Andreas, es ist genug«, unterbrach Valeria ihren Sohn. »Lass den Jungen jetzt mal etwas essen.«
    »Sergej ist kein Junge, Mutter«, sagte Anja.
    Da wusste Sergej, dass alles gut werden würde. Was er aber nicht wusste, war, dass

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