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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Luft erzittern ließ. Wie plump das Monstrum wirkte! Und wie schnell es war, unheimlich schnell! Staub wirbelte. Sekundenlang verschwamm die gespenstische Szene hinter einem Schleier, und dann, als er zu dünnem Dunst zerfaserte, schienen sich Mensch und Bestie förmlich ineinander verbissen zu haben.
    Lara konnte nicht genau verfolgen, was geschah.
    Die Schwertklinge blitzte, Klauen schlugen, Zähne schnappten in dem gräßlichen, klaffenden Kiefer. Die grünlichen Schuppen der Echse glitzerten im letzten Licht der Dämmerung, der nackte, muskulöse Oberkörper des Mannes wirkte wie aus Bronze gegossen. Charru schnellte hoch, wich aus, schlug mit dem Schwert zu, bewegte sich langsam rückwärts Das schwarze Haar flog, Schweiß glänzte auf seinem Gesicht Einem Gesicht, das verwandelt wirkte, versteinert in äußerste Konzentration, eine fremdartige Maske...
    Klauen fuhren durch die Luft. Diesmal trafen sie.
    Mit Entsetzen sah Lara, wie Chamz zurückgeschleudert wurde, sich am Boden überschlug und dicht an den Felsei hochkam. Blut lief über seinen Körper. Und wieder riß er da Schwert hoch, während die Bestie schwerfällig auf ihr zutappte. Wieder schlug die Klinge in den grünen Schuppenpanzer, wieder zitterte die Luft unter dem unheimlichen Fauchen.
    Ein kleines Stück zog sich die Echse zurück.
    Wie oft schon?
    Wie lange konnte sich ein Mensch dieses Untiers erwehren?
    Immer wieder wich Charru aus, schnellte zur Seite, taucht weg, um sich von neuem vorwärts zu werfen. Waren Sekunde vergangen? Minuten? Lara wußte es nicht. Die Zeit hatte aufgehört zu existieren.
    Es schien, als wolle die Echse den Menschen unter sich begraben.
    Staub wirbelte auf. Lara sah nur den gepanzerten Rücken de mächtigen Tieres. Immer noch war sie halb bewußtlos und wie gelähmt, war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Jäh schlug ein schrilles, fast menschliches Heulen an ihr Ohr. Da Tier bäumte sich auf. Vor Laras Augen entstand ein Wirbel aus Staub und Blut und kreischender Agonie, und wie in eine Vision glaubte sie wieder, den zerfleischten Körper der kleinen Mariel zu sehen.
    Nein, dachte sie.
    Der Boden erzitterte, als die Echse stürzte. Laras Herzschlag setzte aus. Ihr war, als gefriere alles um sie, als habe die Wirklichkeit sie abgeschüttelt und in einen fremden, zeitlose Raum geworfen. Zwei Sekunden verstrichen. Zwei Ewigkeiten...
    Die Bestie rührte sich nicht mehr. Neben dem toten Körper in einer wabernden roten Staubwolke, erhob sich die schlanke Gestalt mit dem Schwert. Blut tropfte von der Waffe auf den Boden.
    Lara wußte später nicht mehr, wie sie es schaffte, von dem Felsenvorsprung zu springen und durch das seichte Wasser zum Ufer zu waten.
    Der Körper der toten Echse schien mit dem Sand und den roten Felsen zu verschmelzen. Die Schatten der malvenfarbenen Dämmerung verhüllten das Blut, das sich unaufhaltsam unter dem Kadaver ausbreitete. Charru lehnte mit dem Rücken an einem Felsen. Auch er blutete. An Armen und Schultern war die Haut aufgerissen, seine Brust hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen. Er wandte den Kopf, als er Laras Schritte hörte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, in den saphirfarbenen Augen lag ein hartes, wildes Leuchten als Abglanz dessen, was geschehen war.
    Lara hatte das Gefühl, aus einem schrecklichen Traum in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    Warum hatte sie keine Hilfe geholt? Warum hatte sie nicht wenigstens geschrien? Fahrig rieb sie sich mit der Hand über die Augen. Ihr Blick streifte die tote Echse, das viele Blut, das befleckte Schwert in der Faust des Mannes.
    »Charru«,flüsterte sie. »Du brauchst einen Arzt, du... «
    Hilflos brach sie ab, weil ihr bewußt wurde, daß sie ihre Zuflucht zu Floskeln nahm. Hier gab es keinen Arzt. Kadnos und die Klinik waren drei Ewigkeiten entfernt, der Kampf Mensch gegen Untier hatte sich in einer anderen, fremden Welt abgespielt, einer Welt, zu der jetzt auch sie gehörte. Lara zitterte innerlich. Sie wollte sich abwenden, weil ihr plötzlich bewußt wurde, daß sie immer noch nackt war.
    »Ich hole die anderen«, flüsterte sie heiser. »Nur einen Augenblick, dann... «
    »Nein«, sagte Charru.
    Lara schluckte und blieb stehen.
    Charru stieß sich mit einem heftigen Ruck von dem Felsen ab und kam auf sie zu. Seine Augen hatten sich verdunkelt. Lara zitterte stärker, aber sie rührte sich nicht, weil sie wußte, da! sie die Entscheidung im Grunde längst getroffen hatte.
    »Nein«, wiederholte Charru leise.

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