Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer
Mars zu trotzen. Immer wieder hatte er das Unmögliche versucht - bis hin zu dem Wahnsinnsplan, die uralte havarierte »Terra I« wieder in ein flugfähiges Raumschiff zu verwandeln. Natürlich ein vollkommen aussichtsloses Unterfangen! Aber die Barbaren gaben nicht auf. Das bewies die Tatsache, daß sie noch vor wenigen Tagen in die Lagerräume des Raumhafens von Kadnos eingedrungen waren, um sich Energiezellen und Ersatzteile zu beschaffen. Obwohl sie wissen mußten, daß sie keine Chance hatten, da die »Terra« Tag und Nacht bewacht wurde...
Kirrand unterbrach seine Gedanken, weil draußen gerade eine Flottille Polizeijets startete.
Sie hatten die Aufgabe, erste Erkundungsflüge über der Sonnenstadt zu unternehmen. Eine Routinemaßnahme, von der sich der Vollzugschef wenig Erfolg versprach. Es war nicht die erste Suchaktion dieser Art, und bisher waren sie alle vergeblich gewesen.
Bis gestern hatte Jom Kirrand geglaubt, die Barbaren seien zusammen mit jener Horde Geisteskranker umgekommen: Opfer der rätselhaften Strahlung, Menschen, die in den Hügeln in der Nähe der Sonnenstadt ihr Leben gefristet hatten und in einer militärischen Aktion mit Bomben und Laserkanonen vernichtet worden waren.
Inzwischen wußte es der Vollzugschef besser. Die Terraner mußten in der Sonnenstadt sein, es gab Beweise dafür. Ein paar Angehörige der alten Marsstämme waren aus dem Reservat ausgebrochen. Während der Großteil der Gruppe schon wieder gefangengenommen wurde, hatten sich zwei von ihnen mit einem Spiralschlitten bis zu den Ruinen durchgeschlagen, weil sie hofften, hier in der Heimat ihrer Vorfahren ein Versteck zu finden. Einer der Männer war immer noch verschwunden. Den zweiten hatte der Vollzug erwischt und unter dem Einfluß von Wahrheitsdrogen vernommen. An seiner Aussage, daß sie in der Sonnenstadt mit den Barbaren aus der Mondstein-Welt zusammengetroffen waren, gab es nicht den geringsten Zweifel.
Jom Kirrand straffte sich.
Diesmal würde es keinen Mißerfolg geben. Das Potential, das ihnen zur Verfügung stand, war wesentlich größer als damals bei der Belagerung der »Terra« oder bei dem Vergeltungsschlag gegen die Hügelbewohner. General Kanes Vollmachten waren erweitert worden. Kirrand selbst war ohnehin nur dem Präsidenten persönlich verantwortlich, außerdem stand ihnen Professor Girrild mit einem Team von Strahlen-Spezialisten zur Verfügung. Präsident Jessardin hatte sich endlich entschlossen, aufs Ganze zu gehen. Und daß in einer solchen Situation keine Rücksicht auf das Leben eines einzelnen genommen werden konnte, auch nicht auf die Tochter des Generalgouverneurs der Venus, verstand sich von selbst.
Die Flotille brauchte nur eine knappe halbe Stunde, um das Gebiet der Ruinenstadt abzufliegen.
In perfekter Formation kamen die Jets zurück und landeten. Die negativen Meldungen waren bereits über den Monitor der mobilen Kommunikation gelaufen. Jom Kirrand hatte ohnehin keinen schnellen Erfolg erwartet. Nach drei vergeblichen Suchtrupp-Unternehmen stand zumindest eins fest: daß die Barbaren in der Sonnenstadt über ein äußerst gut getarntes Versteck verfügen mußten.
Der Vollzugschef warf einen Blick zu Manes Kane hinüber, der auf dem Sichtschirm des Computers die Bewegungen der einzelnen Truppenteile verfolgte.
Der Ring um die Sonnenstadt schloß sich. Ein weiträumiger Ring aus kleineren, gut ausgerüsteten Einheiten, die auch auf eine längere Belagerung eingerichtet waren. Sie hatten Zeit, Sie konnten in Ruhe die Strahlen-Experimente durchführen und warten, bis die Wissenschaftler sicher waren, daß sich die Stadt gefahrlos mit den Laserkanonen vernichten ließ. Und falls sich die Barbaren wider Erwarten in die Wüste zurückgezogen hatten, würde ihre Lage ohnehin sehr rasch unhaltbar werden, da sie von dem lebensnotwendigen Wasser abgeschnitten waren.
Jom Kirrand straffte sich.
Als er seinen Platz am Sichtfenster verließ und sich den Kontrollpulten zuwandte, wirkte sein Lächeln zufrieden und siegessicher.
*
In der Halle unter der goldfarbenen Kuppel herrschte gespenstische Stille.
Die Terraner mieden diesen Teil des Labyrinths. Er blieb den Unsichtbaren vorbehalten, war das Zentrum ihrer Macht und das Herz des unterirdischen Reichs, das sie errichtet hatten. Auch Charru war nicht ungerufen gekommen. Ruhig stand er in der Halle und wartete. Er vermochte das Geheimnis der Zeitverschiebung immer noch nicht zu verstehen, aber er hatte sie jetzt schon so oft erlebt, daß
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