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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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funktionierten?
    »Da!« flüsterte Beryl.
    Er wies auf den Gleiter, der sich aus dem Schwarm der Polizeijets gelöst hatte und langsam über die Wüste flog. Bar Nergal rannte immer noch, warf erschrocken die Arme hoch, als der silberne Vogel über ihm auftauchte. Er stolperte, fiel zu Boden, blieb liegen, offenbar überzeugt, daß ihn gleich der Bannstrahl der Götter treffen würde. Aber der Jet, wesentlich größer als die anderen, glitt über ihn hinweg, schwebte tiefer und landete an einem Punkt etwa auf halbem Wege zwischen der »Terra I« und der Stelle, wo die Hauptstreitmacht der Marsianer zum Stehen gekommen war.
    »Soll das vielleicht die Vorhut sein?« fragte Hasco in einem Anflug von bitterem Spott.
    »Vielleicht wollen sie verhandeln«, meinte Karstein. »Sie wissen, daß wir Kerr und das Mädchen haben.«
    Charru zuckte die Achseln.
    Gespannt beobachtete er, wie die Kuppel des Gleiters hochschwang des Kommando-Jets, doch das konnte er nicht wissen. Ein halbes Dutzend Gestalten. Eine davon in einen glatten silbernen Anzug gekleidet, mit kurzgeschorenem silbernen Haar, das in der Sonne glänzte.
    »Jessardin«, stieß Charru überrascht hervor.
    »Der Präsident? Höchstpersönlich?«
    »Er ist kein Feigling. Schließlich ist er damals auch in den Museumssaal gekommen und... «
    Er brach ab.
    Deutlich sah er, wie der hochgewachsene, hagere Mann dort unten etwas an die Lippen hob. Etwas, das entfernt an das alte liturgische Horn der Priester erinnerte.
    Zwei Sekunden später ließ eine blechern dröhnende, unglaublich laute Stimme sie alle zusammenzucken.
    »Charru von Mornag! Charru von Mornag! Hier spricht der Präsident der Vereinigten Planeten. Ich möchte mit Ihnen reden! Kommen Sie mir allein und unbewaffnet auf halbem Wege entgegen! Ich werde ebenfalls allein und unbewaffnet kommen!«
    *
    Bar Nergal lag auf Händen und Knien im roten Wüstenstaub.
    Die schreckliche, dröhnende Stimme ließ ihn angstvoll aufschreien, sekundenlang schützend die Arme über den Kopf heben. Angst schüttelte ihn. Aber er wußte, daß er nur diese eine Chance hatte. Die Mächtigen waren nah. Nichts konnte ihn hindern, sie zu erreichen.
    Hastig rappelte er sich auf und rannte weiter.
    Die Donnerstimme war verhallt, der große silberne Mann ließ das Gerät sinken, das er in der Hand hielt. Hinter ihm standen Gestalten in Schwarz, leuchtendrote Helme auf den Köpfen, einer von ihnen ohne Helm, mit einem breiten silbernen Gürtel um die Taille. Sie starrten dorthin, wo jenseits des Felsengrats das unheimliche Schiff aufragte.
    Bar Nergal stolperte und fing sich wieder.
    Jetzt hatte die Gruppe ihn bemerkt. Der große silberne Mann sah ihm mit gerunzelter Stirn entgegen. Keuchend lief Bar Nergal auf ihn zu, warf sich vor ihm auf die Knie und reckte beschwörend die Arme empor.
    »Ich bin euer Diener!« krächzte er. »Ich habe euch immer gut gedient! Vergebung! Vergebung!«
    Simon Jessardin war unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen.
    Verständnislos starrte er auf den schlotternden, stammelnden Greis hinunter. Neben ihm schüttelte Jom Kirrand den Köpf und verzog die Lippen.
    »Wahrscheinlich geisteskrank«, meinte er.
    »Vergebung!« heulte Bar Nergal. »Tötet mich nicht! Vernichtet die anderen! Vernichtet sie...«
    »Das ist dein Wunsch?« fragte Jessardin überrascht.
    »Sie sind Frevler, sie leugnen die Götter! Zertretet sie! Aber ich bin euer Diener, euer Diener... «
    Keuchend ließ er sich nach vorn in den Staub fallen und versuchte, Jessardins Füße zu umfassen.
    Der Präsident wich hastig aus. Sekundenlang verzerrte ein Ausdruck von Fassungslosigkeit und Widerwillen seine sonst so beherrschten Züge. Er schüttelte sich.
    »Schaffen Sie mir diesen Irren aus den Augen, Jom«, sagte er gepreßt.
    Zwei Vollzugspolizisten sprangen sofort hinzu und hoben Bar Nergal auf. Er schrie, als er hochgezogen und zur Seite gezerrt wurde. Seine Stimme überschlug sich.
    »Ich bin euer Diener! Ich werde euch gehorchen, ich... «
    »Nicht zu fassen«, murmelte Jom Kirrand. »Glaubt dieser alte Narr tatsächlich noch an seine schwarzen Götter?«
    »Es scheint so.« Jessardin preßte die Lippen zusammen. »Aber das ist jetzt unwichtig. Jom, Sie haften dafür, daß keine Aktion ohne Befehl erfolgt und... «
    Bar Nergal brach zusammen, als die beiden Vollzugspolizisten ihn losließen.
    Schlaff kauerte er im Staub und stierte von einem zum anderen. Ein fast irrer Glanz lag in seinen Augen. Langsam, ganz langsam erfaßte sein

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