Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
Wärter sind widersprüchlich. Vor allem der Hinweis auf die Kinder, den wir nicht mehr nachprüfen können, weil es nicht gelungen ist, die Leichen zu bergen.«
Selbst auf dem Monitor war zu sehen, daß Jom Kirrand etwas blaß wurde. Auch Jessardin setzte der Gedanke an diese Toten zu - falls sie wirklich schon tot gewesen waren und nicht erst ihr Ende unter Zähnen und Klauen gefunden hatten.
Einige von den ausgebrochenen Tieren waren immer noch nicht wieder eingefangen worden.
Jessardin dachte daran, daß sich auch hier eine Lücke im Sicherheitssystem gezeigt hatte. Immerhin war es nicht notwendig geworden, einen größeren Alarm auszulösen, der die Bevölkerung beunruhigt hätte. Der Sirius-Krater lag weit ab von jeder menschlichen Ansiedlung. Die Wissenschaftler der Außenposten würden schweigen, die drei Wärter vor ihrer Ablösung mit Drogen behandelt werden. Das war notwendig, denn die Bürger von Kadnos, mit Ausnahme des Vollzugs und der Behörden, ahnten nicht, daß das Problem mit den geflohenen Barbaren durchaus nicht gelöst war.
»Haben Sie noch Vorschläge, Jom?« fragte der Präsident.
»Ich wüßte nicht, was wir noch versuchen könnten. Es sei denn, wir entschließen uns zu einer Großaktion, die das gesamte Gebiet der New Mojave umfaßt.«
»Ein reichlich aufwendiges Unternehmen. Vorerst verspreche ich mir mehr davon, abzuwarten. Hundert Menschen können nicht endlos in der Wüste ausharren, ohne sich zu rühren. Selbst wenn sie das Problem der Wasserversorgung lösen, werden irgendwann ihre Nahrungsvorräte zur Neige gehen. Und Sie wissen, daß die Versorgungszentralen bewacht werden.«
Kirrand nickte.
Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten, dann erlosch der Monitor. Simon Jessardin wandte sich um, weil schort seit ein paar Sekunden das Sichtgerät des Informators flackerte.
Ein Funkspruch von der Venus.
Er enthielt das, was Jessardin erwartet hatte. Conal Nord kündigte an, daß er das nächste Schiff nehmen würde, um zum Mars zurückzukommen.
*
»Ich möchte dabeisein! Bitte!«
Aynos Blick wirkte so beschwörend, daß Charru zögerte. Außer ihm selbst und Helder Kerr standen bisher nur Camelo uni d Kaustein als Teilnehmer an der nächtlichen Expedition fest . Ayno hatte bereits bewiesen, daß er zu kämpfen verstand und daß man sich auf ihn verlassen konnte. Er hatte ein Recht darauf, als Mann behandelt zu werden - wie Jarlon und die anderen seines Alters. Vermutlich brauchte er einen Beweis dafür, daß er wirklich dazugehörte, daß niemand mehr den früheren Akolythen in ihm sah.
»Gut«, sagte Charru. »Also wir fünf, außerdem Kormak, Gillon und Erein. Jarlon, Brass - ihr klettert vorsichtig nach oben und versucht herauszufinden, ob die Marsianer noch in der Nähe sind.«
»Aye. «
Die beiden wandten sich ab und verschwanden in dem goldfarbenen Tunnel. Ayno stand mit leuchtenden Augen da, nur mühsam seine Erregung unterdrückend. Zufällig streifte Charrus Blick in diesem Moment den kleinen Robin, der neben Mariel in einer Nische kauerte, und er stutzte, als er den Ausdruck der Furcht sah, der plötzlich auf dem Gesicht des blinden Jungen lag.
Ayno war sein Freund.
Er hatte Angst um ihn - verständlich. Und für Robin in seiner dunklen Welt war es sicher noch schwerer als für jeden anderen, mit der Angst fertig zu werden, vor allem nach dem entsetzlichen Schock, den er erlebt hatte.
Würde er je darüber hinwegkommen?
Die kleine Mariel war zäher, sie besaß noch im vollen Umfang die kindliche Fähigkeit, ganz dem Augenblick zu leben. Auch bei ihr hatten sich die schrecklichen Ereignisse tief eingeprägt. Aber sie reagierte spontaner und heftiger, sie ließ Haß und Rachsucht freien, Lauf, und deshalb würde sie schneller vergessen.
Auch Ayno hatte Robin einen Blick zugeworfen und sofort verstanden.
Rasch ging er zu dem Jungen hinüber und hockte sich neben ihn auf die Fersen. Charru wandte sich der Tür zu, weil Jarlon zurückkam.
»Die Marsianer sind verschwunden. Sollen wir die Wache übernehmen und nach dem Jet Ausschau halten?«
»Tut das! Er müßte jetzt eigentlich bald auftauchen. Hasco, Jerle - ihr geht ebenfalls hinauf. übernehmt die Wache an der Südseite. Ich möchte keine bösen Überraschungen erleben.«
»Aye. «
Die beiden Angesprochenen erhoben sich und folgten Jarlon zur Tür. Draußen mußte inzwischen schon die Dämmerung einsetzen. Charru überließ Camelo die Zusammenstellung ihrer Ausrüstung, die sie so klein wie möglich halten
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