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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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retten? Sie waren Gefangene des Mondsteins gewesen, jetzt waren sie Gefangene des Mars. Würde es ihnen je gelingen, die Ketten wirklich zu brechen?
    Es war Gerinth, der als erster sprach.
    Der alte Mann lächelte. Seine nebelgrauen Augen sahen scharf, und er wußte, wie schwer die Bürde der Verantwortung wiegen konnte.
    »Es sind nur Menschen«, sagte er ruhig. »Nicht allmächtig und nicht allwissend. Nur Menschen.«
    Charru straffte sich.
    Gerinth hatte recht. Es war sinnlos zu grübeln. Sie konnten nur einen Schritt nach dem anderen tun und versuchen, am Leben zu bleiben.
    »Wir gehen zu zweit«, sagte er hart. »Camelo und ich. Karstein wird bis zu dem Raumhafen mitkommen. Wir brauchen Nahrungsmittel, und die werden wir in der Versorgungszentrale finden.«
    *
    In der Dämmerung brachen sie auf.
    Die Zurückbleibenden stellten Wachen auf und versuchten, sich für die Nacht einzurichten. Leises, unruhiges Murmeln erfüllte den Raum. Niemand fand Schlaf. Und niemand achtete auf den Gefangenen in der zerknitterten mattgelben Tracht mit dem silbernen Gürtel, der erschöpft und mit gefesselten Händen etwas abseits von den anderen an der Wand lehnte.
    John Rouver fuhr zusammen, als sich plötzlich jemand zu ihm herunterbeugte.
    Eine hohe, hagere Gestalt. Bleiche Hände, die aus den weiten Ärmeln einer blutroten Kutte ragten, ein fahler Schädel, über dessen Knochen sich die Haut wie altes Pergament spannte. Bar Nergals Augen glühten, und seine Stimme klang tonlos und fiebrig.
    »Hör mich an!« flüsterte der Oberpriester. »Hör mich an! Du mußt mir von deiner Welt erzählen! Du mußt mir von der Welt der Schwarzen Götter erzählen, damit ich ihnen wieder dienen kann!«

V.
    Der Raumhafen lag im Südosten von Kadnos, und Charru erinnerte sich, daß er ihn von der Sternwarte aus gesehen hatte.
    Ein weites, fremdartiges Areal. Weiße, sich kreuzende Linien, die Stahlgerippe hoher Türme, Inseln strahlender Helligkeit und Bereiche rätselhafter Schatten. Die beiden Marsmonde überzogen das Land mit einem fahlen Silberschleier. Es war still bis auf das stete, trockene Singen des Windes, der roten Staub aus der Wüste mitbrachte.
    Hoch und düster ragte die altehrwürdige »Kadnos II« in den Himmel.
    Sie und ihre drei Schwesterschiffe waren Gestalt gewordene Legenden, verkörperten noch den Mythos der Raumfahrt. Der erste Überlicht-Antrieb! Das Abenteuer der Besiedlung Saturns und des fernen Uranus. Vor fünfhundert Jahren hatte die Möglichkeit, in die schwindelerregenden Fernen der Galaxis vorzustoßen, die Menschheit für kurze Zeit in einen Taumel versetzt. Aber die Wissenschaftler sahen in der Expansion, der Erforschung des Alls, der Suche nach fremden Rassen den gefährlichen Keim von Eroberung und Krieg. Der Rat der Vereinigten Planeten hatte beschlossen, die Raumfahrt strikt auf das eigene Sonnensystem zu beschränken.
    Camelo von Landre blickte mit leuchtenden Augen zu dem metallenen Giganten auf.
    »Ein Schiff, das zu den Sternen fliegt«, flüsterte er. »Charru... «
    »Ja?«
    »Glaubst du, daß es möglich ist? Daß jeder mit diesem Schiff fliegen kann, zu einem von vielen tausend Sternen? Auch wir?«
    Charru lächelte.
    Für einen Moment sah er das Bild vor sich mit den Augen Camelos, der Panflöten schnitzte und sich nie von seiner kleinen Grasharfe trennte, der von der Welt jenseits der Flammenwände geträumt hatte und nun von den Sternen träumte. Sie waren Freunde, Blutsbrüder, aber sie waren immer verschieden gewesen. Charru hatte durch eine lange und harte Schule gehen müssen, um eines Tages fähig zu sein, Erlends Platz einzunehmen. Camelo war freier, unbekümmerter bei aller Verläßlichkeit. Er liebte das Schwert nicht, aber er führte es besser als die meisten anderen. Er sah die Dinge scharf und ohne Illusionen, aber er hörte nie auf, auch ihren Zauber zu sehen.
    Die Sterne!
    Das Versprechen von Weite und Freiheit, von einem Ort des Friedens, für den es sich zu kämpfen lohnte.
    Aus keinem anderen Grund waren sie hier. Um dieses Ziels willen würden sie das Äußerste wagen. In Charrus ermüdeten Gedanken hatten sich die zahllosen Klippen und Schwierigkeiten zu einer bedrückenden Last getürmt, jetzt warf er mit einem tiefen Atemzug das Haar zurück.
    »Zu einem von vielen tausend Sternen«, wiederholte er. »Vielleicht... Aber zuerst werden wir nach Kadnos fliegen.«
    Camelo lachte leise.
    Sie verließen ihre Deckung, huschten geduckt zu einem flachen, langgestreckten Gebäude

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