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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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unsere Schüsseln!«, befahl er und ließ Sergej einen Moment lang allein.
    Sergej tat, wie Razin ihm aufgetragen hatte. Als dieser zurückkehrte, sagte er, Sergej solle neben dem Feuer sitzen bleiben und dort essen, er selbst würde sich an den Tisch setzen. Dann gab er ihm mehr Wasser zu trinken.
    Als Sergej gegessen hatte, befahl ihm Razin, die beiden Schüsseln auszuwaschen. Dann fügte er hinzu: »Vielleicht bringe ich dir wirklich etwas bei. Wir werden sehen …«
    Dann zeigte er auf den Kochtopf. »Darin kochst du mir jeden Abend Suppe.« Dann zeigte er Sergej, wo er seine Vorräte an Gerste, Hafer und Buchweizen hatte, und wo der kleine Garten war, aus dem Sergej das Wintergemüse holen konnte. Dann wies er auf das Plumpsklo hinter dem Haus. »Halt es sauber!« In der vagen Hoffnung, dass Razin ihn als Schüler angenommen hatte, würde Sergej also kochen, den Boden säubern, die Kleider waschen, das Klo putzen und die Exkremente im Wald vergraben.
    Razin zeigte auf Hafer und Gerste. »Für dein Pferd.« Dann wies er auf die Hütte der alten Frau, neben der eine kleine Scheune stand. »Bring dein Pferd dort unter. Geh jetzt und kümmere dich darum. Dann komm hierher zurück und fang an zu arbeiten.«
    Sergej stand auf und verließ die Hütte. Er holte Dikar, fütterte ihn mit einer großen Portion Hafer und Gerste, bevor er ihn zu der kleinen Scheune führte, wo er ihm endlich den Sattel und die Decke abnahm. Dann ging er zur Hütte zurück und fing an sauber zu machen.
     
    In den nächsten Tagen tat Sergej sein Möglichstes, um es dem hageren alten Krieger recht zu machen, aber ohne Erfolg.
    Razin schien immer mit irgendetwas unzufrieden zu sein und bellte einen Befehl nach dem anderen. Sergej beklagte sich nicht, wenn er die Suppe kochte, Gemüse und Getreide mit einem großen Holzlöffel umrührte und den Topf mit dem schweren Eisendeckel bedeckte, damit die Suppe vor sich hin brodeln konnte. Als Razin sie probierte, grunzte er nur. Nachdem er gegessen hatte, gab er mit einem weiteren Grunzen zu verstehen, dass sich nun auch Sergej bedienen könne.
    Wenn es seine Haushaltspflichten erlaubten, ging Sergej in den Wald, sammelte Vogeleier und fing ein paar Hasen. Er fand auch noch die Zeit, Dikar etwas Auslauf zu verschaffen, die nähere Umgebung zu erforschen und ein paar Dehnübungen zu machen.
    Aus einer Woche wurden zwei, dann drei. Sergej tat mittlerweile weit mehr, als Razin von ihm verlangte. Er fing an, die Tür zu reparieren oder einen Fensterladen, der bei Wind gegen die Wand schlug, wieder zu befestigen. Aber irgendwann verlor er doch die Geduld. Habe ich nicht genug guten Willen gezeigt , dachte er, dass ich wenigstens etwas Freundlichkeit erwarten könnte? Aber Razin machte keine Anstalten, sein Verhalten zu ändern oder seine sauertöpfische Miene abzulegen. Sergej fegte, wischte, wusch und kochte, aber Razin erwähnte mit keinem Wort, dass er vorhatte, Sergej jemals etwas beizubringen.
    Mittlerweile waren vier Wochen vergangen, es war bereits Mitte Mai. Sergej konnte einfach nicht länger warten. Als er eines Abends das Essen zubereitete, wagte er es, den alten Mann darauf anzusprechen. »Meister Razin, ich hoffe …«
    »Nicht Meister Razin«, unterbracht ihn der Schwertmeister. »Razin genügt.«
    Sergej nickte, dann fuhr er fort: »Ich habe mich nach Kräften bemüht, meine Pflichten zu Ihrer Zufriedenheit zu erfüllen.«
    Razin grunzte nur.
    »Deshalb möchte ich jetzt wissen, ob ich mir das Recht verdient habe, von Ihnen unterwiesen zu werden.«
    Razin starrte Sergej auf eine Weise an, dass sich dessen Nackenhaare sträubten. Als Razin den Blick abwandte, fügte Sergej schnell hinzu: »Ich bin auf einer Mission, die ich … die ich nicht länger aufschieben kann. Es ist eine Frage von Leben und Tod.«
    Razin wandte sich langsam wieder Sergej zu. »Bei euch jungen Leuten ist doch alles eine Frage von Leben und Tod.«
    Sergej beschloss, ihm alles zu erzählen. Das schien ihm die einzige Möglichkeit zu sein, den alten Krieger dazu zu bringen, ihm zu helfen. »Einige Männer, die sich als Kosaken ausgaben, haben meine Familie ermordet. Sie werden noch weitere unschuldige Menschen umbringen. Ich muss sie aufhalten. Sie haben mir versprochen, mich zu unterweisen.«
    »Ich habe gar nichts versprochen«, sagte Razin leise, bevor er wütend aus der Hütte stürmte.
    Sergej war wie vor den Kopf geschlagen. War der alte Mann ein Scharlatan? War er ein Lügner? Nutzte er ihn nur aus? Hielt er ihn zum

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