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Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft

Titel: Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U.Wiemer
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geduldet, und die Wurzeln der Gewalt, die im Bereich der menschlichen Gefühle lagen, wurden erforscht, damit man den Anfängern wehren konnte. Das war auf der Venus nicht anders als auf dem Mars, auf Uranus nicht anders als auf Saturn. Und dennoch hatte jeder Planet in gewissen Grenzen seine eigene Kultur und seine eigene Atmosphäre hervorgebracht.
    Uranus in seiner unendlichen Sonnenferne: ein Planet der Nacht, der in künstlichem Licht und Farben schwelgte und dessen Abgesandte mit ihren in allen Regenbogenfarben irisierenden Gewändern auf dem Mars stets Aufsehen erregten.
    Saturn: eine winterliche Welt, wenig berührt von den kosmischen Veränderungen, da ihn die Ringe geschützt hatten, als letzter Planet vor der Merkur-Expedition, besiedelt und von Menschen bewohnt, die unter Kuppeln lebten und sich in ihrem Kampf gegen die lebensfeindliche Umgebung als Elite der Vereinigten Planeten fühlten. Die Jupitermonde: viele davon dicht besiedelt, hochtechnisiert. Die Erde gehörte den primitiven Wesen, die sich dort viele Jahrhunderte nach der Katastrophe wieder entwickelt hatten. Venus war sonnennäher, wärmer, und die Menschen hatten sich Freiräume geschaffen, in denen sich fast vergessene menschliche Bereiche entfalten konnten: Kunst und Literatur, Musik, Freude an der Natur - sogar das zweckfreie Spiel, das kein Marsianer je verstanden hätte. Und Merkur...
    Conal Nord preßte die Lippen zusammen, als er an jenen innersten, sonnennächsten Planeten dachte.
    Merkur war seinem Bruder zum Schicksal geworden. Der Rat der Vereinigten Planeten hatte beschlossen, auch diesen Himmelskörper zu besiedeln, hatte eine Gruppe perfekt ausgebildeter junger Wissenschaftler und Techniker für diese Aufgabe zusammengestellt. Leiter der Expedition war Mark Nord gewesen, damals fünfundzwanzig Jahre alt. Der Planet erwies sich als unbewohnbar: Flüsse und Seen, die tagsüber in der Hitze kochten und nachts zu Eis gefroren, kaum Pflanzenwuchs, für menschliche Wesen eine Herausforderung zu immerwährendem Kampf. Aber die Merkur-Siedler weigerten sich aufzugeben. Da niemand diesen mörderischen Planeten haben wollte, glaubten sie, ihn für sich beanspruchen zu können - für eine neue Gesellschaftsordnung, die sie gründen wollten.
    Die Behörden des Mars erlaubten das nicht.
    Der Merkur war ihnen gleichgültig - nicht aber die Bürger.
    Sie hatten die Pflicht, ihre Kraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Die marsianische Raumflotte holte alle Merkur-Siedler mit Gewalt zurück, und die Gerichte verurteilten sie zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in den Bergwerken des Erdenmondes.
    Vor zwanzig Jahren hatte Conal Nord seinen Bruder dem Gesetz ausgeliefert.
    Damals war er der Ansicht gewesen, daß es die richtige, die einzig mögliche Entscheidung sei. Und jetzt? Diesmal ging es um Lara, um seine Tochter. Er ahnte, was sie getan hatte, und er kannte auch den Grund. Aber er wußte, daß es keine Chance für sie gab. Die Barbaren aus der Welt unter dem Mondstein konnten den Mars nicht verlassen. Irgendwann würden sie umkommen oder dem Vollzug in die Hände fallen - und Lara mit ihnen.
    Sie würde nach den gültigen Gesetzen der Vereinigten Planeten angeklagt werden. Und er, Conal Nord? Sollte er dazu schweigen? Es hinnehmen, so wie er damals die Deportation seines Bruders hingenommen hatte?
    Nein, dachte er.
    Diesmal nicht. Nicht einmal, wenn er gezwungen sein würde, sich in offenen Widerspruch gegen den Mars zu stellen.
    Conal Nord preßte die Zähne aufeinander.
    Noch einmal ließ er sich die Einzelheiten seines letzten Mars-Aufenthalts durch den Kopf gehen. Das Projekt Mondstein, an dem auch die venusischen Wissenschaftler interessiert waren. Die Zerstörung der Kuppel, das Ausbrechen der Barbaren, seine eigene Lage als Geisel.
    Mehr als einmal hatte er im Auftrag des Präsidenten mit den Terranern verhandelt, weil Simon Jessardin wußte, daß der Venusier seit der Katastrophe im Museumssaal der einzige war, dem sie vertrauten.
    Rein zufällig war Lara in die Ereignisse verwickelt worden. Schon damals hatte sie so reagiert wie er, nicht akzeptiert, daß den Barbaren kein Lebensrecht eingeräumt wurde, und versucht, ihnen zu helfen.
    Jetzt war sie tief in dem Netz der marsianischen Gesetze verstrickt.
    Conal Nord blickte durch das große verglaste Fenster und versuchte sich vorzustellen, wie es auf der Venus aussehen würde, wenn sie sich aus dem Verband der Vereinigten Planeten und damit aus dem Einflußbereich des Mars

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