Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
hoch.
Der Schockstrahler klirrte zu Boden.
Ciran glitt heran, hob ihn mit zwei Fingern auf und reichte ihn Bar Nergal mit einer ehrerbietigen Verbeugung. Der Oberpriester verzog die strichdünnen Lippen zum Zerrbild eines Lächelns.
»Er hat sich gegen den Willen der Götter versündigt,« zischte er. »Da er selbst von den Sternen kommt, soll er ehrenhaft behandelt und nicht von diesem Ort verbannt werden. Fesselt ihn! Und laßt ihn nicht aus den Augen, damit er die Pläne der Götter nicht durchkreuzen kann.«
VII.
Gleißende Helligkeit überflutete das Gelände des Raumhafens bis hin zum Schlupfwinkel der Priester.
Die Energiezellen der Scheinwerfer waren praktisch unerschöpflich, da noch Ersatz an Bord war. Charru fragte sich, warum er nicht längst vorher angeordnet hatte, die Umgebung der »Terra« auszuleuchten. Um die Priester nicht zu provozieren, die Bewohnerinnen der toten Stadt nicht in Angst und Schrecken zu versetzen, sagte er sich. Aber solche Überlegungen waren jetzt sinnlos geworden. Was die Priester taten, glich ohnehin einem Amok-Lauf. Und Charilan-Chi, ihre Kinder und die Katzenfrauen hatten längst bewiesen, daß sie sich, wenn es darum ging, Bar Nergal zu gehorchen, weder von heulenden Flugzeugmotoren noch von detonierenden Granaten oder anderen Waffen schrecken ließen.
Charru benutzte den Kommunikator, um in knappen Worten von Marius Carrissers Anwesenheit zu berichten.
Es war wichtig für alle, denn es änderte die Situation. Daß die Priester den Gebrauch der Flugzeuge nur mit Hilfe der Marsianer erlernt haben konnten, hatten sie ohnehin geahnt. Aber bisher waren sie davon ausgegangen, daß Carrisser und seine Leute die Erde wieder verlassen hatten, daß den Priestern außer den Flugzeugen, Bomben und Sprenggranaten allenfalls Dinge zur Verfügung standen, die sie zufällig entdeckten. Für Carrisser dagegen waren die Waffen aus der irdischen Vergangenheit durchaus kein Buch mit sieben Siegeln. Er wußte ungefähr, was hier lagerte, konnte zumindest vermuten, wo er es finden würde, konnte mit Sicherheit damit umgehen. Also mochte es gut möglich sein, daß die Priester binnen kurzem ein Mittel in Händen hielten, gegen das es selbst mit den Energiewerfern keine Abwehr mehr gab.
In der Kanzel fanden sich Charru, Camelo und Gerinth mit Lara und Katalin, Gillon von Tareth, Karstein und Beryl von Schun zusammen, um die Lage zu erörtern.
Bleiben oder fliehen - vor dieser Wahl standen sie immer noch. Lara Nord war keine Technikerin, sondern Ärztin, hatte nur ungenaue Vorstellungen vom Kriegsgerät der alten Erde. Aber sie glaubte zu wissen, daß es damals mit Sicherheit Waffen gegeben hatte, die ein Raumschiff vom Typ der »Terra« vernichten konnten.
»Ich denke trotz allem nicht, daß die Priester eine Waffe haben, mit der sie das Schiff zerstören können,« meldete sich Camelo. »Wenn eine solche Waffe existierte - meint einer von euch im Ernst, daß die Marsianer dann all diese sinnlosen Demonstrationen und Geplänkel zugelassen hätten?«
»Geplänkel?« protestierte Karstein mit einem Blick auf seinen geschienten Arm, den er in einer Lederschlinge trug.
»Camelo hat recht,« sagte Gillon. »Ich glaube auch nicht an diese geheimnisvolle Wunderwaffe.«
»Katalin?«
Die junge Frau mit dem langen blonden Haar und den bernsteinfarbenen Augen der Thorn zuckte die Achseln. »Die Frauen haben Angst um ihre Kinder, Charru. Aber sie fürchten nicht so sehr einen schnellen Tod, sondern die Gefahr, nach einer mißglückten Landung mit der »Terra« ohne Fluchtmöglichkeit in einem verseuchten Gebiet festzusitzen. Wir wissen zu gut, was Strahlen anrichten können - was sie selbst den noch Ungeborenen antun.«
Auch Laras Gesicht spiegelte Zustimmung.
Charru lächelte, als er die unbewußte Geste sah, mit der sie die Hand auf ihren Leib legte. Mit einem tiefen Atemzug warf er das Haar zurück.
»Warten wir ab,« entschied er. »Bar Nergal hat gesagt, daß er sich morgen früh unsere Antwort auf seine schmutzige Erpressung holen will. Vielleicht gelingt es uns dann, mehr zu erfahren.«
Die anderen nickten.
Karstein und Katalin blieben als Wache in der Kanzel. Jetzt, da Scheinwerfer die Umgebung ausleuchteten, würden sie es leichter haben. Gerinth übernahm es, noch einmal mit den anderen zu sprechen, vor allem mit Scollon und den Tempeltal-Leuten, denen es nach all den Jahren blinden Gehorsams immer noch schwerfiel, sich zu eigenen Meinungen und Entschlüssen durchzuringen. Beryl
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