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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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unerschütterlichen Ehrbegriffen bestimmt wurden, nicht vom nüchternen Abwägen des Risikos gegen die Erfolgsaussichten. Deshalb hatten die Barbaren immer wieder den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Und allein deshalb war es Charru gelungen, Lara zu befreien. Wären die Wachmänner auch nur im geringsten darauf vorbereitet gewesen, hätten sie es leicht verhindern können.
    Das Summen des Kommunikators unterbrach Jessardins Gedanken.
    Der Pilot des Jets, der das flüchtende Fahrzeug verfolgt hatte. Seine Stimme zitterte leicht, als er berichtete.
    Der Präsident runzelte die Stirn.
    Wie vom Marsboden verschluckt, wiederholte er im Innern. Eine solche Formulierung hatte er jetzt schon mehrfach gehört. Und er konnte einfach nicht daran glauben, daß alle diese Männer phantasierten.
    Er würde eine genaue Computer-Analyse anfordern.
    Sein Blick suchte Conal Nord. Der Generalgouverneur hatte sich wieder gefangen. Seine klaren, harmonischen Venusierzüge wirkten glatt und ausdruckslos. Aber Simon Jessardin wußte, was der andere dachte. Conal Nord stand innerlich schon auf der Seite der Barbaren, seit er zum erstenmal einen Blick in den Mondstein geworfen hatte.
    Camelo, Karstein und Helder Kerr warteten innerhalb des Zeitkanals an der Mauer der Sonnenstadt, als der Jet auftauchte.
    Ein Jet! Die Gesichter der drei Männer verkanteten sich. Sie wußten sofort, daß etwas schiefgegangen war. Und dann, als das Fahrzeug hielt und die Kuppel hochschwang, atmeten sie erleichtert auf.
    Charru, Lara und Hunon waren da, gesund und unverletzt. Ohne die Männer, die sie hatten abholen wollen. Für den Riesen war das hart,. den anderen tat es leid für ihn. Aber die Erleichterung überwog. Sie wußten zu genau, daß ihre Gefährten den zweiten Jet bestimmt nicht freiwillig zurückgelassen hatten.
    Helder Kerr half Lara beim Aussteigen. Camelo drückte Charrus Hand, Karstein hieb ihm seine Pranke so heftig auf die Schulter, daß er fast in die Knie ging. Sein Blick wanderte zu den Stellungen der marsianischen Armee hinüber, die unter gleißenden Glocken von künstlichem Licht lagen.
    »Wir mußten Laras Jet zurücklassen«, sagte er. »Hunons Freunde sind erwischt und ins Reservat zurückgeschleppt worden. Wir haben versucht, sie herauszuholen...«
    Er berichtete knapp.
    Kerr zog die Brauen zusammen und starrte Lara an. Sie hatte das Kinn gehoben. Und ihr Blick verriet, was sie dachte: sie war stolz auf das, was sie getan hatte, genau wie irgendeine von den Tiefland-Frauen stolz darauf gewesen wäre.
    Helder Kerr begriff in diesen Sekunden, daß sie bereits anfing, genauso zu denken und zu empfinden wie die Barbaren.
    Und er selbst?
    Hatte er nicht hier gestanden und innerlich gezittert: nicht nur um Lara, sondern auch um die anderen? War er nicht ganz selbstverständlich entschlossen gewesen, sich an dem Suchtrupp zu beteiligen, falls die Jets nicht zurückkamen? Und wenn es irgendwann einem teuflischen Zufall einfallen sollte, ihn zwischen die Fronten zu stellen -für welche Seite würde er sich dann entscheiden?
    Er sah Karstein nach, der aus der flimmernden Zone des Zeitkanals nach draußen tauchte und auf den Turm zulief, wo zwei Wachtposten die marsianische Armee beobachteten.
    Minuten später wußten auch die anderen Wachen Bescheid. Langsam ging die kleine Gruppe auf den Platz mit dem Sonnensymbol zu. Hunon war in brütendes Schweigen versunken. Charrus Blick wanderte über die Ruinen, die im Licht der beiden Monde fast schwarz wirkten. Das Singen und Raunen des Windes war ihm vertraut geworden, genauso wie der bittere Geschmack des Staub, der in der Luft lag. Würden in diesen Mauern jemals wieder Menschen leben? Vielleicht die alten Marsstämme- eines Tages, falls sich die Prophezeiung der Herren der Zeit nicht erfüllte?
    Charru schüttelte die Gedanken ab.
    »Wie lange werden wir noch brauchen?« fragte er in Helder Kerrs Richtung.
    Der Marsianer lächelte. »Es sind nur noch ein paar Kleinigkeiten zu tun. Wir könnten alle zum Schiff aufbrechen, sobald der Zeitkanal wieder intakt ist.«
    »Heute nacht noch?«
    »Ich denke ja. Aber vielleicht sollten wir bis morgen warten, bis sich die allgemeine Aufregung wieder gelegt hat.«
    Charru nickte nur.
    Sie hatten den großen Platz erreicht, stiegen in den gemauerten Schacht hinunter. Die getarnte Tür öffnete sich auf ein Signal hin, das Charru mit dem Knöchel gegen die Felsen klopfte. Neben ihm atmete Lara tief auf, als die Wärme der goldfarben Tunnel sie wieder

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