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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hilflosen Bewegung strich sie sich das blonde Haar aus der Stirn.
    »Gut, ich werde gehen«, sagte sie. »Ich erzähle Simon Jessardin, daß ihr die Waffen entdeckt habt und daß ihr sie auch benutzen werdet, wenn man euch angreift. Und ihr? Werdet ihr fliehen?«
    »Wir werden es versuchen. Aber wir brauchen Zeit.«
    »Die habt ihr. Jessardin wird wissenschaftliche Gutachten erstellen lassen, und sicher gibt es endlose Besprechungen. Die Armee ist nicht gewohnt zu kämpfen. Und es macht einen Unterschied, ob man nur ein paar Laserkanonen abfeuern muß oder Gefahr läuft, in den Bereich von Energiewerfern zu geraten. Krieg und Gewalt - das ist für die meisten von uns genauso undenkbar und schrecklich, wie es das Leben der alten Marsstämme für euch ist.«
    Charru nickte. »Danke, Lara. Für alles.«
    Sie hatte sich halb abgewandt, jetzt hielt sie noch einmal inne. »Charru?«
    »Ja?«
    »Bitte, gib Helder eine Chance. Ich verstehe, warum du ihn jetzt nicht gehen lassen kannst, aber halt ihn nicht meinetwegen fest. Nicht, weil du glaubst, daß er mir Schwierigkeiten machen könnte.«
    »Das werde ich nicht. Wir müssen ihn mitnehmen, wenn wir fliehen, aber ich verspreche dir, daß wir versuchen werden, sein Leben zu schützen, soweit es möglich ist.«
    »Danke...«
    Rasch wandte sie sich ab, um die Tränen zu verbergen, die ihr in die Augen stiegen.
    Ein paar Minuten später verließen sie gemeinsam das Schiff.
    Helder Kerr stand draußen, mit unbewegtem Gesicht, unauffällig von einem der Tiefland-Krieger beobachtet. Lara warf ihm einen Blick zu. Sie wußte nicht, was er empfand. Wut? Schmerz? Nein, wahrscheinlich nur Ratlosigkeit. Er begriff sie nicht, weil er sie nicht wirklich kannte, weil eine Partnerschaft auf dem Mars nur als reine Zweck-Verbindung betrachtet wurde, weil Freundschaft oder gar Zuneigung erst in zweiter Linie zählten.
    Zwischen den Felsen, am Rand der roten, steinigen Ebene, wandte sich Lara noch einmal zu Charru um.
    Sein Gesicht wirkte maskenhaft. Sie wußte, daß sie ihn vermutlich zum letztenmal sah. Und sie wußte, daß die kurze Begegnung ihr Leben verändert hatte, daß nichts mehr so sein würde wie früher.
    »Leb wohl«, sagte sie leise.
    Dann drehte sie sich abrupt um und folgte dem Einschnitt zwischen den Felsen so hastig, daß es fast einer Flucht glich.
    Vor ihr lag die kahle, hitzeglühende Ebene. Sie sah die grauen Laserkanonen, die Formation der silbernen Polizeijets, und dachte daran, daß sie binnen kurzem ihrem Vater, dem Präsidenten, den Menschen ihrer eigenen Welt gegenüberstehen würde.
    Aber sie hatte trotzdem das Gefühl, noch nie so einsam gewesen zu sein wie in diesen Sekunden.
IV.
    Erst in der Kühle des Kommandojets wurde sich Lara bewußt, wie lange sie Staub und Wind, der Tageshitze und der schneidenden Kälte der Wüstennacht ausgesetzt gewesen war, ohne sich darum zu kümmern.
    Sie hatte sich gefaßt, wenigstens nach außen hin, war wieder ganz die zukünftige Wissenschaftlerin, deren Intelligenz und Ausbildung sie für Führungsaufgaben prädestinierten. Ihr Vater hatte ihr einen forschenden Blick zugeworfen, aber nur kurz den Arm um ihre Schultern gelegt, als sie aus dem Jet stieg, der sie auf halbem Wege abgeholt hatte. Die Situation ließ keinen Raum für private Gefühle. Lara berichtete knapp, nüchtern - mit klarer, ausdrucksloser Stimme.
    Ein langes Schweigen folgte ihren Worten.
    Conal Nords Blick forschte im Gesicht seiner Tochter, doch sie hatte sich in der Gewalt. Ihr blasses Gesicht spiegelte Erschöpfung, ihre Augen verrieten, daß es ihr nicht leicht fiel, die Fassung zu wahren, doch selbst Simon Jessardin mit seiner ausgeprägten Menschenkenntnis schob diese Zeichen auf den überstandenen Schrecken.
    Davon abgesehen hatte jeder im Raum Mühe, nicht die Fassung zu verlieren.
    Die Generäle zuckten erschrocken zusammen. Jom Kirrand sog scharf die Luft durch die Zähne.
    »Das ist unmöglich!« fuhr er auf. . »Haben die Terraner Kerr gezwungen, ihnen die Funktion der Waffen zu erklären?« fragte Jessardin sachlich.
    »Nein.« Lara schüttelte den Kopf. »Dazu hätte er sich auch nicht zwingen lassen. Aber er mußte die Haupt-Energieversorgung aktivieren, um die Antriebs-Vorstufen zünden zu können. Und die Terraner haben Schaltpläne und Reparatur-Anweisungen gefunden, die sie mit einiger Mühe entziffern können.«
    »Unmöglich!« wiederholte Kirrand. »Sie können nicht...«
    »Es i s t möglich, Jom«, unterbrach ihn Jessardin. »Vergessen

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