Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Majestät, die Königin«, sagte Gillon von Tareth trocken.
    Auch Charru sah jetzt die Bewegung zwischen den Ruinen.
    Das Rattengespann mit der holpernden vierrädrigen Plattform. Diesmal saß Charilan-Chi selbst auf dem schwankenden Thron, mit bunten Plastikfetzen bekleidet, in ihre goldblonde Mähne gehüllt wie in einen schimmernden Mantel. Katzenhafte, fellbedeckte Kriegerinnen auf mutierten Ratten eskortierten sie, fünf Söhne und zwei Töchter schritten feierlich neben dem Thron. Die Prozession verharrte, als sie den Rand des Raumhafen-Geländes erreichte. Vielleicht hielt Charilan-Chi auch die Marsianer in ihren glänzenden silbernen Luftfahrzeugen für Götter. Aber sie mußte die Demonstration mit den Schockstrahlern bemerkt haben oder spätestens jetzt die verheerenden Auswirkungen bemerken, und sie schien den Absichten dieser neuen »Götter« nicht recht zu trauen.
    Deutlich sah Charru, wie zwei von den Schockstrahlern auf die makabre Prozession ausgerichtet wurden. Ein paar Minuten verstrichen, dann öffnete sich auf der anderen Seite der weiten, vielfach geborstenen Betonfläche das Tor der Halle. Wieder war es Zai-Caroc, der erschien. In einigem Abstand folgten ihm Shamala, Beliar und einer der uniformierten Marsianer.
    »Auch das noch«, sagte Karstein durch die Zähne.
    Charru warf ihm einen Blick zu. »Glaubst du, daß Charilan-Chis Kriegerinnen eine besonders große Verstärkung für unsere Gegner sind? Marius Carrisser ist nicht Bar Nergal. Wenn Carrisser etwas unternimmt, wird es jedenfalls kein heller Wahnsinn sein.«
    Schweigend beobachteten sie, wie Charilan-Chi von ihrem Thron herabstieg und sich tief vor dem Mann in der schwarzen Uniform verneigte.
    Auch ihn betrachtete sie als höheres Wesen, und sie war bereit, ihm zu dienen.
    *
    Marius Carrisser hatte das Gefühl, einen grotesken Alptraum zu erleben.
    Priester in einem Schlupfwinkel, in dem alte irdische Sprenggranaten zuhauf herumlagen, katzenhafte Halbmenschen auf den Rücken gräßlicher mutierter Ratten, eine blondlockige Königin, die ihm die Füße küßte - das alles ging zunächst einmal entschieden über sein Begriffsvermögen. Von dem genetischen Experiment, das marsianische Wissenschaftler hier vor zwanzig Jahren begonnen hatten, wußte er nichts. Aber er besaß die Gabe, praktische Gegebenheiten sehr rasch zu erfassen. Daß diese Frau in ihrem Gewand aus Kunststoff-Abfällen die Sprache der Vereinigten Planeten verstand, sagte fast schon genug. Charilan-Chis wenige Worte und die Art, wie sie ihm ihre Kinder vorstellte als Beweis für ihre Ergebenheit unter den Willen der Götter, ließ seine Vermutungen in eine Richtung gehen, die der Wahrheit sehr nahekam. Es fiel ihm schwer, diesen ganzen barbarischen Wahnwitz als Realität zu akzeptieren. Aber im Gegensatz zu Milt Cavet, der wie erschlagen wirkte, war Carrisser auch jetzt fähig, in Kategorien praktischer Nutzanwendung zu denken.
    Geduldig hörte er sich die Klagen und Beteuerungen der Priester an. Bis der Name fiel, der ihn förmlich elektrisierte: Bar Nergal.
    Der Oberpriester saß immer noch in dem Fischerdorf gefangen, in dem auch die Barbaren vorübergehend Unterschlupf gefunden hatten.
    Carrisser wußte, welche Rolle Bar Nergal in der Welt unter dem Mondstein gespielt hatte. Der Uranier wußte auch, daß der Oberpriester nie aufhören würde, die Tiefland-Stämme und speziell den Fürsten von Mornag mit seinem Haß zu verfolgen. Das war die Meinung der marsianischen Psychologen, das hatte immer wieder die Erfahrung gezeigt. Ein lächerlicher, fanatischer Greis! Ein Wahnsinniger vermutlich. Aber die Priester folgten ihm, auf die sogenannten Tempeltal-Leute hatte er zumindest einen gewissen Einfluß, die Bewohner der Ruinenstadt betrachteten ihn als Gott - er war möglicherweise brauchbar.
    Mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln wandte sich Cannisser an Milt Cavet.
    »Setzen Sie sich mit »Deimos I« in Verbindung«, befahl der Uranier knapp. »Beordern Sie drei weitere Beiboote hierher. Wir werden unseren gemeinsamen Freund aus der Gewalt dieser Wilden befreien.«
    *
    »Ich glaube, es wird ernst«, sagte Camelo tonlos.
    Sein Gesicht war blaß und angespannt. Auch Charru sah den drei gewölbten silbernen Scheiben entgegen, die sich langsam aus dem Blau des Himmels senkten. Er empfand fast so etwas wie Erleichterung, obwohl ihm klar war, daß die drei landenden Beiboote nichts Gutes bedeuten konnten. Das untätige Warten war qualvoll, zerrte an den Nerven. Aber hier in

Weitere Kostenlose Bücher