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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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»Aber es würde, wie erwähnt, einen Tagesmarsch kosten. Und ich glaube nicht ...«
    Er verstummte abrupt.
    Der Offizier starrte auf den Außenschirm und glaubte zu träumen. Von einer Sekunde zur anderen wurde die Wildnis ringsum lebendig. Yetis ... Schneemenschen ... Wie aus dem Boden gewachsen tauchten sie auf, fauchend und heulend, griffen blindlings an und schienen die Lasergewehre und Betäubungswaffen in den Händen ihrer Gegner überhaupt nicht wahrzunehmen.
    »Zurück!« schrie Kirst hysterisch. »Sofort zurück! Aktion abbrechen!«
    Die beiden Marsianer schafften es, sich schnell genug in das Beiboot zurückzuziehen.
    Auch sie erlebten den unheimlichen Augenblick, als ein Felsblock an ihnen vorbeirollte und fast ihr Fahrzeug zerschmetterte. Dem marsianischen Offizier gelang es ohne Schwierigkeiten, das Boot zu starten, aber seine Hände zitterten.
    »Wahrhaft paradiesisch«, murmelte Lyrio Hill.
    »Wie bitte?« fragte sein Vorgesetzter scharf.
    »Paradiesisch«, wiederholte Hill. »Es sollte ein Scherz sein, Kommandant, aber ich sehe ein, daß es ein schlechter Scherz war. Nach allem, was wir gesehen haben, dürfen wir wohl davon ausgehen, daß die »Solaris« abgestürzt und die Besatzung massakriert worden ist.«
    *
    Auf den Außenschirmen wirkte die Flußniederung mit den winkenden Menschen wie eine Spielzeug-Landschaft.
    John Coradi lief der Schweiß ins Genick. Sein Co-Pilot bediente mit zitternden Fingern die Kontrollen. Die Landung bot keine Probleme, auch der Start war nicht schwierig gewesen. Aber die beiden Männer spürten den aufmerksamen Blick von Beryl, der sich im Andrucksitz des Funkers angeschnallt hatte. Sie wußten, daß nur die Tür und ein kurzer Transportschacht sie von den restlichen Terranern trennten, daß sie keine Chance hatten, ihre Bewacher zu überwältigen - daß sie hoffnungslos in der Falle saßen.
    Bremsschübe ließen das Schiff erzittern.
    Der flache Platz zwischen Baumgürtel und Steppe war menschenleer. Minuten später setzte die »Solaris« mit einem harten Ruck auf, und John Coradi fuhr sich mit der Hand über die Stirn, während seine Ohren noch vom Donnern der Triebwerke dröhnten. Beryl schüttelte die Gurte ab und stand auf. Hinter ihm erschien Charru in der Tür. Sein Blick wanderte über die beiden Marsianer.
    »Gut«, sagte er. »Und jetzt aktivieren Sie den Energieschirm.«
    Coradi schluckte.
    »Energieschirm?« echote er.
    Charru lächelte matt. »Selbst die alte »Terra« verfügte über einen Energieschirm, der sie gegen Ortungsstrahlen schützte. Und die »Solaris« ist ein Kampfschiff. Also?«
    Der marsianische Kommandant begrub seine letzte Hoffnung. Jede Suchaktion würde vergeblich bleiben. Coradi ließ die Schultern sinken und nickte dem Co-Piloten zu.
    »Aktivieren Sie den Schirm«, sagte er tonlos.
    Der Offizier gehorchte schweigend. Durch die Sichtkuppel konnte Charru das kurze Flimmern in der Luft sehen, als sich die schützenden Energiefelder aufbauten. Vom Fluß her näherten sich die ersten Menschen dem Schiff, eilig und erregt. Vermutlich wußten sie schon von der Beiboot-Besatzung, warum die »Solaris« hier gelandet war. Und sicher spürten sie alle den gleichen Zorn und die gleiche Bitterkeit, wehrten sich mit der gleichen Verzweiflung gegen die Wahrheit, weil sie den Gedanken nicht ertrugen, daß die Erde wirklich unbewohnbar werden könnte.
    Karstein und Kormak sperrten die beiden Marsianer zu den anderen in die Zellen, wo sie bequemer untergebracht waren als die meisten Menschen in dem provisorischen Lager.
    Charru und Beryl fuhren im Transportschacht nach unten. Anders als die alte »Terra« mit ihrer vorsintflutlichen Eisenleiter verfügte die »Solaris« über eine ausfahrbare Rampe. Die Menschen warteten schweigend. Gerinths nebelgraue Augen wirkten verschleiert, als sein Blick über die kleine Gruppe glitt, die das Schiff verließ.
    »Charru«, sagte er leise. »Ist es wirklich wahr, was Gillon erzählt hat?«
    »Ich weiß es nicht, Gerinth. Ich weiß nur, daß die Marsianer keinen Grund haben, uns zu belügen. Und wir mußten damit rechnen, daß sie die Explosion einer Atombombe auf diesem Planeten nicht hinnehmen würden, wir ...«
    Er stockte, als sein Blick zufällig auf Ciran fiel.
    Von dem gebrochenen Arm abgesehen war dem Jungen nur noch wenig von den Strapazen anzumerken. Furcht und Sorge lagen in seinen Augen, aber er wagte offenbar nicht, sich bemerkbar zu machen.
    »Du willst zu deinem Bruder?« fragte Charru.
    Ciran

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