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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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entschieden.
    »Und die Priester? Glaubst du, daß Carrisser am Ende auch Bar Nergal und die anderen umbringen wird?«
    »Das weiß ich nicht. Sie sind nur so wenige. Und Carrisser hätte Charilan-Chis ganzes Volk gegen sich.«
    »Ich wünschte, die marsianische Raumflotte würde die tote Stadt samt den unterirdischen Waffenlagern einfach ausradieren,« sagte Jarlon durch die Zähne.
    »Mit all den Menschen? Sie können nichts dafür, sie sind doch nur Opfer. Nein, ich ...«
    Camelo unterbrach sich.
    Ein seltsamer Ton zitterte plötzlich in der Luft, ein scharfes Fauchen, wie sie es nie zuvor gehört hatten. Es wurde lauter, schriller, gellte in den Ohren, ließ die Trommelfelle vibrieren. Wie auf Kommando blieben die Menschen stehen und wandten die Köpfe. Charru starrte zur schwarzen Schattenlinie der Ruinen hinüber und hielt den Atem an.
    Ein glitzernder Pfeil stieg in den dunklen Himmel.
    Rotglühend zeichnete der Triebwerkstrahl die Bahn des Lenkgeschosses nach. Eine bogenförmige Bahn, deren Scheitelpunkt der Flugkörper jetzt erreichte. Schon senkte er sich wieder, heulend und funkensprühend, raste abwärts, der Erde zu, und verschwand im nächsten Moment hinter den höchsten Türmen der Ruinenstadt.
    Eine halbe Sekunde verging, dann zuckte ein Lichtblitz auf, eine geisterhafte eisblaue Stichflamme.
    Metall kreischte, als sich die ferngesteuerte Rakete in das Raumschiff bohrte. Der Sprengkopf detonierte mit einem scharfen Knall wie vom Bersten einer gigantischen Stahlplatte. Trümmer regneten, losgerissen von den mechanischen Kräften des Zusammenpralls, doch der Lärm klang aus der Entfernung nicht lauter als das Prasseln von Hagelkörnern. Und viel mehr bedeutete er auch nicht. Die Terraner wußten, daß sich das eigentliche Werk der Zerstörung in gespenstischer Lautlosigkeit vollziehen würde.
    Wie eine durchsichtige Wolke stieg flimmernder bläulicher Widerschein über den Ruinen empor.
    Sekundenlang mischte er sich mit dem Grau der Morgendämmerung, wurde zu hartem, unirdischem Glanz, der in den Augen schmerzte. Ein sehr fernes, metallisches Singen begleitete das Phänomen. Glas und Stahl, erzitternd unter dem Ansturm unfaßbarer Energien, noch einmal aufstöhnend, bevor die Materie, ihrer Stabilität beraubt, sich selbst in Energie verwandelte.
    Das blaue Leuchten erlosch.
    Schwarz wie Scherenschnitte hoben sich die Ruinen von dem heller werdenden Himmel ab. Das Lenkgeschoß hatte die »Terra« zerstört, nach mehr als zweitausend Jahren. Zweimal war sie verzweifelten Menschen zur letzten Hoffnung geworden - erst den Flüchtlingen von der zerstörten Erde, dann den letzten Söhnen des blauen Planeten, die den Mars verlassen mußten. Und jetzt hatte sie aufgehört zu existieren.
    Camelo von Landre fuhr sich mit der Faust über die Stirn.
    Für ihn war das Schiff immer etwas Lebendiges gewesen. Er hatte nie aufgehört, davon zu träumen, einmal die unendliche Weite des Weltalls zu erforschen. Aber auch er wußte, daß die Realität jetzt keinen Raum für Träume ließ.
    »Sie war nicht unsere Heimat,« wiederholte er Charrus Worte. »Wir müssen weiter.«
    *
    Stumm standen sie am Rand des weiten Raumhafen-Areals: Bar Nergal und die Priester, Marius Carrisser, Charilan-Chi, ihre Söhne und ein Dutzend von den Katzenfrauen.
    Dort, wo sich vorher der schlanke silberne Umriß der »Terra« abgehoben hatte, war der Schnee geschmolzen. In weitem Umkreis lagen Trümmer verstreut - wenige Trümmer, denn der Aufprall des Lenkgeschosses und die Explosion waren nur Nebenerscheinungen gewesen. Der Sprengkopf der Rakete hatte den Großteil der Materie förmlich aufgelöst - ein Effekt, der durch die gewaltsam aktivierten Energiewerfer der »Terra« noch verstärkt worden war. Das alte Ionen-Raumschiff existierte nicht mehr. Das Schiff nicht - und auch nach dem Glauben der Beobachter auch nicht die Menschen, die sich darin aufgehalten hatten.
    Marius Carrisser lächelte.
    Er spürte eine Erleichterung, die ihn fast schwindlig machte. Der Auftrag des Präsidenten war erfüllt. Er, Carrisser, hatte den Vereinigten Planeten einen unschätzbaren Dienst erwiesen, den man ihm entsprechend lohnen würde. Es gab keine Mondstein-Barbaren mehr, keine gefährlichen, unberechenbaren Wilden, die dem wohlgeordneten Staatswesen ihren Anspruch auf Freiheit entgegenschleuderten - Träger einer Fackel, die nur zu leicht eine ganze Welt in Brand stecken konnte. Ihm, Carrisser, war gelungen, was auf dem Mars eine ganze Armee nicht

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