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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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das Gefühl, als sei die ganze Trümmerstadt erfüllt von rastlosem, unheilvollem Leben.
    Nach einer Weile blieb Charru stehen. »Sie jagen jemanden,« sagte er bestimmt. »Und zwar jemanden, den die Ratten nicht als Eindringling betrachten. Sonst hätten sie ihn längst.«
    »Du meinst - einen der ihren?« fragte Brass zweifelnd.
    »Ich glaube auch.« Camelo runzelte die Stirn. »Diese fauchenden Laute - das sind die Stimmen der Katzenfrauen. Sie verständigen sich untereinander wie in einer Treiberkette. Es klingt, als wollten sie jemandem den Weg verlegen - den Weg hierher, in Richtung auf das Schiff.«
    »Was immerhin heißen würde, daß weder Dayel noch Scollon weit gekommen sein können,« stellte Charru fest. »Der Junge konnte weder offen auf den Unterschlupf der Priester zumarschieren noch das gesamte Raumhafen-Gelände umrunden, also eigentlich nur den gleichen Weg nehmen wie wir. Und hier dürfte er ...«
    Ein kurzer, erstickter Schrei unterbrach ihn.
    Sekundenlang mischten sich das schrille Quieken der Ratten und fauchende Laute mit den Geräuschen eines heftigen Handgemenges. Charru hörte die scharfe, fast schrille Stimme der Königin und die leisere, tonlose eines Mannes. Beide benutzten die Sprache der Katzenwesen. Die fünf Terraner verstanden die Laute nicht, aber sie spürten deutlich die Erregung, die darin mitschwang.
    Ein paar Mauerreste und ein Trümmerhaufen trennten sie vom Ort des Geschehens.
    Charru nickte Camelo zu. »Wir versuchen, uns näher heranzupirschen. Gerinth, ihr bleibt ein paar Schritte hinter uns und deckt uns den Rücken. Haltet die Augen offen! Dayel und Scollon müssen irgendwo in der Nähe sein.«
    »Hoffentlich,« murmelte der alte Mann zweifelnd.
    Sein Blick glitt aufmerksam in die Runde. Charru und Camelo turnten über einen umgestürzten Stahlträger hinweg und duckten sich zwischen die Mauerreste. Ein paar dürre, kahle Sträucher wuchsen zwischen den Trümmern. Die beiden Männer hielten die Betäubungspistolen griffbereit. Sie konnten das leise, unruhige Quieken der Ratten hören. Aber es sah so aus, als drängten sich die Tiere um ihre Herrinnen und hätten keinen Befehl mehr, Wachsamkeit walten zu lassen oder gar jemanden aufzuspüren.
    Ein Blick zeigte Charru, daß Gerinth, Hasco und Brass mit schußbereiten Lasergewehren aufrückten.
    Jetzt war es nur noch ein Wall durcheinandergewürfelter Betonblöcke, der sie von der Gruppe ihrer Gegner trennte. Reste der rostigen Armierung ragten aus dem Schnee. Irgendwo rechts von sich glaubte Charru ein leises Knirschen wahrzunehmen. Angespannt lauschte er, doch im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt.
    Deutlich hörte er Bar Nergals Stimme.
    »Er hat spioniert! Er hat sich gegen uns gewendet! Ich erlaube nicht, daß ein frevlerischer Narr meine Pläne zunichte macht!«
    »Du hast recht, Erhabener!« Das war Charilan-Chis Stimme, zitternd vor Schrecken. »Er hat gefehlt, ich weiß es. Aber ich beschwöre dich, ihn zu verschonen, Erhabener! Bestrafe ihn! Tu mit ihm, was dir gefällt, aber laß ihn leben!«
    »Fesselt ihn!« befahl Bar Nergal schneidend. »Bringt ihn an einen Ort, wo er kein Unheil mehr anrichten kann!«
    »Danke, Erhabener! Danke!«
    Charru runzelte die Stirn.
    Cris, dachte er. Der Junge, der mit den vier Gefangenen im Flutkeller gesprochen hatte, weil er an Bar Nergals Unfehlbarkeit zweifelte. Jetzt mußte er bei dem Versuch, die Wahrheit herauszufinden, einen verhängnisvollen Fehler gemacht haben.
    Konnten sie ihm helfen?
    Vorsichtig kletterte Charru über einen der vereisten Blöcke. Seine Füße fanden in Rissen und Löchern Halt. Camelo schlich seitlich an dem Brocken vorbei und duckte sich tief in eine Lücke. Hart grub er die Zähne in die Unterlippe. Charru schob behutsam den Oberkörper hoch, spähte über die Kante - und da sah auch er, daß es aussichtslos war, etwas zu unternehmen.
    Charilan-Chi war von ihrem rollenden Thron herabgestiegen und hatte sich vor Bar Nergal niedergeworfen.
    Erst jetzt erhob sie sich wieder, die schrägen gelben Augen demütig auf den Oberpriester gerichtet. Shamala und Zai-Caroc waren dabei, den jungen Mann mit dem schulterlangen goldblonden Haar zu fesseln. Jar-Marlod und Beliar hielten die beiden Lasergewehre schußbereit, und jenseits des Throns drängten sich mindestens drei Dutzend Katzenfrauen und ebenso viele Ratten.
    »Sinnlos,« flüsterte Camelo fast unhörbar.
    Charru nickte düster. Die Übermacht war zu groß, selbst bei einem

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