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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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daß sie ihre Drohung wahrmachen würden.
    »Nicht«, stammelte er. »Ich ... ich tue alles ... Ich schwöre ...«
    *
    John Coradi beobachtete den Außenschirm.
    Der Wachmann mit dem Lasergewehr behielt pflichtschuldigst die beiden Gefangenen im Auge. Aber Charru glaubte aus seiner Haltung zu lesen, daß er sie unterschätzte. Sie hatten sich nicht gewehrt. Camelo hing immer noch scheinbar benommen in dem Schalensitz, und mit der weißen Tunika erinnerten sie vermutlich beide zu sehr an harmlose Patienten, um den Marsianer wirklich zu beunruhigen.
    Der Monitor zeigte, wie sich das Beiboot der »Solaris« wieder in Bewegung setzte.
    »Larsen?« rief John Coradi ins Mikrophon.
    »Alles in Ordnung«, kam eine leicht krächzende Stimme aus dem Lautsprecher. »Wir haben Kommandant Carrisser an Bord.«
    »Gesund?«
    »Ja, Kommandant.«
    »Dann beeilen Sie sich! Wenn sich Kommandant Carrisser nicht zu erschöpft fühlt, möchte ich ihn gern sofort in der Kanzel sprechen.«
    »Verstanden ...«
    Die Verbindung brach ab.
    Coradi schien die Krächzer in der Stimme seines Untergebenen auf akustische Störungen zurückzuführen. Charru war sicher, daß der Mann ein Messer an der Kehle spürte. Die Tiefland-Krieger waren im Augenblick bestimmt nicht in der Stimmung, besonders rücksichtsvoll mit ihren Gegnern umzugehen.
    Einer der Monitore zeigte jetzt die Schleuse mit dem Boot.
    Die Insassen hätten sofort aussteigen können, da sich die »Solaris« nicht im Vakuum befand, doch vorerst verließ nur ein einziger Uniformierter das Fahrzeug. Rasch ging er auf eine Wand zu, bediente irgendwelche Knöpfe und schien sich dabei auffallend ungeschickt anzustellen.
    »Idiot«, murmelte der Kommandant.
    In der nächsten Sekunde fielen sämtliche Schirme aus, und Coradi seufzte abgrundtief. Charru hatte die Luft angehalten, jetzt atmete er vorsichtig aus. Sein Herz hämmerte, seine Haut prickelte vor Schweiß. Aber der Kommandant der »Solaris« schien jede Ungereimtheit, jede schwache Stelle, jeden verdächtigen Umstand in diesem haarsträubenden Täuschungsmanöver entweder auf den Zufall oder die Nervosität seiner Leute zu schieben.
    Blieb nur noch der wachhabende Offizier in der Kanzel. Er durfte keine Gelegenheit mehr bekommen, das Funkgerät zu benutzen. Und wie es aussah, würde auch das kein großes Problem sein.
    Charru versuchte zu schlucken, aber seine Kehle war trocken wie Zunder.
    Es klappt nicht, wiederholte ein bösartiges Stimmchen in seinem Hinterkopf beständig. So einfach geht das nicht! So einfach kann das gar nicht gehen. So einfach ...
    Im Rücken des bewaffneten Wächters glitten die Türflügel auseinander.
    Er spürte den Luftzug, aber er kam nicht mehr dazu, sich umzudrehen. Ein wohlgezielter Fausthieb schleuderte ihn zu Boden. Erein und Gillon sprangen über den stürzenden Körper hinweg. Konan, Beryl und Hasco folgten - und die herumwirbelnden Marsianer starrten fassungslos in die Mündungen von vier Lasergewehren.
    »Keine Bewegung«, sagte Gillon.
    Mehr nicht. Aber die zwei Worte, nicht einmal laut, klangen so, daß die marsianischen Techniker förmlich versteinerten und Coradis Gesicht die Farbe von schmutziger Milch annahm.
    Die nächste Sekunde schien sich zur Ewigkeit zu dehnen.
    Eine Sekunde, in der Charru fast ebenso fassungslos auf seine Gefährten starrte wie die Marsianer, weil er immer noch nicht an den Erfolg dieses unverschämten Bluffs glauben konnte. Dann begannen seine Gedanken wieder zu arbeiten, wirbelnd und überstürzt, und er sprang so plötzlich auf, daß selbst Gillon zusammenzuckte.
    »Zwei Mann nach oben, schnell!«
    Charru stieß die Worte schon in vollem Lauf hervor, rannte durch die Tür, erreichte mit einem Sprung die aufwärts schwebende Plattform des Transportschachts. Seine Nerven vibrierten. Noch sprach nichts dafür, daß der wachhabende Offizier Verdacht geschöpft hatte. Er durfte das Funkgerät nicht anfassen. Er durfte nicht! Denn wenn in dem, was dieser selbstzufriedene kleine Mediziner gesagt hatte, auch nur ein Fünkchen Wahrheit steckte ...
    Der Schacht öffnete sich.
    Ein kurzer Flur, dann die Kanzeltür. Die Rechte des Offiziers lag locker auf einem Schaltfeld. Er hörte das Geräusch, drehte sich ohne Hast um und holte Luft, um etwas zu sagen.
    Charru stand mit einem Sprung neben ihm und schlug ihm die Faust an die Schläfe.
    Den zusammenbrechenden Körper fing er auf und ließ ihn zu Boden gleiten. Ein Blick zeigte ihm, daß zwar der Kommunikator, aber nicht das

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