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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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von jetzt an nicht nur für sein Volk, sondern auch für seinen Sohn kämpfen würde. Er lächelte.
    *
    Die »Solaris« war bereits gestartet, als sich das abkommandierte Beiboot des anderen Aufklärers dem Tal im Himalaya näherte.
    Drei Männer befanden sich an Bord. Der Offizier hieß Kirst und hatte eine vielversprechende militärische Laufbahn hinter sich. Seine Untergebenen trugen die Namen Gerrek und Hill. Lyrio Hill verdankte seine Anwesenheit in dem Beiboot einem Defekt der Technik. Hätte der Computer korrekt gearbeitet, wäre er vielleicht einer der kleinen künstlerischen Fakultäten der venusischen Universität Indri zugeordnet worden. Lyrio Hill besaß Phantasie und Humor, aber da ein defekter Computer ihm die Militär-Laufbahn zugewiesen hatte, für die er sich nicht eignete, war aus diesem Humor inzwischen beißender Sarkasmus geworden.
    Der Offizier fand es bemerkenswert, daß Lyrio Hill schwieg, während sie das zerstörte Tal überflogen.
    »Die »Solaris« müßte hier sein«, bemerkte Gerrek überflüssigerweise.
    »Sie ist aber nicht hier, oder?«
    »Nein. Ob sie wieder gestartet ist?«
    Kirst verzichtete darauf zu fragen, woher, beim Andromeda-Nebel, er das wissen sollte.
    Dreimal überflog das Beiboot das Tal, ohne etwas anderes zu entdecken als das, was von der »Solaris«-Besatzung bereits gemeldet worden war. Eine unterirdische technische Anlage, die radioaktiven Dampf abgab. Verkohlte Leichen. Clones, wiederholte der Offizier in Gedanken seine Informationen. Für ihn klang das völlig unglaubhaft. Er kannte den Kommandanten der »Solaris« nicht persönlich und neigte dazu, ihn für einen Phantasten zu halten.
    Deshalb fiel es ihm auch nicht schwer, ihm einen überhasteten Start und vielleicht sogar einen Absturz zuzutrauen.
    Im Tal jedenfalls gab es nichts zu entdecken außer eines der Flugzeuge, wie sie bekanntermaßen von den Barbaren-Priestern benutzt wurden. Der Offizier verzichtete darauf, das Beiboot landen zu lassen. Stattdessen flog er systematisch das Gebirge ringsum ab, und eine knappe Stunde später meldete die Ortung Metalltrümmer.
    Die Trümmer des Beibootes, das Ciran entführt hatte - doch das konnten die Marsianer nicht ahnen.
    Die Witterungsverhältnisse verboten es, bis auf Sichtweite heranzufliegen. Um die Gipfel des Himalaya tobte ein heftiger Sturm, und keiner der Marsianer legte Wert darauf, die Widerstandsfähigkeit ihres Fahrzeugs unter solchen Bedingungen zu erproben. Etwa zehn Minuten hing das Boot bewegungslos über dem fraglichen Platz, dann entschied Kirst, daß sie wohl tatsächlich die Trümmer der abgestürzten »Solaris« gesichtet hätten.
    »Könnte aber auch ein Haufen Nägel sein«, sagte Lyrio Hill respektlos.
    »Es ist die »Solaris«, wiederholte der Offizier seine Ansicht. »Aber wir werden versuchen, einen Landeplatz zu finden und uns zu überzeugen.«
    Sie versuchten es, und es dauerte fast eine Stunde.
    »Das ist ein Tagesmarsch«, sagte Lyrio Hill. »Ich hoffe, wir haben die notwendige Ausrüstung dabei.«
    »Sie wissen, daß wir alles dabei haben«, wies ihn Kirst zurecht.
    »Auch Fußsalbe?«
    Kirst biß die Zähne zusammen.
    Der dritte Mann sah sich sehr nachdenklich um. Für die Konstrukteure des Beibootes hatten Fußmärsche sicher nicht zu den möglichen Aufgaben der Insassen gehört. Ihre Ausrüstung gestattete es ihnen, völlig abgeschottet von der Außenwelt mehrere Wochen zu überleben oder sich - theoretisch - im Zentrum eines Atomkrieges zu bewegen. Aber sobald sie das Fahrzeug verließen, waren sie völlig auf die eigenen Kräfte angewiesen, und auch im normalen militärischen Ausbildungsprogramm kamen Fußmärsche nicht vor.
    Trotzdem ließ Kirst am anvisierten Platz landen.
    Eine Felsenterrasse mitten in einer Wildnis, die den Marsianern gelindes Grauen einflößte. Eine halbe Stunde lang beobachteten sie die Umgebung, bevor zwei von ihnen das Boot verließen. Lyrio Hill benutzte den Helmfunk, um seiner Meinung Ausdruck zu geben.
    »Bestimmt antwortet die »Solaris« nicht mehr, weil die Leute sprachlos wegen der grandiosen Landschaft sind«, behauptete er.
    Kirst preßte die Lippen zusammen. »Können Sie sich auf dem Gelände bewegen?«
    »Sicher.«
    »Halten Sie es für möglich, bis zu den Trümmern der »Solaris« vorzustoßen?« Bei dieser Frage hatte der Offizier bereits beschlossen, seinem Untergebenen mindestens zu einem halben Jahr psychiatrischer Behandlung zu verhelfen.
    »Möglich ist alles«, sagte Hill trocken.

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