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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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seine Anhänger vielleicht gefolgt. Zumindest jedoch hätten sie ihn gefangennehmen und verhindern müssen, daß er wieder zu den anderen flüchtete. Die Tatsache, daß der Oberpriester zurückgekrochen kam, weil ihm offenbar die Todesgefahr in der Gesellschaft der Terraner immer noch lieber war als die Sicherheit in der Gesellschaft der »Götter«, mußte dazu beigetragen haben, daß sich auch die Tempeltal-Leute und sogar der Rest der Priester hinter Charru von Mornag stellten.
    Zum zweitenmal würden sie den gleichen Fehler nicht begehen, schwor sich Jom Kirrand.
    Rasch verließ er den Relax-Raum und trat zu Manès Kane, der die Annäherung des Terraners auf einem Monitor verfolgte. Der alte General teilte die Ansicht des Vollzugschefs. Ober den Kommunikator gaben sie den vorgeschobenen Posten Anweisung, den Priester zur Basis zu bringen und ihn möglichst nicht einzuschüchtern.
    Minuten später wurde er hereingeschoben.
    Ein hagerer, sehr junger Mann in einer vielfach zerrissenen Robe, deren Farbe zeigte, daß er zu den älteren Akolythen zählte. Jom Kirrand wußte es, weil er sich gründlich mit den Gebräuchen und der Psyche der Barbaren beschäftigt hatte. Die Tempelschüler und Akolythen, sagten die Wissenschaftler, gehorchten blind den Befehlen der Priester. Ob das heute noch genauso war, wagte Kirrand zu bezweifeln. Aber der Mann, der da vor ihm stand, mit bleichem, starrem Gesicht und leeren Augen, machte in der Tat nicht den Eindruck, als sei ihm ein selbständiger Gedanke, geschweige denn eine selbständige Handlung zuzutrauen.
    Er kam in Bar Nergals Auftrag.
    Der Oberpriester mußte sich von dem Schock erholt und eingesehen haben, daß die Unterwerfung seine einzige Chance war, am Leben zu bleiben. Und am Leben bleiben wollte er. Die rattenhafte Zähigkeit, mit der er sich an sein Leben klammerte, hatte Jom Kirrand schon bei der ersten Begegnung erspürt. Der Vollzugschef zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln.
    »Nun, mein Freund? Hast du uns etwas auszurichten?«
    Lyrrios schluckte. Die Furcht, die in seinen leeren Augen aufflackerte, wirkte wie ein plötzlicher lebendiger Funke.
    »Bar Nergal schickt mich«, flüsterte er. »Bar Nergal sagt, daß er euch das Geheimnis der Strahlen verraten will, wenn ihr dafür versprecht, die Priester zu verschonen.«
    Kirrand horchte auf. Neben ihm sog General Kane scharf die Luft durch die Zähne.
    »Das Geheimnis der Strahlen?« echote er.
    »ja, Herr. Werdet ihr die Priester verschonen, wenn ihr die Sonnenstadt vernichtet und in das Labyrinth eindringt?«
    »Labyrinth?«
    Lyrrios antwortete nicht. Kirrand begriff, daß der Mann einen ganz bestimmten Auftrag hatte, den er buchstabengetreu erfüllen würde.
    »Wir werden die Priester verschonen.« Das Versprechen ging Kirrand mit der gleichen Leichtigkeit über die Lippen, mit der er es brechen würde, wenn es ihm opportun erschien.
    Lyrrios nickte.
    »Das Labyrinth ist die Strahlenquelle«, fuhr er fort. »Der Eingang liegt in der Grotte mit der Quelle. Bar Nergal sagt, ihr könnt ihn öffnen, so wie ihr die Höhlen in den Hügeln geöffnet habt. Bar Nergal sagt, die Strahlung ist nicht gefährlich für euer Feuer.«
    Mit dem »Feuer« meinte er zweifellos die Laserkanonen.
    »Und woher will Bar Nergal das wissen?« fragte Manès Kane skeptisch:
    »Der Oberpriester hat den Fürsten von Mornag belauscht. Der Fürst hat es gesagt.«
    Kane und Kirrand wechselten einen Blick.
    Sie dachten beide das gleiche: die Barbaren besaßen Lasergewehre, also hatten sie die Möglichkeit gehabt, diesen Punkt zu testen. Daß die Strahlung existierte und daß sie das einzige war, was die Marsianer noch davon abhielt, die Sonnenstadt zu vernichten, wußten sie von Lara Nord. Daß ihre Gespräche um die Frage kreisten, wie lange die Strahlung sie noch schützen würde, war durchaus glaubhaft.
    »Erzähle uns mehr von dem Labyrinth«, forderte Jom Kirrand so ruhig wie möglich.
    »Ich weiß nichts, Herr. Ich habe alles gesagt, was Bar Nergal mir aufgetragen hatte.«
    »Aber...«
    Der Vollzugschef stockte.
    Ein Blick in das leere Gesicht seines Gegenübers machte ihm klar, daß er aus dem Mann nichts mehr herausbekommen würde. Kirrand seufzte leicht und strich sich mit dem Handrücken das Haar aus der Stirn.
    »Eine völlig neue Situation«, stellte er fest. »Ich schlage vor, daß wir sofort den Präsidenten informieren.«
XII.
    Bar Nergal fuhr auf, als sich die Tür öffnete.
    Er hatte am Böden gekauert, die dürren Arme um

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