Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring
Funkgerät benutzt worden war. Mit einem tiefen Atemzug stützte er sich auf die Lehne des Pilotensitzes und sah Erein, Konan und Beryl entgegen, die im gleichen Moment in die Kanzel stürmten.
Der rothaarige Tarether atmete auf.
Beryl von Schun warf einen interessierten Blick in die Runde. Konan, gelassen wie immer, hob einigermaßen verständnislos die Brauen.
»Was ist denn mit dir los?« fragte er gedehnt.
»Was wohl? Ich wollte verhindern, daß der Bursche hier über Funk um Hilfe ruft.«
»Und warum sollte er nicht? Wir brauchen doch höchstens eine Viertelstunde, um wieder zu verschwinden.«
Charru wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Herz hämmerte immer noch. Langsam schüttelte er den Kopf.
»Nein, Konan«, sagte er. »Wir werden nicht verschwinden. Nicht so schnell. Wir werden es uns vielleicht überhaupt nicht erlauben können, dieses Schiff wieder aus der Hand zu geben.«
»Waaas?« fragte Konan verblüfft.
»Moment mal!« protestierte Erein. »Was sollen wir denn mit ...«
»Später, Erein. Du wirst es begreifen. Ich möchte, daß ihr John Coradi hierherbringt.«
Zwei Minuten später stand der Kommandant der »Solaris« mit bleichem Gesicht in der Kanzel.
Charru sah ihn an. Ein Blick, unter dem Coradi binnen eines einzigen Atemzuges alles einfiel, was die Behörden der Vereinigten Planeten im Laufe der Zeit gegen die Barbaren unternommen hatten.
»Was ... was wollen Sie?« fragte er mühsam beherrscht.
»Informationen«, sagte Charru ruhig. »Informationen über die Aktion »Tödlicher Ring«. Und da Sie nicht der einzige sind, den ich fragen werde, rate ich Ihnen in Ihrem eigenen Interesse, bei der Wahrheit zu bleiben.«
VII.
In der Kanzel des Kommandokreuzers »Base C« herrschte gedämpfte Unruhe.
Das Schiff befand sich im Orbit um Luna. Die Operation »Tödlicher Ring« war längst abgeschlossen. Zwei Aufklärer kreisten noch in einer Umlaufbahn um die Erde, wo sie als mobile Eingreif-Reserve stationiert worden waren. Sie warteten auf ihren Rückruf. Die »Deimos«, die sie eventuell hatten unterstützen sollen, existierte nicht mehr. Eine Strafexpedition gegen die Priester in der Ruinenstadt erübrigte sich, da der ganze Planet dem Untergang geweiht war. Die überschweren Container-Schiffe befanden sich bereits auf dem Heimflug, und alle anderen Beteiligten warteten darauf, daß die »Solaris« ihre begrenzte Aktion im Himalaya beendete.
Die »Solaris« jedoch antwortete nicht.
Ihre letzte Routine-Meldung war überfällig. Auf Funksprüche reagierte sie nicht. Normalerweise hätten die Männer in der Kanzel der »Base C« an einen vorübergehenden technischen Defekt geglaubt. Aber die »Solaris« war in einem radioaktiv verseuchten Gebiet gelandet, und was sie dort - wirklich oder angeblich - entdeckt hatte, klang alles in allem ziemlich beunruhigend. Der Offizier, bei dem die Fäden der Operation »Tödlicher Ring« und der Parallel-Unternehmen zusammenliefen, hatte den Rang eines Colonels und galt als zuverlässiger Perfektionist.
Unvorhergesehene Zwischenfälle haßte er ebenso wie Zeitüberschreitungen. Die Entdeckung einer unterirdischen Zivilisation im Himalaya interessierte ihn im Grunde weniger als die strikte Einhaltung seiner Order. Die »Solaris« hatte ihre Zeit überzogen und drohte, das perfekte Programm über den Haufen zu werfen. Der Colonel hatte noch einen gewissen Spielraum, aber für den Fall, daß ihn unvorhergesehene Umstände in Verzug brachten, wollte er keine zusätzliche Zeit durch langes Zögern und Abwarten verlieren.
Über Funk rief er einen der Aufklärer im Terra-Orbit.
Seine Weisung war klar und eindeutig: Sofort ein Beiboot ausschleusen, das herausfinden sollte, wieso sich die »Solaris« nicht meldete.
»Verstanden«, bestätigte der Funker des Aufklärers.
Der Colonel lehnte sich zufrieden in seinem Sitz zurück und versuchte abzuschätzen, wie lange es noch dauern würde, bis er endgültig zur marsianischen Pol-Basis zurückkehren konnte.
*
Der Großteil der »Solaris«-Besatzung wurde in die Zellen gesperrt, die von den Erbauern des Schiffs offenbar für den Fall vorgesehen worden waren, daß bei einer kriegerischen Auseinandersetzung Gefangene gemacht wurden.
Charru und Camelo, Beryl, Karstein und die beiden rothaarigen Tarether versammelten sich in dem Raum unterhalb der Kanzel. Ein paar Nordmänner hielten Wache, und in dem medizinischen Trakt mit den Entseuchungs-Kammern warf Kormak mit Blicken um sich, die den kleinen,
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